Trinkwasser ist unabdingbar, um zu überleben und damit eine der wertvollsten Ressourcen unseres Planeten. Es ist kalorienfrei und deckt unseren täglichen Flüssigkeitsbedarf. Ausreichend trinken ist sehr wichtig, da es das eigene Wohlbefinden steigert und Konzentrationsschwächen sowie Kopfschmerzen vermeidet. In Deutschland Lebende genießen das Privileg, flächendeckend Leitungswasser trinken zu können, da es von sehr guter Qualität ist. Dennoch bevorzugen viele immer noch Mineralwasser aus Flaschen und zweifeln an der Sauberkeit des Leitungswassers. Wir räumen mit Vorurteilen auf!
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Leitungswasser ist ein idealer Durstlöscher und zudem auch noch kostenlos. Aber ist Leitungswasser trinken gesundheitlich unbedenklich? Das Umweltbundesamt hat in dem Zeitraum von 2014-2016 alle behördlichen Trinkwasseranalysen ausgewertet und kam zu dem Ergebnis, dass Leitungswasser trinken in Deutschland ungefährlich ist. Dies liegt an der flächendeckend hohen Wasserqualität. Sofern keine Bleileitungen im Haus verbaut sind, können Sie also ohne Probleme Ihr Leitungswasser trinken.
Diese Rohre sind nur noch vereinzelt in Altbauten, mit einem Baujahr vor 1973 zu finden. Außerdem gibt es strenge Richtlinien bezüglich der Trinkwasserqualität sowie einen Grenzwert für Blei von 0,010 Milligramm pro einem Liter Wasser. Diese sogenannten Grenzwerte müssen eingehalten werden, wenn Wasser in unsere Leitungen gespeist wird. Sie werden zudem vom Gesundheitsamt überprüft. Nicht ohne Grund zählt Leitungswasser zu den am besten kontrollierten Lebensmitteln deutschlandweit.
In vielen einigen Ländern kann Leitungswasser trinken aufgrund von Verunreinigungen u.a. durch tierische oder menschliche Darmbakterien krank machen. Doch wie sieht das in ganz konkret in Deutschland aus? Unser Leitungswasser besteht zu 70% aus Grund- oder Quellwasser, das durch die Wasserwerke aufbereitet wird. Die weiteren 30% haben ihren Ursprung in Flüssen, Seen, Talsperren oder Uferfiltraten, die aus Brunnen in der Nähe von Flüssen und Seen gewonnen werden. Hierbei handelt es sich um eine künstliche Grundwasseranreicherung. Bei dieser Wassergewinnung gelangt z.B. Flusswasser durch die verschiedenen Bodenschichten in das Grundwasser und wird dadurch bereits vorgereinigt. Von dort wird es an die Erdoberfläche gepumpt, in den Wasserwerken gereinigt und über die Wasserleitungen an die verschiedenen Haushalte verteilt.
Viele Menschen erliegen dem Trugschluss, dass teures Mineralwasser sauberer ist als Leitungswasser. Jedoch kommt es häufig aus ein und derselben Quelle. Außerdem halten Mineralwasser-Hersteller nicht immer das ein, was sie versprechen. Dazu kommt die Tatsache, dass die Vorgaben der Mineral- und Tafelwasserverordnung nicht so streng sind wie die der Trinkwasserverordnung. Zudem machen der Name und das Design viel aus: Mineralwasser heißt nämlich nicht automatisch, dass mehr Mineralien als im Trinkwasser enthalten sind. Ganz im Gegenteil: Seit 1980 muss keine Mindestmenge an Mineralien im Mineralwasser vorhanden sein. Darüber hinaus ist umstritten, ob hormonell wirksame Chemikalien von der Plastikflasche im Wasser freigesetzt werden können. Des Weiteren können in Mineralwasser auch Schadstoffe, wie Uran, das auf natürliche Weise im Gestein auftreten kann, und Pestizidmetaboliten, also Abbauprodukte von Pestiziden, vorkommen – natürlich nur im Rahmen der zugelassenen Obergrenzen.
Insbesondere in das Abwasser können Hausmittelchemikalien, Hormonrückstände und Medikamente gelangen. Aber auch durch die konventionelle Landwirtschaft sickern gesundheitsschädliche Pestizide und Düngemittel, wie Nitrate, ins Grundwasser. Daher wird in den Wasserwerken, die unter staatlicher Aufsicht der Gesundheitsämter stehen, das Grundwasser aufbereitet, indem z.B. Eisen, Mangan und Kohlensäure entfernt werden. Mithilfe von Aktivkohlefiltern kann das Leitungswasser von Schadstoffen und Krankheitserregern befreit werden. Die Trinkwasserverordnung legt die Parameter fest, nach denen Trinkwasser regelmäßig getestet und die Einhaltung der Grenzwerte überwacht wird, damit Leitungswasser trinken risikofrei ist. Allerdings werden nicht prinzipiell alle Schadstoffe aus dem Leitungswasser vollständig herausgefiltert. Hier findet eine Abwägung zwischen Qualität, menschlicher Gesundheit, Risiko, Preis und Akzeptanz in der Bevölkerung statt. Selbstverständlich gewährleisten Wasserversorger bis zu den Hausleitungen, welche die Übergabestelle von öffentlicher Trinkwasserversorgung zur Privaten darstellen, eine hohe Wasserqualität. Diese sowie der Geschmack hängen stark von der Region ab, aus der das Wasser kommt. Für die Leitungen im Haus sind dann die Eigentümer verantwortlich.
Nitrat
Der Nitratanteil im Leitungswasser ist bislang so gering, dass er für uns noch keine gesundheitlichen Auswirkungen hat. Von Jahr zu Jahr wird jedoch die Nitratbelastung im Grundwasser höher, die hauptsächlich durch Gülle, Mist und Mineraldünger entsteht, welche sich in den Gewässern und somit im Grundwasser durch den Oberflächenwasserabfluss anreichern. Laut mehrerer Studien soll Nitrat krebserregend sein, da es sich zu Nitrit umwandelt und dieses mit bestimmten Nahrungsbestandteilen zu Nitrosaminen reagiert. Deutschland steht laut Umweltbundesamt (UBA) schon jetzt an 2. Stelle des höchsten Nitratgehalts im Grundwasser in der EU, da an jeder 5. Grundwassermessstelle der Nitratgrenzwert (50 mg/l) überschritten wird. Nitrat belastet nicht nur die Umwelt, sondern macht auch die Wasseraufbereitung für die Wasserversorger aufwändiger, was indirekt wiederum den Wasserpreis ansteigen lassen kann. Daher gilt es, Nitrat und Stickstoffüberschüsse zu reduzieren. Vergessen werden darf auf der anderen Seite aber auch nicht, dass Menschen durch pflanzliche Lebensmittel deutlich mehr Nitrat aufnehmen, als wenn Sie Leitungswasser trinken.
Rost
Rost ist das Produkt einer chemischen Reaktion, die entsteht, wenn Sauerstoff und Wasser auf Eisen einwirken. Bis auf den etwas unangenehmen Geschmack und die rötliche Färbung gefährdet ein zeitweise höherer Eisengehalt im Wasser nicht unsere Gesundheit. Im Leitungswasser unterliegt der Eisengehalt den Obergrenzen der Trinkwasserverordnung und ist unbedenklich
Arzneimittelrückstände & Hormone
In der Umwelt wie auch in einigen Trinkwässern wurden Spuren von insgesamt 23 Wirkstoffen gefunden. Darunter befinden sich Blutdrucksenker, Schmerzmittel, Antibiotika, Betablocker und weibliche Hormone, wie beispielsweise Estradiol und Östrogen. Diese Medikamentenrückstände gelangen über das Abwasser in die Oberflächengewässer. Sie können der Natur somit schaden und vergrößern den Aufwand für die Klärwerke, was einen höheren Trinkwasserpreis zur Folge haben kann. Bislang sind beim Konsum noch keine Nebenwirkungen bekannt.
Kalk
Kalkhaltiges Leitungswasser trinken ist gesundheitlich unbedenklich. Zahlreiche Gerüchte besagen, dass Erkrankungen, wie Demenz und Arteriosklerose, auf Kalk im Wasser zurückzuführen seien. Wir können Sie jedoch beruhigen: Kalk ist keine Ursache für diese Erkrankungen. Tatsächlich liefert es dem Körper sogar Calcium und Magnesium. So gut es für den Menschen ist, so schlecht ist es für Ihre Küchengeräte, wenn Sie diese nicht regelmäßig entkalken. Diese benötigen dadurch deutlich mehr Energie und können beschädigt werden.
Diese Frage kann klar mit „Ja“ beantwortet werden. Denn die Herstellung und der Transport von Mineralwasserflaschen belasten die Umwelt immens. Die meisten Plastikflaschen sind zwar recycelbar, aber können außer für die im Ausland angesiedelte, aufwändige Fleece-Produktion nicht unbedingt wiederverwendet werden. Das liegt daran, dass es sich zum Großteil um Einwegflaschen handelt, die meistens verbrannt werden.
Im Jahr 2020 sind rund eine Milliarde Liter Mineralwasser über lange Transportwege nach Deutschland importiert worden. Durch den CO2-Ausstoß ist die Klimabelastung durch Mineralwasser in Deutschland fast 600-mal größer als bei Leitungswasser. Würden alle Menschen bundesweit anstatt Mineralwasser nur noch Leitungswasser trinken, wäre die Ersparnis anderthalbmal so hoch wie der innerdeutsche Flugverkehr pro Jahr.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Leitungswasser ist etwa 100-mal preiswerter als Mineralwasser und insgesamt weniger schädlich für die Umwelt. Leitungswasser trinken an sich kann höchstens durch hauseigene Rohrleitungen gesundheitsgefährdend sein. Sollten Sie deswegen Bedenken haben, können Sie in Laboren Ihr Leitungswasser testen lassen. Eine Auflistung seriöser Anbieter finden Sie z.B. auf der Website des Gesundheitsamts Bremen. Wenn Schadstoffe erkannt werden, sollten Sie schnellstmöglich die Leitungen wechseln oder dies Ihrem Vermieter melden, der zu einem Austausch verpflichtet ist. Eine hundertprozentige Reinheit ist weder bei Mineralwasser noch bei Leitungswasser das Ziel. Jedoch wird letzteres strenger kontrolliert und ist somit die sicherere Alternative.
Übrigens: Das Trinkwasser von swb unterliegt ebenfalls einer strengen Qualitätsprüfung und erfüllt die Anforderungen der Trinkwasserverordnung.
Falls Sie auf Sprudelwasser nicht verzichten möchten, ist die Verwendung eines Wassersprudlers eine gute Alternative zu Mineralwasserflaschen. So können Sie Leitungswasser trinken und kommen trotzdem in den prickelnden Genuss der Kohlensäure.
Durch ökologische Landwirtschaft gelangen weniger Nitrate ins Grundwasser. Aus diesem Grund ist es vorteilhaft, beim Einkauf auf Bio-Produkte zurückzugreifen. Dies hat auch positive Auswirkungen auf Ihren ökologischen Fußabdruck.
Leitungswasser hat die beste Ökobilanz. Es besitzt nicht nur den Vorteil, dass es preiswerter ist, sondern Sie vermeiden auch lange Transportwege und überflüssige Verpackungen.
Lassen Sie Leitungswasser so lange laufen, bis es kühl aus dem Hahn kommt, damit die Wasserqualität einwandfrei ist und sie das Leitungswasser trinken können. Je länger es in den Rohren verweilt, desto eher kann es verkeimen und Stoffe aus den Armaturen im Wasser freisetzen.
Ein großer Vorteil ist, wenn Sie immer eine auffüllbare, BPA-freie, also weichmacherfreie, Trinkflasche dabei haben. Diese können Sie dann unterwegs je nach Möglichkeiten ganz einfach erneut befüllen, wenn Sie Leitungswasser trinken möchten. Das eignet sich auch ideal zum Sport. So können Sie Ihren Durst jederzeit stillen.
Werfen Sie Medikamente in den Hausmüll und nicht in die Toilette. Sonst gelangen die enthaltenen Stoffe ins Abwasser und schädigen die Umwelt. Außerdem landet das wieder aufbereitete Wasser mit den Arzneimittelrückständen im Anschluss in unseren Leitungen.
* Wir leben Diversität und heißen alle Menschen willkommen, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Behinderung und Identität. Wir sind davon überzeugt, dass uns Vielfalt bereichert und im gemeinsamen Arbeiten voranbringt. Deshalb haben wir 2017 die Charta der Vielfalt unterzeichnet.