Schneewittchen, Der Froschkönig oder Dornröschen – viele berühmte deutsche Märchen, die die Gebrüder Grimm aufgeschrieben haben, haben es zu internationaler Bekanntheit gebracht. Spätestens der Disneykonzern hat einigen der Geschichten weltweit zu Kultstatus verholfen. Auffällig ist, dass eigentlich keines der Märchen einen Städtenamen in seinem Titel trägt. Die einzige Ausnahme bildet das Märchen Die Bremer Stadtmusikanten. Doch für die Hansestadt Bremen ist nicht allein das Märchen ein Aushängeschild, sondern auch die Bronzestatue der Stadtmusikanten in der Bremer Innenstadt. Was steckt hinter dem Märchen der Bremer Stadtmusikanten? Bringen die Bremer Stadtmusikanten wirklich Glück? Und wussten Sie, dass die tierische Gruppe es nie bis nach Bremen geschafft hat?
Inhalt:
Die Bremer Stadtmusikanten nach den Gebrüdern Grimm ist ein Märchen, welches wahrscheinlich die meisten aus ihrer Kindheit kennen. Für alle, die das Märchen um die Bremer Stadtmusikanten nicht kennen oder sich nicht mehr genau erinnern können, folgt eine Kurzfassung.
Zusammenfassung der Bremer Stadtmusikanten
Ein alter Esel, der jahrelang gute Dienste geleistet hatte, soll geschlachtet werden. Daraufhin flieht er und will ein Bremer Stadtmusikant werden. Auf seinem Weg dorthin trifft er auf weitere Tiere, die ein ähnliches Schicksal erwartet. Auch deren Besitzerinnen und Besitzer* wollen die Tiere nicht mehr haben. So kommt es, dass die Bremer Stadtmusikanten vier Tiere sind, die sich zusammentun: ein Esel, ein Hund, eine Katze und ein Hahn. Die tierische Gruppe will nun gemeinsam nach Bremen, damit sie dort Stadtmusikanten werden können.
Auf ihrem Weg durchqueren sie einen Wald. Da es schon Nacht ist, beschließen sie, sich dort ein Lager zum Schlafen zu suchen. Die tierischen Reisenden stoßen auf eine Waldhütte, die von einer Räuberbande besetzt ist. Sie stellen sich vor das Fenster und bilden eine Pyramide: ganz unten der Esel, dann der Hund, gefolgt von der Katze und ganz oben der Hahn. Mit ihrer furchterregenden Gestalt, begünstigt durch die Finsternis der Nacht, und einem tierischen Lärm verschrecken sie die Räuberbande. Esel, Hund, Katze und Hahn gefällt es dort so gut, dass sie beschließen, in dem Haus im Wald sesshaft zu werden. Versuche der Räuberbande die Tiere aus der Hütte zu vertreiben, schlagen fehl. Und so kommt es, dass aus den angehenden Bremer Stadtmusikanten eine kleine tierische Familie wird – heimisch irgendwo in einem Wald in der Nähe von Bremen.
Übrigens: Das Räuberhaus, in dem die Tiere bleiben, soll zwischen Brakel und Bosseborn in Nordrhein-Westfalen gelegen haben.
Die Bremer Stadtmusikanten gehören zum Literaturtyp der Fabel. Fabeln sind kurze Erzählungen, in denen Tiere mit menschlichen Eigenschaften die Hauptrolle spielen. Sie kritisieren menschliches Verhalten, weshalb stets eine Lehre oder Moral daraus gezogen werden kann. Doch welche Bedeutung steckt hinter der Bremer-Stadtmusikanten-Geschichte?
Denkmal
Die Bremer Stadtmusikanten, nicht nur das Märchen, sondern auch das Standbild an der Seite des Rathauses, gehören zu den bekanntesten Bremer Sehenswürdigkeiten. Die Bremer-Stadtmusikanten-Skulptur wurde vom berühmten deutschen Bildhauer Gerhard Marcks geschaffen und 1955 an der linken, westlichen Rathausseite aufgestellt. Zum Bremer Brauch gehört es nun, bei einem Besuch die Fesseln des Esels zu umfassen – so können Sie sich von den Bremer-Stadtmusikanten-Figuren eine Portion Glück abholen.
Tipp: Falls Sie mehr über bekannte Rituale der Hansestadt erfahren wollen, können wir Ihnen unseren Artikel Bremer Bräuche & Traditionen empfehlen.
Historie
Tatsächlich gab es im historischen Kontext echte Bremer Stadtmusikanten. Dabei handelte es sich um Spielleute, die bei den Städten mehr oder weniger fest angestellt waren. Um 1500 waren es in den norddeutschen Städten meist vier Musizierende. Häufig spielten drei Personen Posaune und die vierte Person das Holzblasinstrument Zink, was eine Art Mischung aus Blockflöte und Trompete ist. Sie begleiteten Gesandtschaften und spielten bei Senatsempfängen und Hochzeiten. Die Bremer Stadtmusikanten oder besser gesagt die Bremer Ratsmusikanten waren die frühen Wegweisenden der Bremer Philharmonie.
Die Gebrüder Grimm
Die Brüder Grimm Jacob (geb. 1785) und Wilhelm (geb. 1786) lebten in ihren jungen Jahren mit ihrer Familie in Hanau. Sie bezeichneten sich selbst als Sprachwissenschaftler und Volkskundler. Die Gebrüder Grimm gelten u.a. als Mitbegründende der Germanistik – wurden aber vor allem durch ihre Kinder- und Hausmärchen bekannt. Dass all diese Märchen aus der Feder der Brüder stammen, ist eine weitverbreitete Annahme, die nicht richtig ist. Denn die Brüder Grimm trugen die meist mündlich übertragenen Geschichten zusammen und überarbeiteten sie. So häuften sie über die Jahre eine Menge Märchen an, wie eben auch Die Bremer Stadtmusikanten. Insgesamt veröffentlichten die Brüder über 200 Märchen.
Die Deutsche Märchenstraße
Die Deutsche Märchenstraße e.V. ist ein Verein sowie eine Ferienstraße in Deutschland, die 1975 von rund 40 Städten und Gemeinden zwischen dem Main und der Nordsee ins Leben gerufen wurde. Sie lädt zum Träumen und Wünschen ein – und ganz nebenbei lernen Sie die Gebrüder Grimm noch näher kennen. Die Deutsche Märchenstraße führt dabei durch wunderschöne Orte und Natur- und Kulturlandschaften:
In Berlin verbrachten Jacob und Wilhelm Grimm die letzten zwei Jahrzehnte ihres Lebens, abseits der Deutschen Märchenstraße. Falls Sie noch mehr über die Historie von Bremen erfahren möchten, können wir Ihnen einen Besuch im Schnoorviertel sowie der Böttcherstraße in Bremen empfehlen.
* Wir leben Diversität und heißen alle Menschen willkommen, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Behinderung und Identität. Wir sind davon überzeugt, dass uns Vielfalt bereichert und im gemeinsamen Arbeiten voranbringt. Deshalb haben wir 2017 die Charta der Vielfalt unterzeichnet.