Nachhaltigkeit ist ein Begriff, mit dem wir uns immer wieder konfrontiert sehen – so auch beim Thema Bau und Immobilien. Zu Recht, denn ein Hausbau sowie die anschließende Nutzung und Instandhaltung sind sehr ressourcenaufwändig. Dies muss allerdings nicht zwingend sein, weshalb sich das Konzept des nachhaltigen Bauens etabliert. Wo konventionelle Baukonzepte an ihre Grenzen stoßen, eröffnet nachhaltiges Bauen neue Möglichkeiten für eine dauerhafte und umweltschonende Bebauung von Flächen. Doch ab wann wird von nachhaltigem Bauen gesprochen? Was braucht es, damit ein Gebäude eine gute Ökobilanz aufweist? Wer bewertet dies? Damit befassen wir uns in diesem Artikel!
Inhalt:
Begrünte Dachterrassen und vertikale Gärten an Häuserwänden – diese Bilder kommen den meisten als erstes in den Sinn, wenn von grüner Architektur und nachhaltigem Bauen gesprochen wird. Ein bekannter Schauplatz für solch begrünte Hochhäuser ist zum Beispiel Singapur. Die Stadt setzt bei vielen Gebäuden auf begrünte Fassaden, die vor Hitze und Sonneneinstrahlung schützen, und gleichzeitig wertvollen Sauerstoff in der Großstadt produzieren sollen.
Die Definition für nachhaltiges Bauen gibt es jedoch nicht. Im Kern kommt es darauf an, den Energie- sowie den Ressourcenverbrauch zu reduzieren und die Umwelt zu jedem Zeitpunkt so gering wie möglich zu belasten. Dies gilt demnach nicht nur für den Bau selbst, sondern für den gesamten Lebenszyklus des Hauses (Bau – Nutzung – Rückbau).
Denn grüne Fassaden allein machen ein Gebäude noch nicht nachhaltig. Das weiß auch die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB), die Gebäude in Deutschland anhand bestimmter Kriterien hinsichtlich ihrer gesamtheitlichen Nachhaltigkeit bewertet. Das darauf beruhende Zertifizierungssystem des DGNB eV ermöglicht es, nachhaltiges Bauen in Deutschland mess- und vergleichbar zu machen.
Die Non-Profit-Organisation hat es sich dabei außerdem zur Aufgabe gemacht, ökologisches Bauen in der Architektur nicht nur in der Konstruktions-, sondern auch in der Planungs- und Nutzungsphase zu unterstützen.
Wie nachhaltige Architektur der Zukunft auszusehen hat, wird an ökologischen, ökonomischen sowie soziokulturellen Faktoren ausgerichtet. Zu den Bewertungskriterien der DGNB zählen:
(Detaillierte Informationen hierzu finden Sie auf der offiziellen Website dgnb-system.de.)
Tipp: Unser Artikel Repair Cafés beschäftigt sich mit dem Thema Wiederverwertbarkeit und handelt davon, defekte Gegenstände zu reparieren, statt sie wegzuwerfen. Ein nachhaltiger Ansatz für den Alltag!
1. Ressourceneffizienz
Wie nachhaltig die Bauweise eines Gebäudes ist, wird auch anhand der Ressourcen bemessen, die für den Bau verwendet werden. Nachhaltiges Bauen zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass sehr bewusst qualitativ hochwertige und schadstofffreie beziehungsweise -arme Baustoffe genutzt werden. Diese sollten aus erneuerbaren Quellen stammen und bei der Gewinnung und beim Transport möglichst geringe Umweltschäden und Energiekosten verursachen. Um die Nachhaltigkeit der Baustoffe zu unterstützen, müssen sie zudem eine hohe Lebensdauer aufweisen und umweltfreundlich entsorgt oder wiederverwendet werden können. Nachhaltiges Bauen mit Holz und das Verwenden nachhaltiger Materialien in der Architektur werden in diesem Zusammenhang immer beliebter.
2. Energieeffizienz
Umweltfreundlicher Hausbau zielt darauf ab, dass Gebäude langfristig möglichst CO2-neutral sind. Je weniger Ressourcenverbrauch ein nachhaltiges Haus bei der Energieversorgung verursacht, desto besser. Eine vernünftige Isolierung, ausgefeilte Energiesparkonzepte mit klimafreundlichem Ökostrom und Ökogas und nachhaltige Heiztechnik sind wichtige Bestandteile. Es geht hierbei nämlich nicht nur um das bloße Sparen von Energie. Denn nachhaltiges Bauen soll den Anspruch verfolgen, dass die ökologischen Häuser ihre benötigte grüne Energie selbst produzieren oder möglichst klimafreundlich von außen beziehen können. Sei es durch Photovoltaik-Zellen auf der Sonnenseite des Gebäudes, Windkraftwerke auf den Dächern von Wolkenkratzern oder beispielsweise durch Fern- und Nahwärme. Maßnahmen wie diese können nicht nur bei Neubauten realisiert, sondern auch durch Sanierungen erreicht werden und damit den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes positiv beeinflussen.
3. Ganzheitlichkeit
Im Sinne der Gebäudeeffizienz wird außerdem der ganzheitliche Lebenszyklus nachhaltiger Architektur begutachtet. Um ein nachhaltiges Haus zu bauen, sollte in allen Phasen des Lebenszyklus auf eine optimierte Nutzung von Rohstoffen und Energie geachtet werden. Das betrifft die Planung, Konstruktion, Nutzung und den Rückbau. Der Umweltschutz sollte zu jeder Zeit berücksichtigt und ernst genommen werden. Auch der Standort und die Art der Nutzung spielen bei der ganzheitlichen Betrachtung nachhaltiger Architektur eine entscheidende Rolle. Aber auch Dinge wie das Abwasseraufkommen oder die allgemeine Marktfähigkeit sind wichtig für die Vergabe eines DGNB-Zertifikats.
4. Beitrag zu Stadtbild und Landschaftsschutz
Nachhaltige Häuser sollten möglichst einen Beitrag für die Umwelt leisten. Ziel ist es, Stadtbilder durch nachhaltiges Bauen zu beleben und die Landschaft dauerhaft zu schützen. Hierbei wird unter anderem untersucht, wie viel Fläche das Gebäude beansprucht, wie die Biodiversität am Standort ist und ob der Hausbau Risiken für die lokale Umwelt darstellt. Grünes Bauen soll demzufolge auch umweltbewusstes Denken fördern und die Natur nachhaltig zurück in die Stadt holen.
5. Wohn- und Arbeitsqualität
Auch soziokulturelle Aspekte gehören zum Leitfaden für nachhaltiges Bauen. Nachhaltigkeit in Architektur und Funktionalität sollen für ein angenehmes Raumklima, akustischen und visuellen Komfort sowie eine hohe Aufenthaltsqualität sorgen. Dies gelingt beispielsweise durch Lüftungskonzepte, Sonnen- und Blendschutz sowie die Steuerung von Kunstlicht. Die natürliche Atmosphäre in nachhaltigen Häusern soll die Behaglichkeit beim Wohnen und Arbeiten fördern und nachhaltiges Bauen noch attraktiver machen. Daher wird das Gestaltungskonzept von Außenanlagen und ihre Wirkung auf das allgemeine Wohlbefinden untersucht. Ziel ist es, eine besonders hohe Zufriedenheit der Nutzenden zu erreichen.
Vorteile:
Die Vorteile sind ausgesprochen vielfältig und trotzdem wollen wir uns für einen ganzheitlichen Überblick allen Aspekten des nachhaltigen Bauens widmen – auch den schwierigeren. Denn auch wenn Nachhaltigkeit beim Bau immer wichtiger und mehr berücksichtigt wird, bedeutet dies häufig im Vorfeld einen recht hohen Planungsaufwand. Doch je mehr sich diese verhältnismäßig junge Herangehensweise an das Bauen etabliert, desto einfacher werden Verfahren und Lösungsansätze und auch deren Integration in die Bauplanung.
Die beim nachhaltigen Bau häufig höheren Investitionskosten amortisieren sich im zeitlichen Verlauf durch die niedrigen Betriebskosten. Auf diese Weise entsteht langfristig kein Nach-, sondern bei der richtigen Herangehensweise sogar ein Vorteil. Sollte mit einer Begrünung gearbeitet werden, darf natürlich auch die Instandhaltung und Pflege im Alltag nicht vergessen werden. Auch beim nachhaltigen Bauen kann es immer individuelle Verzögerungen und Probleme geben. Dies ist jedoch die Unbekannte, mit der sich jede bauende Person konfrontiert sieht. Sollten Sie persönlich einen Hausbau anstreben, sollten Sie solche Eventualitäten immer im Vorfeld zeitlich und finanziell einkalkulieren.
Tipp: Weitere Tipps und Tricks für mehr Nachhaltigkeit im Alltag finden Sie in unserem Blogbeitrag zum Thema Nachhaltiger Leben.
Nachhaltiges Bauen ist die Zukunft der Bauindustrie. Momentan steckt das umweltfreundliche Bauen aber noch in den Kinderschuhen. Großprojekte in Städten wie Singapur oder Berlin haben zwar schon jetzt eine Vorbildfunktion für die nachhaltige Architektur der Zukunft, bis diese Bauweise aber Alltag wird, ist es noch ein Stück zu gehen. Doch mit der zunehmend umweltbewussteren Denkweise vieler Menschen nimmt die Wende hin zur Nachhaltigkeit im Bauwesen stetig an Fahrt auf. Damit die Städte ökologischer werden, sind nachhaltiges Bauen und Wohnen der erste Schritt in die richtige Richtung.
Auch in Bremen ist dies zu beobachten. So wurde beispielsweise schon früh bei den Umbaumaßnahmen am Weserstadion von 2008 bis 2011 ein neues Energiekonzept in Zusammenarbeit mit EWE und swb erarbeitet. Das Stadion wurde in diesem Zuge mit einer hochmodernen Photovoltaik-Verkleidung ausgestattet, die aus 200.000 Solarzellen besteht. Wer genau hinsieht, kann die feinen Drähte im Stadiondach erkennen, die für die Gewinnung der Solarenergie verantwortlich sind. Bis zu eine Million Kilowattstunden Strom können so pro Jahr erzeugt werden. Der swb Tarif Werder Strom versorgt seitdem in Bremen und umzu lebende Fans mit echtem Werder-Strom aus dem Stadion.
Projekte wie diese zeigen, dass nachhaltiges Bauen nicht nur ein Ansatz für Neubauten ist, sondern auch im Zuge von Modernisierungsmaßnahmen einen Unterschied machen können. In Bremen und anderen Städten nimmt die Anzahl nachhaltiger Bauprojekten stetig zu, was auf eine saubere, grüne Zukunft in Sachen Wohn- und Arbeitsraum hoffen lässt.
Tipp: Für weitere zukunftsweisende Projekte im Land Bremen schauen Sie bei Interesse gerne bei unserem Quartiersmanagement vorbei.
* Wir leben Diversität und heißen alle Menschen willkommen, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Behinderung und Identität. Wir sind davon überzeugt, dass uns Vielfalt bereichert und im gemeinsamen Arbeiten voranbringt. Deshalb haben wir 2017 die Charta der Vielfalt unterzeichnet.