Ein Deich ist eine maritime Schutzanlage, die das hinter sich liegende Land vor Hochwasser oder der gezeitenbedingten Flut schützt. Die aus unterschiedlichen Schichten aufgebauten Erdhügel stehen deshalb in der Regel an maritimen Orten z.B. entlang der Nord- und Ostsee. Aber wie genau schafft es der Deich, dass kein Wasser in das Hinterland gelangt? Erfahren Sie in diesem Artikel alles über den Aufbau und die Funktionsweise von Deichen.
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Deich-Aufbau (von oben nach unten):
Deiche haben als unterste Schicht eine Kleischicht. Darüber liegt ein Sandkern, der den Hauptanteil des Deiches ausmacht. Darüber liegt wieder eine Schicht mit Klei- bzw. Lehmboden, die wasserundurchlässig ist. Um die Festigkeit des Deiches zu erhöhen und Erosionen durch Wind und Wasser vorzubeugen, kommt darüber eine Erdschicht, die mit Gras und Böschung befestigt wird. Zwischen Erd- und Kleischicht gibt es beim Deichbau eine wichtige Sickerlinie, die zum Druckausgleich dient.
Meist gibt es auf der Landseite auf halber Höhe des Deiches einen Asphaltweg, der Verteidigungsweg heißt. Über ihn können im Notfall z.B. Sandsäcke transportiert werden. Auf der Deichkrone – dem höchsten Punkt des Deiches – finden sich ebenfalls oft Asphaltwege. Straßen oder Wege ganz oben auf dem Deich helfen, die Deichschichten zu festigen. Aus ähnlichem Grunde werden oft Deichschafe gehalten. Diese festigen den Boden und sparen zusätzlich Mäharbeiten für das Gras ein.
Übrigens: Doch auf den Deichen stehen nicht nur Schafe, sondern oft auch bekannte Sehenswürdigkeiten und Schifffahrtszeichen, die Leuchttürme.
Ein Deich schützt durch seine schräge Form und spezielle Bauweise das Hinterland vor Hochwasser. Die schräge Form des Deiches ist wichtig, da durch sie die Wellen nicht senkrecht auf den Deich treffen und so an Stärke verlieren. Die Schlagkraft des Wassers könnte den Deich sonst beschädigen. Zusätzlich fließt das Wasser durch die schräge Form wieder ab.
Um die Wucht der Wellen auf den Deich weiter zu verringern, werden die Wasserwellen oft vorher schon verlangsamt oder gebrochen. Dies wird durch etwas Vorland auf der Wasserseite des Deiches, mit großen Steinen oder mit künstlichen Wellenbrechern bewerkstelligt, die wie willkürlich gefertigte Betonblöcke aussehen.
Durch die beiden Kleischichten im Deich können auf der Wasserseite keine Wassermassen durch den Deich dringen. Aber wäre er komplett wasserundurchlässig, so wäre der Wasserdruck auf der Wasserseite zu hoch und würde brechen – deswegen ist die Sickerlinie von immenser Wichtigkeit.
Die Sickerlinie liegt zwischen der Erde und der oberen Kleischicht und verläuft im Inneren des Deiches Richtung Landseite. So wird der Druck auf den Deich verringert. Das durch die Sickerlinie durchlaufende Wasser wird im Kiesbett auf der Landseite aufgefangen.
Wie bereits erwähnt, tut er das tatsächlich nicht. Steht das Wasser hoch am Deich, so übt es einen enormen Druck auf diesen aus, dem er bei kompletter Wasserundurchlässigkeit nicht standhalten könnte. Daher gibt es einen Teil des Wassers, der durch die Sickerlinie von der Wasserseite auf die Landseite des Deiches fließt, sodass es zu einem konstanten Druckaustausch kommt.
Nicht selten werden Deiche auch in Verbindung mit Schleusen errichtet, sodass bei Bedarf auch ein kontrollierter und gezielter Wasseraustausch stattfinden kann und die Entwässerung des Deichhinterlandes garantiert wird. Diese Schleusen werden Deichschleusen, Siele oder Sperrschleusen genannt.
Tipp: Staunen Sie über die berühmten Schleusenkanäle der Welt und finden Sie hier heraus, wie eine Schleuse funktioniert.
Die erste Deichform war der Ringdeich. Diese als Ring um eine landwirtschaftliche Fläche aufgeschüttete Erde schützte ihr Inneres vor dem Eindringen von Wasser. Jedoch waren diese Ringdeiche nicht höher als 1,50 m und schützten nur ausgewählte Flächen, keine ganzen Landabschnitte. Erst im 12. Jahrhundert entstand die erste große geschlossene Deichlinie, die die ganze friesische Nordseeküste vor Überschwemmungen schützte – sie wird auch „Goldener Ring“ genannt.
Für den Deichbau wurde eine Menge Erde benötigt, die oft nicht vorhanden war. Dadurch entstanden im Spätmittelalter die Stackdeiche. Sie ersetzten fehlende Erde auf der Wasserseite des Deiches durch senkrechte Holzwände. Diese waren jedoch teuer in der Pflege und auch leichter unterspülbar.
Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich der Deichbau weiter, so dass es heutzutage viele verschiedene Deichvarianten und -formen gibt. Der wohl typischste Deich ist der direkt am Meer liegende Deich ohne Vorland, auch Schardeich genannt.
Die grundlegende Bedeutung von Deichen hat sich über die Jahrhunderte nicht verändert, denn sie bieten noch immer Schutz vor Hochwasser. Doch früher bedeuteten Deiche für die umliegenden Menschen auch extra Arbeit sowie eine Menge Verantwortung.
Denn bis ins 18. Jahrhundert hinein war Landbesitz in Deichnähe mit der Deichdienstpflicht verbunden. Das bedeutet: Wer ein Stück Land an der Küste besaß, musste den entsprechenden Deichabschnitt pflegen und erhalten. Wer dieser Pflicht nicht nachkam, musste das Land abgeben. So führten Streitigkeiten um die Zuständigkeiten und die hohen Belastungen zu Konflikten und häufiger Landaufgabe.
Heutzutage werden der Deichbau und die Erhaltung der Deiche durch Deichverbände geregelt – oft unterstützt durch das Landesamt für Umwelt und den Bund.
Übrigens: Auch in der Hansestadt Bremen/Bremerhaven lassen sich mehrere Deiche finden. Die wohl bekanntesten sind der Weserdeich in Bremerhaven und der Osterdeich in Bremen. Sie sind beliebte Ausflugsziele, um zu entspannen, Sport zu treiben oder die Sonne zu genießen!
* Wir leben Diversität und heißen alle Menschen willkommen, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Behinderung und Identität. Wir sind davon überzeugt, dass uns Vielfalt bereichert und im gemeinsamen Arbeiten voranbringt. Deshalb haben wir 2017 die Charta der Vielfalt unterzeichnet.