Ökostrom ist die elektrische Energie, die aus Erneuerbaren-Energie-Anlagen (EE-Anlagen) mithilfe von Wasserkraft, Sonnenenergie, Biomasse etc. gewonnen wird. Laut Umweltbundesamt wurde 2023 erstmals mehr als 50 % des produzierten Stroms aus erneuerbaren Energiequellen erzeugt. Den größten Anteil hat dabei die Windenergie geleistet. Ökostrom soll Verbrauchenden die Möglichkeit geben, einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Aber tut er das wirklich? Wir erklären Ihnen in diesem Artikel, warum Ökostrom nicht gleich Ökostrom ist, welche Kritik es am grünen Strom gibt und worauf Sie achten müssen.
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Inhalt:
1. Umweltfreundlichkeit & Klimawandelbekämpfung
Der größte Vorteil von Ökostrom ist, dass er umweltfreundlich ist. Im Gegensatz zu fossilen Brennstoffen verursacht er keine oder nur sehr wenige Emissionen. Dies trägt maßgeblich zur Reduktion von CO2-Emissionen in der Atmosphäre bei und hilft, den Klimawandel zu bekämpfen.
2. Nachhaltigkeit & Zukunftsorientiertheit
Anders als fossile Brennstoffe sind erneuerbare Energiequellen – auch wenn sie natürlichen Schwankungen ausgesetzt sind – unerschöpflich. Dies sichert die Energieversorgung für die aktuellen und zukünftigen Generationen.
3. Reduzierte Abhängigkeit = verbesserte Energiesicherheit
Länder, die Brennstoffe importieren müssen, sind anfälliger für Preisschwankungen und können durch politische Ereignisse in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Der Ausbau von Ökostrom und erneuerbaren Energien erhöht die Energiesicherheit und macht Länder energieunabhängiger von anderen Ländern.
4. Gesundheitliche Vorteile
Durch eine intensivere Nutzung von Ökostrom wird die Luftverschmutzung verringert. Dies hat positive gesundheitliche Auswirkungen für die gesamte Bevölkerung sowie Pflanzen- und Tierwelt.
5. Internationale Verpflichtungen
Zusätzlich haben sich viele Länder z.B. im Rahmen des Pariser Klimaschutzabkommens verpflichtet, ihre CO2-Emissionen zu reduzieren. Der Ausbau von Ökostrom ist ein essenzieller Schritt, um diese globalen Klimaziele zu erreichen.
Da es keine gesetzlich festgelegte Definition für Ökostrom gibt, bezeichnen Unternehmen Ökostrom gerne auch als grünen Strom, Naturstrom etc. Dies führt leider immer wieder zur Verwirrung auf Verbraucherseite. Gemeint ist aber das Gleiche.
Ja.
Bei der Erzeugung gibt es Schwankungen, was einer der größten Nachteile von Ökostrom ist. Denn wenn z.B. die Sonne nicht scheint, wird mit Photovoltaik-Anlagen kein Strom produziert. Die Lösung dafür ist, zu diversifizieren und auf mehrere erneuerbare Energien gleichzeitig zu setzen.
Ja, teilweise.
Es stimmt, dass Ökostrom in einigen Fällen aus dem Ausland importiert wird. Deutschland könnte sich in solchen Fällen theoretisch auch selbst versorgen, müsste dafür aber wieder Kraftwerke mit fossilen Brennstoffen hochfahren. Daher wird beispielsweise grüner Strom aus Dänemark oder Norwegen importiert. So wird immerhin der Ökostrom im Ausland gefördert. Außerdem exportiert Deutschland mitunter auch Ökostrom in Länder, die von konventioneller Stromerzeugung abhängig sind. Wer generell den Ausbau von Ökostrom im Inland unterstützen möchte, sollte ein stromanbietendes Unternehmen mit entsprechenden Herkunftsnachweisen wählen.
Diese Herkunftsnachweise gelten als eine Art „Geburtsurkunde“ für jede in Europa nachhaltig erzeugte Megawattstunde Strom. Dadurch können europäische Stromversorger nur die Menge an Ökostrom ausweisen, die auch tatsächlich produziert worden ist.
Übrigens: In diesem Kontext fällt häufiger der Begriff „Graustrom“. So wird Strom bezeichnet, dessen Herkunft unklar ist. Ob dieser erneuerbar oder herkömmlich erzeugt wurde, spielt dabei keine Rolle.
Das kommt auf das stromanbietende Unternehmen an. Häufig wird kritisiert, dass Unternehmen Ökostrom anbieten, aber nicht in eine umweltfreundliche Stromproduktion investieren. Einige Unternehmen haben jedoch nicht die Kapazitäten und Möglichkeiten, dies zu tun. Allerdings unterstützen viele stromanbietende Unternehmen indirekt den Ausbau von Ökostrom. Derartige Unternehmen lassen sich mithilfe von Herkunftsnachweisen und seriösen Siegeln identifizieren.
Es wird häufig angenommen, dass nach dem Abschluss eines Ökostromtarifs im Haushalt auch 100 % Ökostrom ankommt – das ist jedoch nicht der Fall. Beim Strom muss zwischen dem physikalischen und bilanziellen Strom unterschieden werden.
Der physikalisch erzeugte Strom wird (außer beim Eigenverbrauch einer PV-Anlage) ins Stromnetz eingespeist und vermischt sich dann mit dem restlichen Strom – dieser Pool wird bildlich auch als Stromsee bezeichnet. Der bilanzielle Strom ist der Strom, der laut Abrechnung geliefert wird. Daher ist es tatsächlich so, dass aus der Steckdose immer ein Strommix aus dem Stromsee kommt, auch wenn ein anderer in der Abrechnung steht.
Da Unternehmen natürlich insgesamt trotzdem so viel Ökostrom im Netz bereitstellen müssen, wie viel sie an ihre Kundinnen und Kunden* verkaufen, trägt jeder Abschluss eines Ökostromtarifs auch dazu bei, dass entsprechende Kapazitäten zur Erzeugung von Ökostrom vorgehalten bzw. ausgebaut werden müssen – ob vom Unternehmen selbst oder von Zulieferern.
Übrigens: Unser Stromnetz muss eine Menge leisten und managen, um rund um die Uhr Strom für alle zur Verfügung zu stellen. Wie genau das funktioniert, erfahren Sie in unserem Artikel über Smart Grids.
Grüner Strom kann sich lohnen, denn sein Anteil am Gesamtstrom sowie der Ausbau von Ökostrom kann durch den Bezug positiv beeinflusst werden – sofern Unternehmen bzw. deren Zulieferern den Ausbau fördern. Falls Sie auf Nummer sicher gehen möchten, können Sie auf Folgendes achten:
1. Herkunftsnachweis & Stromsiegel prüfen
Die rein rechnerische Verbesserung der Klimabilanz von Unternehmen durch günstig eingekaufte Herkunftsnachweise (HKNs), wird durch das Herkunftsnachweisregister beim Umweltbundesamt verhindert.
Doch auch Qualitätsnachweise und Siegel für Ökostrom finden sich zuhauf und daher ist es oft nicht einfach, die Spreu vom Weizen zu trennen. In Bezug auf nachhaltigen Strom gelten folgende Siegel als seriös, da die Unternehmen auch in den Ausbau von Ökostrom investieren müssen:
2. Stromzusammensetzung beachten
Stromlieferanten sind laut § 42 EnWG dazu verpflichtet, ihre Stromzusammensetzung offenzulegen und kenntlich zu machen. Dank dieser Stromkennzeichnungspflicht können Sie selbstständig überprüfen, wie groß der Anteil des Ökostroms beim jeweiligen Anbieter ist.
3. Selbstständig nachfragen & erkundigen
Erkundigen Sie sich im Zweifelsfall selbst bei den Unternehmen, ob sie wirklich etwas für erneuerbare Energien tun. Es gibt viele Unternehmen, die sich engagieren und verpflichtet haben, einen Teil der Einnahmen in den Ausbau von erneuerbaren Energien zu investieren und so die Produktion von Ökostrom zu verbessern.
Tipp: Der nachhaltigste Strom ist der, der nicht verbraucht wird. Wir zeigen Ihnen einfache Tipps und Tricks, wie Sie im Alltag Strom sparen können.
Möchte man beispielsweise kritisieren, dass die Erzeugung von nachhaltigem Strom schwierig zu prognostizieren ist, so ist das legitim. Auch ist der Hinweis berechtigt, dass Ökostromtarife oft teurer als andere sind. Das gilt allerdings nicht für die gesellschaftlichen Folgekosten im Vergleich zu fossilen Energieträgern, die letztlich auch von Verbrauchenden getragen werden. Fest steht, dass mit einem wachsenden Anteil an Menschen, die Ökostrom beziehen, auch die Infrastruktur für erneuerbare Energien immer weiter ausgebaut und verbessert wird, was zur Nivellierung von Schwankungen beiträgt. Zudem wird die Umwelt geschützt und der Preis zukünftig günstiger. Achten Sie also auf die Kredibilität von Siegeln, schauen Sie nach Herkunftsnachweisen, beachten Sie die Stromzusammensetzung und informieren Sie sich regelmäßig.
Wir bei swb beziehen die Herkunftsnachweise aus Deutschland, Österreich und Frankreich aus Wind- und Wasserkraft. Weiterhin produzieren wir in unserem Weserkraftwerk und mit den Solarmodulen am Weserstadion eigenständig 100 % Ökostrom für die Region. Erfahren Sie in unserem Artikel gerne noch mehr über unser Kraftwerk am Weserwehr sowie Wasserkraftwerke im Allgemeinen.
Zusätzlich engagieren wir uns für den Ausbau erneuerbarer Energien in der Region. So schafften wir 2024 den vollständigen Austritt aus der Kohle. Dies war ein wichtiger Meilenstein für uns als regionaler Energieversorger und sorgte dafür, dass wir unsere CO2-Emissionen deutlich senken konnten. Denn bis 2035 ist es unser Ziel, klimaneutral zu sein.
Tipp: Schauen Sie gerne hier vorbei, wenn Sie an unserem swb Ökostrom oder unserem Werder Strom interessiert sind.
* Wir leben Diversität und heißen alle Menschen willkommen, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Behinderung und Identität. Wir sind davon überzeugt, dass uns Vielfalt bereichert und im gemeinsamen Arbeiten voranbringt. Deshalb haben wir 2017 die Charta der Vielfalt unterzeichnet.