Hochwasser und Wassereinbrüche im Keller sind für Betroffene meist in mehrfacher Hinsicht kritisch, einmal wegen der Unannehmlichkeiten, aber vor allem auch weil Schäden entstehen und die Situation sogar lebensgefährlich werden kann. Dank umfangreicher Hochwasserschutzsysteme – etwa Ausweitungen von Flüssen, Erweiterungen von Auen, Rückhaltebecken, Sielen, Deichen etc. – können viele, aber nicht alle Überschwemmungen verhindert werden. Deshalb ist es wichtig, vorbereitet zu sein. In diesem Artikel erfahren Sie, was Sie im Vorfeld und in der Situation selbst tun können und wie Sie das Risiko und die Auswirkungen von Hochwasser sowie Wasser im Keller minimieren können.
Lesezeit: 5 Minuten
Inhalt:
Vorab die wichtigsten Sicherheitshinweise für Hochwasser und Wasser im Keller.
1. Ruhig bleiben
Geraten Sie nicht in Panik und bleiben Sie ruhig. Verschaffen Sie sich einen Überblick über die Situation, bevor Sie handeln.
2. Wasser im Keller? Vorsicht!
Falls der Keller unter Wasser steht, auf keinen Fall betreten: Es besteht Stromschlaggefahr! Sofern es ohne Kontakt mit dem Wasser im Keller möglich, schalten Sie den Strom ab, indem Sie die Sicherungen rausnehmen.
3. Strom abschalten
Andernfalls: Schalten Sie alle elektrischen Geräte und Heizungen in Räumen ab, die volllaufen könnten.
4. Keller nicht betreten
Je nach Wasserstand ist es auch nach dem Abschalten des Stroms im Keller gefährlich: Ein Kellerraum kann kollabieren, der Boden kann wegen mangelnder Sichtigkeit nur unter Risiko betreten werden oder es lassen sich sogar Türen nicht mehr öffnen, weil die Wassermassen dagegen drücken.
5. Ggf. Hilfskräfte rufen
Rufen Sie im Ernstfall Fachkräfte wie die Feuerwehr zu Hilfe und befolgen Sie deren Anweisungen. Informieren Sie sich zu zudem zu Kontakten für den Katastrophenschutz bei Ihnen vor Ort.
1. Informieren Sie sich
Eine Recherche über Hochwassergefahrengebiete kann Aufschluss darüber geben, wie groß bei Ihnen das potenzielle Risiko für Hochwasser ist. Zusätzlich können Warn-Apps wie „NINA“ oder „Katwarn“ eine frühzeitige Hochwassergefahr sowie andere Gefahren erfassen und eine Warnung aussprechen.
2. Gegenstände hochstellen
Steht bei Hochwasser der Keller unter Wasser, werden logischerweise bodennahe Objekte zuerst beschädigt oder unbrauchbar. Daher sollten Sie präventiv wertvolle bzw. sensible Gegenstände wie Computer und technische Geräte hoch oben auf Regalen verstauen. Ebenso sollten Chemikalien, Lacke, Farben etc. hochgestellt werden. Denken Sie auch daran, wichtige Dokumente zu sichern.
3. Vorbereiten für den Notfall
Befinden Sie sich in einem von Hochwasser gefährdeten Gebiet, kann es hilfreich sein, sich für den Notfall vorzubereiten. Wirksame Maßnahmen sind: Kellerräume sowie niedrige Fenster mit Silikon abdichten, Heizungsanlage sichern (in der Wand verankern oder mit Ballast beschweren), mobile Schutzelemente kaufen, Sandsäcke bereit legen.
4. Versorgung sichern
Bei einem Hochwasser sind ausreichend Trinkwasser und Lebensmittel im Notfall lebensrettend. Eine Empfehlung des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe ist es daher, ein Regal mit genug Vorrat für bis zu zehn Tage zu präparieren. Dieser Vorrat sollte genug Trinkwasser, haltbare Lebensmittel wie Konservendosen und einen Gaskocher inkl. Gaskartusche enthalten. Ebenso empfehlen sich ein batteriebetriebenes Radio, Batterien und eine Taschenlampe.
5. Notunterkunft bei Familie/Freunden organisieren
Planen Sie vorher auch, ob Sie und Ihre Familie außerhalb des Hochwassergebietes unterkommen könnten, z.B. bei Familie oder dem Freundeskreis. Bei einer offiziellen Hochwassergefahr können Sie sich selbst sowie Ihre Familie und Haustiere bereits vorher in Sicherheit bringen.
6. Was ist mit dem Auto?
Fahren sie Ihr Auto vor dem Hochwasser rechtzeitig aus gefährdeten Garagen zu einem hochliegenden, geschützten Ort. Achtung: Tiefgaragen können bei Hochwassergefahr zu tödlichen Fallen werden! Während eines Hochwassers sollten Sie nicht durch überflutete Straßen fahren, da der Katalysator – mit über 700 °C – bei spontaner Abkühlung zerspringt. Eine Faustregel lautet: Geht das Wasser über die Mitte der Reifen, lassen Sie es abschleppen.
1. Suchen Sie sich Schutz & rufen Sie Hilfe
Sind Sie akut betroffen und es ist noch keine Hilfe unterwegs, suchen Sie sich Schutz vor dem Hochwasser. Informieren Sie andere und geben Sie einen Notruf ab. Halten Sie sich möglichst weit oben auf. Betreten Sie nicht mehr den Keller, der unter Wasser steht, denn dort herrscht Stromschlaggefahr. Sollte das Wasser noch weiter steigen, klettern Sie vorsichtig aufs Dach. Von dort aus können Sie auf sich aufmerksam machen.
2. Helfen Sie sich selbst, dann anderen
Bevor Sie anderen helfen, lautet die Regel: Bringen Sie sich nicht selbst in Gefahr. Besteht also keine akute Gefahr für Sie, helfen Sie Ihren Mitmenschen und bieten Sie Ihre Mithilfe an. Ansonsten bleiben Sie in Sicherheit und warten Sie auf die Einsatzkräfte.
3. Ruhig bleiben & warten
Sind Sie vom Hochwasser umgeben, so teilen Sie sich Ihre Vorräte gut ein, bleiben Sie auf dem Laufendem zu der aktuellen Hochwassersituation und verzweifeln Sie nicht. Das Hochwasser ist eine große körperliche, aber auch psychische Anstrengung. Versuchen Sie, positiv zu bleiben.
4. Respektieren Sie die Einsatzkräfte
Sind die Einsatzkräfte eingetroffen, befolgen Sie deren Anweisungen und Empfehlungen, um Ihre Sicherheit zu garantieren. Respektieren Sie die Einsatzkräfte und behindern Sie sie nicht. Bieten Sie je nach Verfassung auch Ihre Mithilfe an.
1. Offizielle Informationen & Ankündigungen beachten
Betreten Sie das Haus erst wieder, wenn die Notlage offiziell für beendet erklärt wurde. Bleiben Sie so lange in Ihrer Notunterkunft.
2. Auffälligkeiten in der Wohnung/im Haus prüfen
Falls Sie zurück in Ihre Wohnung dürfen, achten Sie auf folgendes: Sollte es Ihnen nicht möglich sein, das Gebäude normal zu betreten, hören Sie ungewöhnliche Geräusche oder nehmen untypische Gerüche von z.B. Gas wahr, so verlassen Sie das Gebäude unverzüglich und informieren Sie die Feuerwehr. Es könnte sich z.B. um ein Gasleck handeln, sodass eine Explosionsgefahr droht – handeln Sie also nicht eigenständig.
Übrigens: Mehr zu dem Thema Gas und was Sie wissen sollten, erfahren Sie in unserem Artikel Gasgeruch erkennen & richtig reagieren.
3. Prüfen von Strom, Gas, Statik etc. durch Fachkräfte
Lassen Sie die Elektrik, Heizöltanks, Gasleitungen und ggf. die Baustatik von Fachkräften professionell prüfen und bei Bedarf entstören. Seien Sie lieber zu vorsichtig als zu nachsichtig, damit Sie sich nicht in Gefahr begeben. Kontaktieren Sie zum Entstören den Entstörungsdienst ihres Netzbetreibers.
Tipp: Für Kundinnen und Kunden* von swb in Bremen, Bremerhaven & Umgebung wird die Entstörung von wesernetz vorgenommen. Auf folgender Seite können Sie alle Störungen melden.
4. Schäden festhalten
Um die Chance auf spätere Erstattungen sowie finanzielle Hilfe Ihrer Versicherung zu erhöhen, machen Sie eine Bestandsaufnahme. Fotografieren Sie dafür alle Schäden genaustens oder nehmen Sie ein Video auf.
5. Keller abpumpen
Pumpen Sie das Wasser im Keller erst ab, wenn das Hochwasser vorbei ist. Andernfalls kann es sein, dass Sie lediglich den Wasserdruck von außen auf den Raum erhöhen und der Keller Schaden nimmt oder im schlimmsten Fall kollabiert.
6. Aufräumen & richtige Entsorgung
Sehen Sie, dass Schadstoffe wie Farben, Lacke, Pflanzenschutzmittel, Kraftstoff o. Ä. freigesetzt wurde, rufen Sie die Feuerwehr. Ansonsten können Sie Schlamm und Müll direkt entfernen. Dinge wie verdreckte Möbel gehören nicht zum herkömmlichen Hausmüll, sondern müssen fachgerecht entsorgt werden – informieren Sie sich ggf. über die richtige Mülltrennung.
7. Trocknen Sie die Räume schnellstmöglich
Sobald Ihre Heizungsanlage wieder geht, trocknen Sie so schnell wie es geht Ihre Räumlichkeiten. Nutzen Sie nach Möglichkeit auch tragbare Heizgeräte für das Trocknen. So haben Sie die beste Chance, Schimmel und Bauschäden zu vermeiden. Alle Gegenstände, die innerhalb von zwei Tagen nicht trocknen sind, sollten vorsichtshalber entsorgt werden.
Tipp: Um die grundsätzliche Schimmelbildung in Ihren Räumen zu vermeiden, erfahren Sie in unseren Artikeln wie Sie richtig lüften und richtig heizen.
8. Wasserhähne aufdrehen & laufen lassen
Beim Hochwasser oder allgemein Wasser im Keller verdreckt in der Regel das Wasser in den Leitungen, da durch Außenwasserhähne, Wasserhähne im Keller oder beschädigte Leitungen das verschmutzte Wasser dort eindringt. Dies bringt Bakterien und andere Keime mit sich. Zusätzlich kommt es beim Hochwasser in den betroffenen Gebieten zur Stagnation des Wassers in den Leitungen, sodass Legionellen auftreten können.
Um beides zu bekämpfen, sollten Sie Ihre Heizungsanlage einmal kurz auf über 70 °Grad erhitzen, um die Legionellen zu töten, und dann alle Wasserhähne des Hauses gleichzeitig für ca. 3 Minuten aufdrehen und Wasserspülungen wie die Klospülung betätigen.
Tipp: Informieren Sie sich zusätzlich über die Trinkwasserqualität beim örtlichen Gesundheitsamt. Bei uns erfahren Sie, ob Leitungswasser trinken grundsätzlich gesund ist.
Bei Flüssen und kleineren Fließgewässern werden durch Hochwassermarken oder Flutmarken die Normalpegelstände markiert. Wird dieser Normalpegel für mehrere Tage signifikant überstiegen, ist von Hochwasser, Überflutung oder Überschwemmung die Rede. Besonders schnelles und plötzlich auftretendes Hochwasser wird als „Sturzflut“ bezeichnet.
Doch es gibt auch natürliche, regelmäßig wiederkehrende Hochwasser. So wird z.B. bei tidenabhängigen Gewässern im Zeitraum der durch Flut bedingten Steigung des Wasserstandes von Hochwasser gesprochen. Jährliche durch Schneeschmelzen ausgelöste Überschwemmungen werden als „Frühjahrshochwasser“ bezeichnet.
In der Regel gibt es für die Entstehung von unnatürlichem Hochwasser folgende Ursachen:
Normalerweise versickert ein Teil des Niederschlags im Boden, wird zwischengespeichert und bildet das Grundwasser. Doch bei gefrorenem Boden, sehr viel Niederschlag oder Schneeschmelzen kommt mehr Wasser als üblich zusammen. Falls dann das betroffene Gebiet keinen „Stauraum“ mehr hat, kommt es zur Überschwemmung.
Je schlechter die Wetterbedingungen, desto mehr Hochwasser gibt es. Flüsse tragen das übermäßige Wasser flussabwärts und verteilen es in jedem Arm des Flusses. So kann es passieren, dass an Flusszusammenläufen von kleineren Flüssen das überschüssige Wasser beider Zuflüsse zusammenkommt, wodurch diese ebenfalls überschwemmt werden.
Tipp: Hochwasser hängt oft mit Gewitter zusammen, welches seine ganz eigenen Tücken hat. Erfahren Sie hier, wie Sie sich bei Gewitter richtig verhalten.
* Wir leben Diversität und heißen alle Menschen willkommen, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Behinderung und Identität. Wir sind davon überzeugt, dass uns Vielfalt bereichert und im gemeinsamen Arbeiten voranbringt. Deshalb haben wir 2017 die Charta der Vielfalt unterzeichnet.