Leuchttürme sind Bauwerke der Vergangenheit, oder nicht? Es stimmt zwar, dass die Zahl der Leuchttürme in Deutschland in den letzten Jahrzehnten zurückgegangen ist, doch sie spielen immer noch eine entscheidende Rolle bei der Seefahrt. Trotz Radar und moderner Navigationshilfen helfen Leuchttürme weiterhin beim Schiffsverkehr. Aber wie funktioniert das? Welche berühmten Leuchttürme gibt es? Und was ist ihre Geschichte? Das und noch mehr erfahren Sie in diesem Artikel.
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Schon in der Zeit der alten Ägypter und Griechen wurden Feuer auf küstennahen Hügeln und Erhebungen entzündet, um Schiffen die sichere Navigation zu ermöglichen. Einer der bedeutendsten Leuchttürme ist der ägyptische Pharos von Alexandria, der als eines der sieben Weltwunder der Antike gilt.
Auch im Mittelalter waren Leuchttürme von großer Bedeutung. Besonders in den Hansestädten und im Einflussgebiet der Hanse wurden zu dieser Zeit viele Leuchttürme errichtet. Sie sollten die hanseatischen Seefahrenden sicher an ihr Ziel bringen und in Küstennähe vor Piraten schützen.
Im 18. Jahrhundert erhielten Leuchttürme besonders durch französische technische Entwicklungen immense Verbesserungen: Es wurden neue Leuchtmittel eingesetzt (Argand-Lampe), bessere Linsen für die Bündelung des Lichts konzipiert (Fresnel-Linse) und dank der Idee eines Uhrmachers wurden die Leuchttürme mit rotierenden Lichtern ausgestattet.
Vorher mit Gas oder Öl betrieben wichen in der Neuzeit die alten Beleuchtungsmethoden den neuen – nämlich der elektrischen Beleuchtung. Durch elektronische Hilfsmittel wurde allerdings auch die Navigation in der Seefahrt immer einfacher, was dazu führte, dass Leuchttürme an Bedeutung verloren. Auch wenn sie noch immer stehen und als Seezeichen für die Orientierung notwendig sind, etwa um elektronische Messungen abzugleichen, ist die Zahl der benötigten Leuchttürme in Betrieb nach und nach zurückgegangen.
Seit Ende des 20. Jahrhunderts gibt es den Beruf der Leuchtturmwärterinnen bzw. Leuchtturmwärter* nicht mehr. Davor waren sie dafür verantwortlich, die Gebäude zu warten und das Leuchtfeuer der Leuchttürme zu bedienen. Sie mussten kaputte Glühlampen auswechseln, Flüssiggaslampen auffüllen und den Leuchtturm sauber halten. Meist wohnten die Leuchtturmwärterinnen und Leuchtturmwärter* auch im Turm – nicht selten zusammen mit ihren Familien.
Es war damals sogar üblich, dass mehrere Leuchtturmwärterinnen oder Leuchtturmwärter* zusammenwohnten und sich die Arbeit teilten. Dies war nicht immer eine einfache Aufgabe, da in den Türmen nur sehr wenig Platz war. Zusätzlich gab es in vielen Leuchttürmen weder fließendes Wasser noch eine anständige Heizung. Einige lagen auch fernab von der Küste und waren nur mit dem Schiff zu erreichen.
Orientierung
Leuchttürme dienen zur dauerhaften Orientierung an küstennahen oder gefährlichen Orten. Sie senden ein Lichtsignal (Befeuerung) aus, das aus einer bestimmten Taktung und Wiederkehr besteht. Damit jeder Leuchtturm identifizierbar ist, ist diese Kennung der Befeuerung bei jedem Turm einmalig. Aus Seekarten, Handbüchern etc. können Seefahrende die Kennung entnehmen und – sobald eine Befeuerung in Sicht kommt – schnell ihre Position zum Standort des Leuchtturms ermitteln und dem sicheren Fahrwasser folgen.
Tourismus
Heutzutage gibt es immer noch viele Leuchttürme, doch einige von ihnen sind nicht mehr in Betrieb. Diese oft alten Leuchttürme werden dann für touristische Zwecke verwendet. Denn sie sind echte Sehenswürdigkeiten und ziehen oft eine Vielzahl von Menschen an. So finden in ihnen Führungen, Hochzeiten, Übernachtungen oder gastronomische Events statt.
Bauweise
Die meisten Leuchttürme haben einen runden Körper sowie eine runde Kuppel. Da der Rundbau technisch anspruchsvoller als eine eckige Form war, wurden primär in vorindustrieller Zeit Leuchttürme gerne in quadratischer Gebäudeform mit runder Kuppel gebaut. Die Füße der Türme variieren zwischen rund, vier- und achteckig.
Funktionsweise
Es ist allgemein bekannt, dass das Licht des Leuchtturms rotiert und Seefahrenden auf dem Wasser den Weg weist. Doch wie funktioniert ein Leuchtturm genau?
Die Differenz zwischen der Lichtquelle des Leuchtturms und der Wasseroberfläche wird Feuerhöhe genannt. Sie ist entscheidend, um das Leuchtturm-Licht für die Seefahrenden sichtbar zu machen und der Grund, warum Leuchttürme meist auf Hügeln oder Anhöhen errichtet werden. Denn auf Anhöhen muss der Turm weniger hoch gebaut werden, um die gewünschte Feuerhöhe zu erreichen, was Kosten spart.
Um eine möglichst große Tragweite zu erreichen, also auf möglichst große Entfernung sichtbar zu sein, wird das Licht des Leuchtturms mit Fresnel-Linsen gebündelt. Auf einer Plattform befestigt lässt sich das Leuchtfeuer, wenn nötig, um 360° Grad drehen, um alle Richtungen zu abzudecken und die für jeden Leuchtturm einmalige Umdrehungszeit zu garantieren. Dreht sich das Leuchtfeuer nicht um 360 °Grad, wird es ebenso eindeutig durch schwarze Blenden (Otterblenden) getaktet. Zusätzlich kann das Leuchtfeuer gefärbt werden, wodurch etwa die Ränder von Fahrrinnen für die Seefahrenden kenntlich gemacht werden.
Leuchtfeuer-Beispiel anhand des Leuchtturms Arngast:
Grünes Licht = Sofort umdrehen! Kollisionskurs mit Sandbank
Grünes blinkendes Licht = Achtung! Kurs Richtung Sandbank
Weißes (blinkendes) Licht = Alles in Ordnung!
Rotes Licht = Sofort umdrehen! Kollisionskurs mit Küste
1. Pharos von Alexandria (Ägypten)
Er wurde etwa 280 v. Chr. erbaut, erreichte eine beeindruckende Höhe von über 100 Metern und leuchtete über 1.600 Jahre lang, bis er letztlich im Jahr 1303 einem Erdbeben zum Opfer fiel. Er gilt als einer der ersten Leuchttürme der Geschichte. Von dem Wort Pharos lässt sich auch die Pharologie, also die Leuchtturmkunde, ableiten.
2. Koloss von Rhodos (Griechenland)
Der Koloss von Rhodos war eine 32-Meter-hohe Bronzestatue in dessen rechter Hand ein Leuchtfeuer gebrannt haben soll. Dieses soll angeblich als erster Leuchtturm genutzt worden sein – ob das tatsächlich der Fall war, ist unklar. Der Koloss repräsentierte den griechischen Sonnengott Helios und thronte in der Hafeneinfahrt der Insel Rhodos. Er stand von ca. 300 bis 227 v. Chr., bevor er durch ein Erdbeben zum Einsturz gebracht wurde. Der Koloss von Rhodos ist ebenfalls eines der sieben Weltwunder der Antike.
3. Dschidda-Leuchtturm (Saudi-Arabien)
Der Dschidda-Leuchtturm in Saudi-Arabien (auch: Jeddah Light) ist der vermutlich größte Leuchtturm der Welt. Mit unglaublichen 133 Metern ragt er über die Stadt Dschidda und gibt seit 1990 Seefahrenden im Roten Meer Orientierung.
Übrigens: Der größte Leuchtturm Deutschlands ist der Neue Leuchtturm Wangerooge mit immerhin 67 Metern Höhe.
4. Leuchtturm Faro de Puno (Peru)
Der Faro de Puno ist nur etwa 9 m hoch, aber trotzdem der höchste Leuchtturm der Welt. Denn dieser Leuchtturm steht in ca. 3.810 Metern Höhe am Titicacasee in Peru und ist somit der höchstgelegenste Leuchtturm auf der Erde.
5. Leuchtturm Roter Sand (Nordsee)
Der berühmteste Leuchtturm der Nordsee, wenn nicht sogar ganz Deutschlands, ist der Leuchtturm Roter Sand. Er ist je nach Gezeitenlage bis zu 31 m hoch, weiß-rot gestreift, mit schwarzem Fuß und schwarzer Kuppel. Der 1885 fertiggestellte Leuchtturm gilt als weltweit erstes Offshore-Bauwerk und setzte somit einen entscheidenden Meilenstein für die späteren Windkraftanlagen der Nordsee. Er ist nicht mehr in Betrieb. Seine Funktion wird durch den Leuchtturm Alte Weser ersetzt.
Tipp: Falls Sie wissen möchten, wie aus Wind Strom generiert wird, werfen Sie einen Blick in unseren Artikel Wie funktioniert eine Windkraftanlage.
6. Leuchtturm Alte Weser (Nordsee)
Der Leuchtturm Alte Weser wurde 1964 fertiggestellt und übernimmt seither die Funktionen des Leuchtturms Roter Sand. Er ist rot-weiß gestreift mit einem dicken Gürtel, ca. 40 m hoch und steht unweit des berühmten Leuchtturms Roter Sand vor der Wesermündung.
7. Leuchtturm Pilsum/Ottos Leuchtturm (Ostfriesland)
Ebenfalls sehr berühmt ist dieser rot-gelb gestreifte Leuchtturm in Ostfriesland. Dieser steht in Pilsum und ist durch den Komiker Otto Waalkes bekannt geworden, der im Film „Otto – Der Außerfriesische” in dem Leuchtturm schläft. Er ist ca. 12 m hoch und obwohl er nicht mehr in Betrieb ist, zieht er aufgrund seiner großen Bekanntheit immer noch viele Menschen an.
8. Simon-Loschen-Leuchtturm (Bremerhaven)
Dieser nach dem Architekten benannte Leuchtturm in Bremerhaven ist ein Wahrzeichen der Stadt und der älteste noch betriebene Leuchtturm der Deutschen Bucht. Er steht nicht weit entfernt vom Molenturm in Bremerhaven, der in Schieflage geriet und 2023 abgebaut wurde. Der Simon-Loschen-Leuchtturm ist das Oberfeuer Bremerhaven und weist zusammen mit dem Unterfeuer Bremerhaven (Minarett am Zoo) ein- und ausfahrenden Schiffen den Weg zur Weser.
Tipp: Die Leuchttürme sowie die Stadt selbst sind auf jeden Fall eine Reise wert. Vor einem Besuch lesen Sie hier mehr über die Havenwelten Bremerhaven mit dem berühmten Klimahaus 8 Grad Ost.
9. Leuchtturm Molenturm (Bremen)
Der Molenturm ist ein Leuchtturm in Bremen, der als Wahrzeichen für die Überseestadt gilt. Er ist 12 m hoch und wurde um 1906 erbaut. Damals saßen die Hafenbediensteten rund um die Uhr im Turm – heute ist er außer Betrieb. Die Hafenbediensteten wurden damals „Molenfürsten“ genannt.
10. Leuchtturm Neuwerk (Hamburg)
Der Leuchtturm Neuwerk ist das bedeutendste Bauwerk der Hamburger Insel Neuwerk. Er ist ca. 40 m hoch und weist Seefahrenden seit 1814 den Weg auf der Elbe. Das bereits 1314 erbaute Gebäude diente damals zum Schutze vor Feinden. Heutzutage wird der Leuchtturm auf Hamburgs Insel als Pension oder Gaststätte genutzt.
11. Alter Leuchtturm (Travemünde)
Der Leuchtturm in Travemünde ist der älteste bekannte Leuchtturm Deutschlands. Erstmals um 1330 erwähnt wurde er 1534 zerstört und dann 1539 wieder aufgebaut. Seit 1974 brennt das Leuchtfeuer nicht mehr vom Turm selbst, sondern vom Maritim-Hochhaus in Travemünde, wodurch es mit ca. 117 m zum höchsten Leuchtfeuer Europas wird.
12. Leuchtturm Lindau (Bayern)
Der Leuchtturm Lindau ist der einzige Leuchtturm in Bayern und der südlichste Leuchtturm Deutschlands. Er steht am Bodensee, ist 36 Meter hoch, seit 1856 in Betrieb und einer der wenigen Leuchttürme weltweit, die eine Uhr in der Fassade besitzen.
* Wir leben Diversität und heißen alle Menschen willkommen, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Behinderung und Identität. Wir sind davon überzeugt, dass uns Vielfalt bereichert und im gemeinsamen Arbeiten voranbringt. Deshalb haben wir 2017 die Charta der Vielfalt unterzeichnet.