Stimmen aus aller Welt, spannende Reportagen, anrührende Schicksale: Radio-Geschichten sind wie Kino für die Ohren. An jedem ersten Mittwoch im Monat präsentieren Beate Hoffmann und Charly Kowalczyk um 19:30 Uhr ein Radio-Feature im Alten Fundamt, Auf der Kuhlen 1A, 28203 Bremen. Der Eintritt frei. Weitere Informationen zu den Terminen und zu den Hygienebedingungen sind zu finden auf www.bremer-hoerkino.de.
Veranstaltet von
Beate Hoffmann und Charly Kowalczyk
Bremer Medienbüro
Elsasser Straße 27
28211 Bremen
5. Februar 2025, 19.30 Uhr
von Karen Muster
Nichts ist so schrecklich und nichts so schön und aufregend wie das Leben mit Kindern. In einer Selbstbeobachtung nähert sich die Autorin dem selten öffentlich gemachten Hinterzimmer der Familie. Einmal wollte sie die Polizei rufen. Schrie ihre Kinder an: »So, es reicht, ich ruf jetzt die Polizei.« Mit einem Rest Abstand zu sich, wusste sie, dass sie das nicht machen würde und wie irre sie gerade war. Trotzdem brach da ein verzweifelter Schrei nach Öffentlichkeit und Hilfe durch. Die Kinder riefen angsterfüllt: »Nein, bitte nicht die Polizei.«
Was jetzt als lustige Anekdote in der Familie erzählt wird, hat doch einen wahren Kern. Die Autorin fragt sich öffentlich, wie sie den schrecklichen Streits, dem Geschrei, der Wut und den Tränen beikommen kann. Und: Geht das nur ihr so? In die Hinterzimmer der anderen kann sie nicht blicken. Wer sagt schon ehrlich, wie schlimm es wirklich ist? Die Autorin versucht Licht ins Dunkel des Tabus zu bringen: Mit einem Fragebogen über Familienstreits, ehrlichen Gesprächen mit anderen Eltern, einem Beschwerdebüro für Kinder und – tatsächlich – einem Anruf bei der Polizei.
5. März 2025, 19:30 Uhr
von Tom Schimmeck
Einst galt die Kraft der Kernspaltung als Garant für Wachstum und Wohlstand. 1955 wurde Franz-Josef Strauß erster Atomminister. 1961 lieferte der erste Atomreaktor Strom für die Westrepublik. 1966 ging das erste Kernkraftwerk der DDR ans Netz. »Kernenergie« – von »Atomkraft« sprachen damals nur die Gegner – war lange Staatsräson: der Treibstoff des Fortschritts, die Rettung vor der »Ölkrise«. Milliarden flossen in die Forschung und den Bau der Reaktoren. Bei der Beseitigung des strahlenden Mülls halfen Behörden großzügig – bis an die Grenzen der Legalität.
Die politische Schlacht um das Für und Wider währte Jahrzehnte. Durch den Super-GAU von Tschernobyl 1986 wuchsen die Zweifel. Doch erst die dreifache Kernschmelze von Fukushima 2011 zementierte den deutschen Ausstieg. Eine Ära ist zu Ende gegangen. Wie teuer wird sie uns zu stehen kommen? Von einer Renaissance der Atomkraft ist die Rede. Frankreich setzt auf die nukleare Option. Startups tüfteln weltweit an neuen Formen von AKWs. Spannungen in Europa haben die Debatte um die Versorgungssicherheit neu eröffnet.
2. April 2025, 19:30 Uhr
von Senta Höfer
Die Rumäniendeutsche Helga Höfer arbeitete in Bukarest als Journalistin für den Bayerischen Rundfunk (BR). Das machte sie interessant für den Geheimdienst. Über dreißig Jahre später öffnet ihre Tochter Senta Höfer die nun zugängliche Securitate-Akte.
In den 70er- und 80er-Jahren arbeitete Helga Höfer als Journalistin für den BR. Sie recherchierte, bahnte Kontakte an, führte Interviews und übersetzte. Die westdeutschen Korrespondenten strickten daraus ihre Beiträge. Sie selbst war selten im Fernsehen zu sehen, wurde aber ausgiebig abgehört. Über dreißig Jahre später lässt sich ihre Tochter Senta Höfer die Securitate-Akte zeigen und findet eine teils unfreiwillig komische, teils gespenstische Chronik ihrer eigenen Kindheit in Bukarest vor. Und sie erkennt, wie die Folgen der Beschattung bis in dieGegenwart reichen.
7. Mai 2025, 19:30 Uhr
von Christiane Seiler
Kinder sind abhängig von ihren Eltern. Statistisch gesehen ist ihr Armutsrisiko besonders groß, wenn sie nur bei einem Elternteil aufwachsen oder viele Geschwister haben. Aber was ist überhaupt Armut? Das kann von Fall zu Fall sehr unterschiedlich sein. Armut hat mit Geldsorgen zu tun, mit Mangel an Sicherheit, mit fehlenden Bildungs- und Entwicklungschancen, mit Behinderung.
Was bedeutet das für ein Kind, einen Jugendlichen, eine Mutter? Menschen erzählen von ihrem schwierigen Lebensweg und davon, was ihnen hilft, der Armut zu entkommen.
4. Juni 2025, 19:30 Uhr
von Antje Meichsner
Wald. Schluchten. Felsformationen. Die Sächsische Schweiz ist wie ein Märchenland, in dem viele Rechtsextreme leben. Was erzählen Ehemalige, Zugezogene und Dagebliebene, die damit nicht einverstanden sind? Durch die Wälder und Schluchten, über die Felsen und Stege bewegt man sich behutsam – eine ungeschriebene Grundregel in der Sächsischen Schweiz. Etwas ganz Eigenes, Magisches, auch Raues hat die Sächsische Schweiz. Wer hier aufgewachsen ist, trägt sie ein Leben lang in sich. Andere verlieben sich in sie und ziehen hin. Aber es ist auch die Region, in der Rechtsextreme Mehrheiten bilden, sozial akzeptiert und gut vernetzt sind. In unterschiedlichen Varianten und mit unterschiedlichen Ausprägungen der Gewalt. Wie geht es den Menschen, die da nicht mitmachen wollen?
Antje Meichsner führt eingehende Gespräche mit Menschen, die in der Schule gemobbt und verprügelt wurden, und hört Erlebnisse aus den Dörfern, aus der Landschaft. Manche haben die Sächsische Schweiz verlassen, andere sind hingezogen, verbunden mit ihr sind sie alle. Und alle eint die Frage: Wie lebt es sich in der schönen Landschaft aller?
3. September 2025, 19:30 Uhr
von Maike Jebens und Agnieszka Pröfrock
Nach acht Jahren rechtskonservativer PIS-Regierung hat Polen eines der striktesten Abtreibungsgesetze Europas. Viele Frauen sind verzweifelt und wütend – Hilfe bekommen sie kaum. "Perle" wurde beim Prix Europa als "beste europäische Radiodokumentation 2022" ausgezeichnet.
Selbst die Abtreibung stark geschädigter Föten ist in Polen seit 2021 verboten. Nachdem eine schwangere Frau im Krankenhaus an einer unbehandelten Sepsis starb, gingen Tausende auf die Straße. Sie machen die Abtreibungsgesetze für ihren Tod verantwortlich. Die Ärzte hätten aus Angst vor rechtlichen Folgen nicht gehandelt. Wut und Unsicherheit unter den Frauen wächst. Die Geburtenrate ist so niedrig wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Einschüchterung und Kriminalisierung durch Polizei und Medien sind an der Tagesordnung.
Viele setzen ihre Hoffnung darauf, dass die neue Regierung die Abtreibungsgesetze wie versprochen liberalisieren wird, doch bisher scheiterten alle Versuche im Parlament.
1. Oktober 2025, 19:30 Uhr
von Nicolas Morgenroth
Wie Post- und Long-Covid betrifft auch ME/CFS vor allem Frauen jugendlichen und mittleren Alters. Sie erleben eine Medizin, die Forschung überwiegend an Männern betreibt und die körperlichen
Beschwerden von Frauen oft nicht ernst nimmt.
Das Feature folgt Betroffenen sowie Ärztinnen und Ärzten in die Geschichte einer stigmatisierten Krankheit: Jahrzehntelang wird das Chronische Fatigue-Syndrom zu einem psychosomatischen, einem mehrheitlich bei Frauen vorkommenden Phänomen erklärt und die Forschung stagniert. Bis 2020 gibt es in Deutschland keine öffentliche Förderung für die Erforschung von Therapien für ME/CFS, obwohl hier rund 300.000 Menschen betroffen sind. Doch dann kommt die Corona-Pandemie in Deutschland an. Betroffene von Post Covid und ME/CFS tun sich zusammen, um Forschung, Aufklärung und Versorgung zu fordern. Mit Erfolg.
5. November 2025, 19:30 Uhr
von Sabine Schmidt
Noch immer bestimmen ethnische Konfl ikte und Gewalt den Alltag. Die Wirtschaft liegt am Boden, die Arbeitslosigkeit ist eine der höchsten weltweit. Im Juni hat der ANC, Mandelas Partei, zum ersten Mal die absolute Mehrheit verloren. Die junge Generation wird als »Born Free« bezeichnet, aber wie blickt sie auf ihr Land und in die Zukunft?
Die 40-jährige Okhela studiert und wird Teil einer großen Bewegung: Frauen im Bauwesen. Heute plant sie Bauprojekte und führt ein finanziell unabhängiges Leben. Trotz dieser Freiheit frustriert sie die Entwicklung ihres Landes. May ist ebenfalls 40. Vier Mal bewirbt er sich bei der Polizei, bis er es schafft. Als die Belastung im täglichen Kampf gegen die Kriminalität zu groß wird, fängt May an zu trinken und setzt alles, was er erreicht hat, aufs Spiel. Johannes kommt 1997 aus Deutschland nach Südafrika und lässt sich von dem Enthusiasmus der jungen Demokratie mitreißen. Er bleibt, gründet eine Firma und heiratet. Noch wenige Jahre zuvor wäre die Ehe mit seinem Mann Jonathan undenkbar gewesen.
3. Dezember 2025, 19:30 Uhr
von Ronja Mira Dittrich
Die mexikanische Kleinstadt Altar ist ein Umschlagsort für Drogen und Menschen. Letzter Halt für Migranten vor ihrer lebensgefährlichen Wanderung durch die Wüste in die USA.
Die Autorin reist mitten ins Gebiet der Narcos – auf der Suche nach geheimen Nähstuben, in denen »Alparagatas« hergestellt werden. Schuhe, die ihre Träger im Wüstensand unsichtbar machen. Dabei trifft sie einen Mann, der versucht in einer von Gewalt gezeichneten Gegend eine Alternative vorzuleben.