Ein Wasserwerk ist eine Anlage, welche die Wasserversorgung von ganzen Regionen sicherstellt, indem es diese mit sauberem Trinkwasser versorgt. Mit Hilfe verschiedener Reinigungsschritte wird in Wasserwerken Grundwasser zu sauberem Trinkwasser aufbereitet und anschließend zu Wasserspeichern und Verbrauchsstellen weitergeleitet. Aber was genau geschieht im Wasserwerk? In diesem Artikel erfahren Sie alles über die Entwicklung der Wasserversorgung über die Jahrtausende sowie die Funktionsweise von modernen Wasserwerken.
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Inhalt:
1. Brunnen (ca. 8.000 v. Chr.)
Brunnen gab es in Mitteleuropa seit ca. 6.000 v. Chr., aber im Mittelmeerraum – z.B. in Israel und Zypern – sind Brunnen bereits aus der Zeit um etwa 8.000 v. Chr. nachgewiesen.
2. Aquädukte (ca. 2.000-600 v. Chr.)
Als Aquädukte werden frühere Wasserversorgungsanlagen und Wasserleitungen bezeichnet – heutzutage bezieht sich der Begriff auf wasserführende Brücken.
Es ist nicht klar, ob im 7. Jahrhundert v. Chr. die Assyrer, die in der Region des heutigen Irak und der Türkei lebten, die ersten Aquädukte entwickelten oder bereits vorher in Syrien oder Griechenland unterirdische Kanäle gebaut wurden. Klar ist aber, dass diese Innovation den Beginn der Nutzung künstlicher Leitungen markiert, die später von den Griechen und Römern perfektioniert wurde.
Das erste Aquädukt im Römischen Reich entstand vor etwa 2.300 Jahren und war der Beginn eines umfangreichen Netzwerks von Aquädukten, das den hohen Wasserbedarf für Thermen, Zieranlagen, Privathaushalte etc. deckte.
Übrigens: Einer der berühmtesten Aquädukte ist der Pont du Gard im Süden Frankreichs.
3. Wasserkunst im Mittelalter (ca. 500-1.500)
Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit wurden in Europa verschiedene Techniken der Wasserkunst genutzt. Wasserkunst bezeichnet in diesem Kontext Systeme zur Förderung, Hebung und Führung von Wasser.
Die früheren Wasserkünste bestanden aus einem Pumpwerk, einem antreibenden Wasserrad sowie aus einem Hochbehälter, in dem das Wasser gespeichert wurde. Durch ein Röhrensystem, meistens in Form ausgehöhlter Baumstämme, wurde das Wasser an die Verbrauchsorte geleitet. Ein bekanntes frühes Beispiel für ein solches System ist die Alte Wasserkunst in Bautzen, die im Jahre 1495 erbaut wurde.
4. Industrielle Revolution & erste Wasserwerke (ca. 19.-20. Jhd.)
Mit der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert veränderte sich die Wasserversorgung. Durch Dampfmaschinen, elektrische Pumpen und Wassertürme war die Wasserförderung und -verteilung deutlich einfacher geworden. 1848 wurde in Hamburg die erste zentrale öffentliche Wasserversorgung inkl. Abwassersystem im heutigen Sinne errichtet, ein Meilenstein, der den Beginn der systematischen und zentralisierten Trinkwasserversorgung markierte. Diese Entwicklung setzte sich fort, sodass immer mehr moderne Wasserwerke entstanden, die auch große Bevölkerungszahlen mit sauberem Trinkwasser versorgen konnten.
Übrigens: Die Hamburger Wasserwerke sind die ältesten öffentlichen Wasserversorgungsunternehmen Europas. Nach der verheerenden Brandkatastrophe 1842 in der Hansestadt wurde 1848 eine zentrale Wasserversorgung eröffnet, die geklärtes Elbwasser in Behälter der Häuser pumpte.
Ein Wasserwerk ist für die Trinkwasseraufbereitung zuständig. Dazu braucht es verschiedene technische und teilweise auch chemische Verfahren, die unerwünschte Stoffe entfernen.
1. Wasserförderung durch Brunnen
Über sehr tiefe Brunnen und Pumpen wird das unbehandelte Grundwasser – auch „Rohwasser“ genannt – in das Wasserwerk befördert. Das Rohwasser enthält Stoffe wie Eisen und Mangan, ist aber grundsätzlich trinkbar. Trotzdem müssen diese Stoffe herausgefiltert werden, weil sonst die Rohrleitungen rosten würden.
2. Chemische Reinigung mit Chlor oder Ozon
In einigen Wasserwerken wird das Rohwasser mit Chlor oder Ozon gereinigt. Beide Stoffe töten unerwünschte Bakterien ab, müssen aber auch wieder aus dem Wasser entfernt werden.
Übrigens: In einigen Regionen – wie z.B. auch in Bremen und Bremerhaven – ist eine Reinigung mit chemischen Stoffen wie Chlor oder Ozon nicht nötig, da die Grundwasserqualität so hoch ist.
3. Technische Reinigung (Verrieselung)
Das Rohwasser wird in der Belüftungskammer mit Sauerstoff versetzt und gleichzeitig vom Kohlendioxid befreit. Dies passiert rein technisch, indem das Wasser in der Kammer versprüht und wieder aufgefangen wird. So entweicht das Kohlendioxid, während Sauerstoff in das Wasser gelangt und das Eisen und Mangan im Rohwasser bindet.
4. Reaktionsbecken: Bindung von Eisen & Mangan
Das Eisen und Mangan reagiert nach und nach mit dem zugeführten Sauerstoff aus der Belüftungskammer, fängt dadurch an zu flocken und kann so anschließend herausgefiltert werden. Dieser Prozess findet teilweise in Reaktionsbecken, teilweise schon bei der technischen Reinigung statt.
5. Enteisung mit Aktivkohle
Im nächsten Becken wird Aktivkohle eingesetzt und das Wasser vom Eisen befreit. Dieser Prozess wird auch Vorfiltern genannt.
6. Entmanganung mit Sand
Sand ist ein natürlicher Filter. In der Sandfilteranlage werden grobe Schwebstoffe sowie das Mangan aus dem Wasser entfernt. Dieser Prozess wird auch Nachfiltern genannt.
Teilweise finden in Wasserwerken beide Filtertypen (vor- und nachfiltern) gleichzeitig statt. Die Becken müssen in regelmäßigen Abständen rückgespült werden, um das geflockte Eisen und Mangan zu entfernen. Das sogenannte Schlammwasser wird dann ins Absetzbecken gepumpt. Nach dem Filtern wird das Rohwasser auch „Reinwasser“ genannt.
7. Absetzbecken
Im Absetzbecken wird das Schlammwasser aus der Rückspülung der Filtertypen gelagert. Dort setzen sich Feststoffe sowie der Eisen- und Manganschlamm am Boden ab, sodass er anschließend entfernt werden kann. Das restliche Wasser wird über natürliche Klärteiche zurück in den biologischen Wasserkreislauf gespeist.
8. Wasserspeicher
In einem Wasserspeicher wird das aufbereitete und gefilterte Wasser gespeichert und auf ca. 10 °C gekühlt, damit es frisch bleibt. Bei Bedarf verlässt das Wasser das Wasserwerk und wird über Rohre und Pumpwerke zu Verbrauchenden gepumpt. Dabei wird es heutzutage meist in Hochbehältern oder Zwischenpumpwerken gespeichert und nicht mehr in Wassertürmen. In seltenen Fällen wird das Wasser noch einmal mit UV-Licht desinfiziert, bevor es aus dem Wasserwerk geleitet wird.
9. Netzpumpen, Zwischenpumpwerke & Druckerhöhungsanlagen
Damit ausreichend Druck herrscht und das saubere Wasser vom Wasserwerk über weite Strecken durch das Rohrnetz zum Verbrauchenden fließen kann, werden Netzpumpen eingesetzt. Teilweise muss der Druck bei weiten Strecken mit Zwischenpumpwerken und Druckerhöhungsanlagen nachjustiert werden. Diese Anlagen erhöhen dann den Wasserdruck, damit auch in höhergelegenen Gebäuden sauberes Trinkwasser aus dem Wasserhahn kommen kann.
10. Notstromaggregat
Fällt mal der Strom aus, so sichern Notstromaggregate für mehrere Stunden die konstante Wasserversorgung der Bevölkerung, bis der Strom wieder läuft.
Tipp: Erfahren Sie hier, was Sie bei einem Stromausfall tun können.
11. Überwachungszentrale
In der Überwachungszentrale werden die Wasserqualität, die Wasserstände sowie der Trinkwasserverbrauch überwacht und überprüft. So wird sichergestellt, dass allen Verbrauchenden genug Trinkwasser mit hoher Qualität zur Verfügung steht.
Übrigens: Nach der Aufbereitung muss das Trinkwasser den strengen Anforderungen der deutschen Trinkwasserverordnung entsprechen, was höchste Qualität zu garantiert. Daher haben einige Wasserwerke für eine verbesserte Grundwasseraufbereitung auch eigene Laboratorien.
Wasserwerk
Ein Wasserwerk ist für die Trinkwasseraufbereitung zuständig. Dafür wird Wasser aus Flüssen, Seen, dem Grundwasser und anderen Quellen in das Werk gepumpt, wo es gereinigt, gefiltert und aufbereitet wird. Anschließend wird es in das Wasserversorgungsnetz eingespeist.
Wasserkraftwerk
Ein Wasserkraftwerk nutzt das Wasser aus Flüssen, Seen, Stauseen etc., um daraus Strom zu erzeugen. Dafür wird je nach Art des Wasserkraftwerks die kinetische, potenzielle und/oder mechanische Energie des Wassers genutzt.
Klärwerk
Eine Kläranlage ist für die Abwasserreinigung zuständig. Dafür wird das Abwasser aus Haushalten, Industriegebäuden etc. in die Kläranlage befördert, um dort gereinigt und gefiltert zu werden. Anschließend wird das saubere Abwasser wieder an die Umwelt abgegeben.
Tipp: Falls Sie mehr über die spannende Funktionsweise beider Werke erfahren möchten, können wir Ihnen unsere Artikel Wie funktioniert ein Wasserkraftwerk sowie Wie funktioniert eine Kläranlage empfehlen.
Der größte Teil des Trinkwassers wird in Deutschland über Brunnen gewonnen, sodass das Grundwasser die wichtigste Ressource für die allgemeine Wasserversorgung darstellt. Doch landwirtschaftliche Einflüsse wie Nitrat oder Pestizide stellen vermehrt eine zunehmende Gefährdung dar, die in unserem Artikel Ist Leitungswasser trinken gesund näher erläutert werden.
Mehr über die Trinkwasserförderung von swb in Bremen und Umgebung erfahren Sie hier:
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