Anders als herkömmliche Heizsysteme erwärmen Infrarotheizungen nicht die Raumluft, sondern gezielt Oberflächen, Objekte und Menschen – ähnlich wie die natürliche Wärme der Sonne. Trotz ihrer Effizienz sind Infrarotheizungen eher selten zu finden, was unter anderem daran liegen könnte, dass das Wort „Infrarotstrahlung“ im ersten Moment Skepsis bei vielen Personen auslöst. Doch wie funktioniert eine Infrarotheizung genau, was steckt hinter der Infrarotstrahlung und was sind die Vor- und Nachteile einer Infrarotheizung? Wir zeigen es Ihnen.
Lesezeit: 4-5 Minuten
Inhalt:
Um die Funktionsweise einer Infrarotheizung besser zu verstehen, zeigen wir Ihnen erstmal, wie eine Infrarotheizung aufgebaut ist. Grundlegend besteht jede Infrarotheizung aus vier Elementen:
1. Front/Abstrahlungskörper
Die Vorderseite, also der Abstrahlungskörper, strahlt elektromagnetische Infrarotwellen in den Raum, sodass Objekte, Oberflächen und Personen oder Haustiere im Raum erwärmt werden.
2. Heizelement
Das Heizelement hinter dem Abstrahlungskörper wird mit Strom betrieben und erzeugt die Infrarotstrahlung, die über die breite Fläche des Abstrahlungskörpers abgegeben wird.
3. Dämmung
Die Dämmung bzw. Isolierung sitzt auf der Rückseite des Heizelements. Dadurch wird zum einen verhindert, dass die Wärme des Heizelements nach hinten über die Rückwand an die Wand abgegeben wird, und zum anderen erhöht dies die Wärme der frontalen Heizfläche. Die Dämmung bzw. Isolierung wird auch Wärmestau genannt.
4. Rückwand
Die Rückwand ist durch die Dämmung geschützt, damit sie – wie erwähnt – nicht so warm wird. Sie dient primär zur Montage der Infrarotheizung.
Übrigens: In der Regel werden Infrarotheizungen an der Decke oder der Wand montiert. Sie können aber auch mit Füßen frei im Raum platziert werden.
Die Wirkungsweise einer Infrarotheizung ist ganz einfach. Das Gerät wird mit Strom betrieben, welcher vom Heizelement in elektromagnetische Infrarotstrahlung umgewandelt wird. Diese wird über die Vorderseite an den Raum abgegeben. Sobald die infrarote Wärmestrahlung auf Festkörper trifft, versetzt sie die Moleküle dieser Festkörper in Schwingung und erwärmt diese.
Die langwelligen Infrarot-C-Strahlen (IR-C-Strahlen) der Infrarotheizung erwärmen kontaktfrei alle im Raum befindlichen Objekte, Personen und Wände direkt. Wie stark sich das jeweilige Material erwärmt, hängt von seiner Beschaffenheit sowie von der Stärke der infraroten Strahlen ab.
Die Luft im Raum wird also selbst nicht erwärmt, sondern nur indirekt durch die Wärmeabgabe von Personen, Objekten und Flächen. Deshalb spielt auch die Raumlufttemperatur beim Heizen mit einer Infrarotheizung keine entscheidende Rolle.
Die Infrarotstrahlung ist Teil der optischen Strahlung im elektromagnetischen Spektrum und liegt zwischen sichtbarem Licht und Mikrowellen. Ihre Wellenlänge reicht von 780 Nanometern bis 1 Millimeter. Die langwelligen Infrarot-C-Strahlen von Infrarotheizungen liegen im Bereich von 3.000 Nanometern bis 1 Millimeter.
Übrigens: Abhängig von der Wellenlänge wird zwischen naher (IR-A), mittlerer (IR-B) und ferner (IR-C) Infrarotstrahlung unterschieden.
1. Raumklima
Beim Heizen mit Infrarot wird keine Luft aufgewirbelt, sodass Staub- und Haarpartikel nicht ständig bewegt werden – dies schafft ein angenehmes Raumklima. Weil die Luft im Raum weniger zirkuliert, ist eine Infrarotheizung gut für Menschen, die unter Allergien leiden. Personen mit einer Staub- oder Tierhaarallergie sollten also über das Heizen mit Infrarot nachdenken. Ebenso trocknet eine Infrarotheizung die Schleimhäute und Augen nicht so aus, wie dies herkömmliche Heizungen tun.
Nachteil: Die Prämisse für einen effizienten Einsatz einer Infrarotheizung ist jedoch, dass die Räumlichkeiten gut isoliert und gut gedämmt sind. Ebenso muss das Mauerwerk trocken sein. Ansonsten kann sich dieser Vorteil schnell in einen Nachteil verwandeln, weil die Infrarotheizung ständig auf Hochtouren arbeiten müsste und so einen sehr hohen Stromverbrauch erzeugen würde.
2. Weniger Schimmel
Bei Konvektionsheizungen gelangt die Wärme nicht immer in alle Ecken und es entstehen oft Kondensationen an der Wand. Daher ist ein weiterer Vorteil, dass Infrarot Schimmel vorbeugt, da Feuchtigkeit in den Wänden minimiert wird. Infrarotheizungen können also generell sinnvoll sein, um effizient und richtig zu heizen.
Tipp: Erfahren Sie in unserem swb-Magazin, wie Sie Schimmel richtig entfernen.
3. Wohlbefinden
Infrarotwärme ähnelt, was die Art der Erwärmung angeht, den Strahlen der Sonne und hat daher eine entspannende Wirkung. Durch das vermeintliche Gefühl von Sonnenwärme in den eigenen vier Wänden stellt sich ein wohliges Gefühl ein.
Diese Wärme geht übrigens auch weniger schnell verloren, da Gegenstände Wärme viel effektiver absorbieren und speichern können. Wenn Sie also zwischendurch mal richtig lüften wollen, hat das weniger Auswirkungen auf die vorhandene Wärme im Raum.
4. Kosten
Da die Wärme von Infrarotheizungen der Erfahrung nach schneller wahrgenommen wird und länger erhalten bleibt, muss in Summe weniger geheizt werden, sodass der Verbrauch einer Infrarotheizung im Vergleich zur Konvektionsheizung geringer ausfällt.
Hinzu kommt, dass eine Infrarotheizung mit Thermostat nicht die typischen Wartungs- und Instandhaltungskosten einer herkömmlichen Heizung verursacht und die Anschaffungskosten deutlich unter der Neuinstallation einer Öl- oder Gasheizung liegen. Darüber hinaus braucht eine Infrarotheizung keinen Schornstein.
Nachteil: Auch beim Kauf eines Infrarot-Heizkörpers kommt es auf die Materialbeschaffenheit und die Verarbeitungsqualität des Produktes an, da sich dies direkt auf den Infrarotheizungs-Stromverbrauch und somit auf die Kosten auswirkt. Auf den errechneten Heizbedarf sollten Sie stets 10-20 Prozent aufschlagen, damit Sie mit einer ausreichenden Leistungsfähigkeit kalkulieren.
Tipp: Weitere Stromkosten können Sie sparen, wenn Sie in Ihrem Haushalt versteckte Stromfresser finden.
5. Nutzungskomfort
Durch die einfache Montage ist eine Infrarotheizung weitgehend mobil. Die flachen und platzsparenden Infrarot-Paneele lassen sich bei Bedarf leicht umhängen. Die Infrarot-Heizkörper eignen sich somit ideal als Haupt- oder Zusatzheizung, besonders in Häusern, wo es keinen Keller gibt.
Festmontiert sind sie eine gute Option für alle Räume, die ohnehin nur wenig in Benutzung sind, wie zum Beispiel Gästezimmer. Außerdem gibt es Anwendungen von Infrarotheizungen im Badezimmer als Infrarotspiegelheizung oder als Infrarot-Fußbodenheizung-Kombination.
Nachteil: Allerdings ist eine Infrarot-Heizplatte nur richtig positioniert vollkommen effizient. Mit einer Reichweite von 3,5 und 5 Metern müssen die Infrarotstrahlen den gesamten Raum erreichen, da andernfalls tote Winkel entstehen.
6. Optik
Auch mit der Optik kann ein Infrarot-Heizpaneel punkten, da es diese in vielen unterschiedlichen Designs gibt, die nach der individuellen Einrichtung ausgewählt werden können. Mittlerweile lassen sich Infrarotheizungen sogar mit Urlaubsbildern oder anderen eigenen Motiven bedrucken, was sie noch dekorativer machen kann. Unter Umständen kann es auch optisch gut wirken, Heizpaneele frei im Raum zu platzieren. Mit derartigen Vorteilen kann die durchschnittliche Konvektionsheizung nicht mithalten.
7. Umweltschutz
Wenn Sie Ökostrom nutzen und Ihre Infrarotheizung mit einer hauseigenen Photovoltaikanlage ergänzen, können Sie beim Infrarotheizen nicht nur Geld sparen, sondern auch die Umwelt schonen.
Nachteil: Jedoch ist die Nutzung von selbsterzeugtem Solarstrom im Winter nur eingeschränkt möglich, da die Leistung der Photovoltaikanlage von der Intensität der Sonneneinstrahlung abhängt. Bei erhöhtem Heizbedarf reicht der produzierte Solarstrom demnach nicht aus.
Tipp: Mit unserem swb Ökostrom-Tarif Strom proKlima wird die Energie zu 100 Prozent nachhaltig aus deutschen Wind- und Wasserkraftanlagen erzeugt.
Übrigens: Mittlerweile gibt es eine Weiterentwicklung der Infrarotheizung, die Photonenheizung. Photonenheizungen nutzen einen breiteren Teil des Lichtspektrums und heizen so noch effizienter.
Der größte Unterschied ist die Art und Weise des Heizens:
Eine herkömmliche Konvektionsheizung erwärmt die Raumluft, indem sie Wasser erhitzt, das durch Rohre in den Heizkörper gelangt. Daraufhin steigt warme Luft über dem Heizkörper nach oben und kühle Luft strömt auf der Unterseite des Heizkörpers nach. In der Folge zirkuliert die Luft.
Eine Infrarotheizung erwärmt Objekte, Körper und Wände im Raum dank der langwelligen Infrarotstrahlen direkt. Dadurch wird unter anderem die Luftzirkulation minimiert, die Staub aufwirbelt, und der Raum ist weniger schimmelanfällig.
Nein, anders als oft angenommen ist diese Annahme nicht berechtigt. Die Infrarotstrahlung dringt nur wenige Millimeter in die Haut ein und richtet dabei keinen Schaden an. So gibt es keinen negativen nachgewiesenen Zusammenhang zwischen Infrarotheizung und der Gesundheit.
Eher das Gegenteil ist der Fall, denn Infrarot-C-Strahlen werden häufig in der Medizin eingesetzt, um Rheuma zu therapieren, zu entschlacken, den Stoffwechsel zu aktivieren oder auch das Immunsystem zu stärken. Darüber hinaus kann Infrarotstrahlung Muskelschmerzen und Verspannungen lindern sowie die Durchblutung fördern.
Ja, Infrarotheizungen können umweltfreundlich sein, wenn sie mit Ökostrom betrieben werden und in gut gedämmten Gebäuden zum Einsatz kommen. Sie arbeiten effizient, da sie gezielt Oberflächen und Menschen erwärmen und kaum Wärmeverlust entsteht. Durch eine eigene PV-Anlage kann diese Bilanz noch verbessert werden. Bei Strom aus fossilen Brennstoffen oder in schlecht isolierten Räumen fällt die Umweltbilanz jedoch erheblich schlechter aus.
Ja, eine kurze Berührung der Oberfläche macht nichts aus, aber ein Anlehnen wie bei einer klassischen Heizung wird nicht empfohlen, da die Oberfläche heiß wird. Das Anlehnen ist ohnehin nicht nötig, da die Wärmestrahlung die Körper direkt erwärmt.
Die Infrarotheizung mit einer Decke oder einem Handtuch zuzudecken, wird nicht empfohlen, da dies die Strahlkraft der Heizkörper beeinträchtigt. Oft ist dies sowieso nicht möglich, da die Paneele in der Regel an der Wand oder der Decke montiert werden. Jedoch gibt es auch Standfüße für Infrarotheizungen, damit sie frei im Raum aufgestellt werden können.
Infrarotheizungen haben einen eingebauten Sensor, der sie vor Überhitzung schützt und im Notfall abschaltet.
* Wir leben Diversität und heißen alle Menschen willkommen, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Behinderung und Identität. Wir sind davon überzeugt, dass uns Vielfalt bereichert und im gemeinsamen Arbeiten voranbringt. Deshalb haben wir 2017 die Charta der Vielfalt unterzeichnet.