Bremen ist unter anderem für die Bremer Stadtmusikanten, den Roland oder den Dom bekannt. Doch es gibt noch mehr Dinge, die in der Stadt an der Weser ihren Ursprung gefunden haben und die Stadt besonders machen. Viele Bremer Erfindungen und Alleinstellungsmerkmale sind das Resultat von schlauen Köpfen, die den Mut hatten, ihre genialen bis kuriosen Ideen in die Tat umzusetzen. In diesem Artikel zeigen wir Ihnen, was eine Deichbremse ist, wofür der Flugpionier Heinrich Focke bekannt wurde, woher der Euro kommt und mehr.
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Inhalt:
1. Bremer Erfindung: Schraubstollen für Fußballschuhe
Bei Fußballschuhen spielen die Stollen eine wichtige Rolle, da sie das Wegrutschen beim Spielen verhindern. Im August 1949 stellte Alexander Salot, ein Schuhmacher aus Bremen-Blumenthal, einen Antrag für das Patent: „Fußballstiefel o. dgl. mit auswechselbaren Gleitschutzstollen“. Nach ein paar Tagen wurde sein Patentantrag bestätigt.
Für die Schuhe mit auswechselbaren Schraubstollen nutzte Salot eine Einlage aus Leichtmetall mit Gewindehülsen, die unter die Laufsohle der Fußballschuhe gelegt wurden. So konnten die Schuhe je nach Wetter mit den passenden Stollen ausgestattet werden. Damit kam er sogar dem Gründer von Adidas, Adi Dassler, zuvor.
Trotz des Patentes stellte sich heraus, dass Salot nicht der Erste war, der diese Idee hatte. Denn der wahre Erfinder der Stollenschuhe war Ludwig Wacker, der bereits im Jahre 1925 das allererste Patent für Schraubstollen erhielt. Dennoch wird Alexander Salot mit seiner Variante der Schraubstollen oft als Erfinder dieser gesehen.
Übrigens: Mit den Bremer Schraubstollenschuhen von Salot wurde damals der Blumenthaler SV Bremer Landesmeister – und das dreimal in Folge.
2. Bremer Erfindung: der entkoffeinierte Kaffee
Eine global sehr erfolgreiche Erfindung aus Bremen ist der entkoffeinierte Kaffee. Nachdem Ludwig Roselius 1906 die Kaffee-Handels AG (Kaffee HAG) gründete, entwickelte er den ersten koffeinfreien Kaffee der Welt und ließ ihn sich patentieren.
Tipp: Das beliebte Heißgetränk Kaffee hat eine lange Geschichte in Bremen. Mehr über den Bremer Kaffees können Sie in unserem Beitrag zu Bremer Kaffeeröstereien nachlesen.
3. Bremer Erfindung: der erste funktionierende Hubschrauber
Der Bremer Flugpionier Heinrich Focke gilt als Erfinder des Hubschraubers, da er den weltweit ersten Hubschrauber baute, der voll funktionsfähig war. Am 26. Juni 1936 hob der Prototyp der „FW-61“ zum ersten Mal erfolgreich ab. Schon zuvor hatten viele Menschen versucht, das Prinzip eines Drehflüglers umzusetzen, jedoch ohne Erfolg. Seines Erfolges wegen wird Henrich Focke noch heute als „Vater des Hubschraubers“ bezeichnet.
Übrigens: Die erste Idee für diese Maschine kam von Leonardo da Vinci und wurde als „Helix Pteron“ bezeichnet. Das ist Griechisch und bedeutet „Spirale“ (helix) und „Flügel“ (pteron).
4. Bremer Erfindung: die erste befestigte Start- und Landebahn
Nicht nur der erste erfolgreiche Helikopterflug von Focke 1936 war in Bremen besonders, auch die Start- und Landebahn des Flughafens war einzigartig. Denn sie war Deutschlands erste befestigte Start- und Landebahn und setzte damit einen wichtigen Standard für die Flugsicherheit.
Tipp: Noch mehr Besonderheiten erfahren Sie in unserem Beitrag zum Flughafen Bremen.
5. Bremer Erfindung: das erste Programmkino Deutschlands
Im November 1969 wurde das erste Programmkino Deutschlands gegründet – das Cinema im Ostertor. Dieses Kino im Bremer Viertel ist damit ein wichtiger Teil der deutschen Kinogeschichte. Bis heute hat sich das Kino mit seiner besonderen Filmauswahl nicht nur gehalten, sondern auch als eines der bekanntesten Kinos der Stadt etabliert – sicherlich auch, weil sich seit geraumer Zeit die Heldenbar im Cinema im Ostertor befindet, die Menschen mit Cocktails verzückt und ihnen den Feierabend im Viertel versüßt.
6. Bremer Erfindung: der älteste künstlich angelegte Hafen, der noch erhalten ist
Dass sich in der Hafenstadt Bremen/Bremerhaven allgemeinhin viel um Schiffe dreht, ist natürlich klar. Auch das Bremen Teil der früheren Hanse war, ist kein Geheimnis. Doch nur wenige wissen, dass in Bremen der älteste künstlich angelegte Hafen Europas gebaut wurde, der heutzutage noch erhalten ist. Dieser wurde um 1622 nördlich von Bremen in Vegesack eröffnet, weil die Weser Richtung Bremen immer mehr versandete, sodass der Bremer Hafen nur noch schwer mit dem Schiff zu erreichen war. Vor künstlich angelegten Häfen wurden einfach die natürlichen Mündungen und Buchten des Flusses als Hafen genutzt.
7. Bremer Erfindung: das erste deutsche Fernsehen in Bremen
Im Juni 1950 wurde die ARD, die Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland, in Bremen gegründet. So wurde die Tagesschau im ersten deutschen Fernsehen ursprünglich aus Bremen gesendet.
8. Bremer Erfindung: der Euro als einheitliche europäische Währung
Den Euro gibt es offiziell seit dem Jahr 2002, und auch wenn nicht jedes Land der EU diese Währung nutzt, so hat sich durch sie doch vieles vereinfacht. Der Ausgangspunkt für die einheitliche Währung wurde dabei im Bremer Rathaus gelegt. Die Konferenz des Europäischen Rates kam am 7. Juli 1978 zum Entschluss, eine einheitliche europäische Währung einzuführen. So kann sicher gesagt werden, dass die Geburt des Euros eng mit Bremen verbunden ist.
9. Bremer Erfindung: die Deichbremse
Die Deichbremse ist ein Möbelstück, das nichts weiter als ein zusammensteckbarer Sitzstuhl ist. Das Besondere daran ist, dass die Stuhlbeine vorne länger als hinten sind, sodass das Herunterrutschen beim Sitzen auf schrägen Flächen wie z. B. dem Bremer Osterdeich verhindert wird. Die simple und dennoch geniale Idee kommt gut an, so sind die Deichbremsen mittlerweile auf Veranstaltungen wie dem Summer Sounds oder der Breminale regelmäßig im Einsatz. Die Idee für die Deichbremse hatte der Bremer Christian Spilker.
10. Bremer Erfindung: der Wursttoaster
Eine kuriose Idee hatten die zwei Bremer Marco Bruns und Felix Rennies. Statt Würste wie alle anderen einfach nur zu grillen, wollten Sie diese gerne toasten – und so erfanden Sie 2012 den ersten Wursttoaster in Bremen. Die Wurst wird im Wursttoaster gleichmäßig von allen Seiten erhitzt, sodass das Wenden wegfällt. Das Prinzip dabei ist wie bei einem Toaster: Wurst in den Toaster geben, Zeit einstellen, Hebel nach unten drücken, warten und fertig. Guten Appetit!
11. Bremer Erfindung: der Bremer Cocktailautomat
Eine weitere ausgefallene Idee ist der Cocktailautomat. Der in Bremen von Kolja Schmidt und Marco Lewandowski entworfene Automat kann beliebte Cocktails selbst mixen. Die Mischverhältnisse sind dabei vorgegeben und entsprechend den üblichen Standards der Branche. Sobald mit der Chipkarte der Wunschdrink eingescannt wird, legt der Automat los und mixt z. B. im Handumdrehen einen „Skrewdriver“.
Wie eingangs erwähnt, zeichnet die Hansestadt noch mehr aus als nur Erfindungen. Daher stellen wir Ihnen noch ein paar Fun Facts, Alleinstellungsmerkmale und Besonderheiten vor, die Bremen einzigartig machen.
1. Bremer Besonderheit: Expansion des Container-Handels
Bevor es Container gab, hat das Entladen von Schiffen viele Tage und teilweise sogar mehrere Wochen gedauert. So markiert die Nacht vom 5. auf den 6. Mai 1966 einen besonderen Tag in der Schifffahrt. Denn da legte das Schiff „Fairland“ aus den USA im Bremer Überseehafen an und entlud für den deutschen Raum unbekannte Boxen: die Container.
Der erste Container wurde von Malcolm McLean 1956 von New York nach Houston geschickt. Dort stieß er auf große Gegenwehr. Trotz anfänglicher Zweifel setzten sich die Container Stück für Stück durch. Nachdem er 1966 in Bremen von der „Fairland“ entladen wurde, begann auch hierzulande die Erfolgsgeschichte des Containers. Der Norddeutsche Lloyd aus Bremen und auch die Hamburger Reederei Hapag stellen nur ein Jahr später die ersten Containerschiffe in den Dienst.
2. Bremer Besonderheit: Anfertigung von Pokalen und Trophäen
Die Silberwarenfabrik „Koch & Bergfeld“ ist in Bremen angesiedelt und stellt unter anderem Pokale und Trophäen her. Neben neuen Pokalen und Trophäen stellt die Bremer Fabrik auch Repliken und Duplikate her.
So wurden seit 1967 schon mehrere Meisterschalen, DFB-, UEFA-Cup- und auch einige Champions-League-Pokale in Bremen geschmiedet. Zusätzlich kamen oder kommen immer der DHB-Pokal für die Deutsche Handballmeisterschaft, die Goldene Kamera für die Filmbranche und die Trophäe der Intel Extreme Masters für den E-Sport-Bereich aus der Pokalschmiede K&B.
3. Bremer Besonderheit: die älteste Handwerkskammer der Welt
Das Handwerk ist regional wie national von immenser Bedeutung für das alltägliche Leben der Menschen in Deutschland. Organisiert ist das Handwerk in Handwerkskammern. Die Handwerkskammer in Bremen ist dabei die älteste Handwerkskammer Deutschlands – und mit großer Wahrscheinlichkeit sogar die älteste der Welt.
1849 wurde sie im Zuge der ersten demokratischen Bremer Verfassung gegründet und hat seither Bestand. Interessanterweise ist die HWK Bremen nicht nur die älteste, sondern zugleich auch die kleinste Kammer Deutschlands.
4. Bremer Besonderheit: Produktion von Schellack
Seit 2014 ist die SSB (Stroever Schellack Bremen) die alleinige Produktionsstätte für Schellack in Europa. Das Unternehmen ist bereits seit 1986 in Bremen ansässig und stellt Schellack für verschiedene Anwendungsbereiche her.
Was ist Schellack?
Schellack (auch: Lackharz oder Plattlack) wird in einem natürlichen Prozess von Schildläusen abgesondert und ähnelt Harz von Bäumen. Es ist extrem widerstandsfähig und deutlich nachhaltiger als synthetische Harze. Schellack wird von Bäumen geerntet, gesäubert, erhitzt und so weiterverarbeitet, dass es letztlich als natürliches Glanzmittel bei Medikamenten, Obst und Süßigkeiten oder als Bindemittel beispielsweise bei Zigaretten eingesetzt werden kann.
5. Bremer Besonderheit: der Fallturm vom ZARM
Das Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM) hat in der Nähe der Universität einen Fallturm, in dem spannende Experimente in Schwerelosigkeit durchgeführt werden können. Seit 2022 gibt es sogar einen zweiten Fallturm, der fast 1.000 Experimente pro Tag ermöglicht.
Tipp: Lesen Sie noch mehr zu dem Thema in unserem Beitrag über den Fallturm in Bremen.
6. Bremer Besonderheit: das erste Offshore-Bauwerk der Welt
Offshore-Windkraftanlagen sind heutzutage nichts Neues mehr, doch 1885 wurde das weltweit erste Offshore-Bauwerk seiner Art unweit von Bremen bzw. Bremerhaven fertiggestellt. Nach mehreren Jahren Bauzeit ging der Leuchtturm Roter Sand ca. 50 km vom Bremerhavener Festland entfernt in Betrieb.
Tipp: Noch mehr über die Bedeutung und Funktionsweise der Türme auf See, erfahren Sie in unserem Beitrag über Leuchttürme.
Doch nicht nur der Erfindergeist und Alleinstellungsmerkmale machen Bremen besonders, sondern auch die Sprache, die Stadt, die Menschen, die Kulinarik und vieles mehr. Falls Sie sich für die einzigartigen, regionalen Besonderheiten interessieren, können wir Ihnen unsere Beiträge Bremer Dialekt, Typisch Bremen sowie Souvenirs aus Bremen & Bremerhaven empfehlen.
* Wir leben Diversität und heißen alle Menschen willkommen, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Behinderung und Identität. Wir sind davon überzeugt, dass uns Vielfalt bereichert und im gemeinsamen Arbeiten voranbringt. Deshalb haben wir 2017 die Charta der Vielfalt unterzeichnet.