Ein Wasserturm ist ein Bauwerk, welches als riesiger Wasserspeicher fungiert und Teil der Wasserversorgung ist. Dank ihm werden Industrie, Städte und Kommunen mit Wasser versorgt. Doch da die Wasserturmfunktionen heutzutage meist von Pump- und Speicherwerken übernommen werden, ist die Relevanz der wasserspeichernden Türme über die letzten Jahrzehnte immer weiter gesunken. Erfahren Sie, wie ein Wasserturm funktioniert und wie er heutzutage auch anderweitig noch genutzt wird.
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Wassertürme speichern das von Wasserwerken aufbereitete Trinkwasser hoch oben in einem Behälter im Inneren des Wasserturms, welcher auch „Hochbehälter“ genannt wird. Die Wasserversorgung der an das Wassernetz angeschlossenen Gebäude erfolgt anschließend nur mit Hilfe der Schwerkraft und dem daraus resultierenden hydrostatischen Druck. Damit im Rohrnetz ausreichend Druck herrscht, müssen alle Verbrauchenden tiefer als der Wasser-Hochbehälter liegen.
Wird nun aus dem Wassernetz Wasser entnommen, führt dies zu einer Verminderung der Wassermenge im Hochbehälter und der Druck sinkt für die Dauer der Entnahme leicht. Um den Wasserdruck konstant zu halten, wird der Hochbehälter regelmäßig mit Wasserpumpen so nachgefüllt, dass der Wasserpegel möglichst auf gleicher Höhe bleibt. Über diese Pumpen kommt ebenfalls das Wasser in den Wasserturm.
Neue Wassertürme werden heute nur noch selten gebaut, da für die Erzeugung des benötigten Wasserdrucks mittlerweile kräftige Pumpen eingesetzt werden. Auch die Wasserspeicherung erfolgt mittlerweile nicht mehr in Türmen, sondern in erdnahen Zwischenspeichern.
Besonders in Mitteleuropa lässt sich dieser Rückgang erkennen, sodass bestehende Wassertürme immer öfter von den Aufgaben der Wasserversorgung entbunden werden. Einer der Hauptgründe dafür ist, dass der größte Vorteil der Wassertürme, nämlich lediglich mit dem hydrostatischen Druck große Mengen an Trinkwasser abgeben zu können, die hohen Baukosten nicht mehr rechtfertigen und diese Aufgabe von effizienten Pumpen übernommen wird.
Zusätzlich wiegen die Nachteile von Wassertürmen deutlich schwerer, da der Bau herausfordernd ist und die Wasserqualität schwieriger zu gewährleisten ist. Denn das Wasser steht im Turm häufiger mal und altes Wasser wird nicht zwangsläufig ausgetauscht. Dies in Kombination mit den immer strengeren Auflagen für die Qualität von Trinkwasser ist verantwortlich für den Neubaurückgang von Wassertürmen.
Übrigens: Falls Sie wissen möchten, wie die Qualität Ihres Trinkwassers ist, informieren Sie sich bei Ihrem lokalen Wasserversorgungsunternehmen. Informationen über Trinkwasserqualität und Härtegrad vom swb Trinkwasser finden Sie hier.
Ähnlich wie es teilweise bei Leuchttürmen der Fall ist, sind auch viele Wassertürme in den letzten Jahrzehnten obsolet geworden. Doch anstatt die besonderen Bauwerke einfach abzureißen, werden sie anderweitig verwendet oder umgebaut. Dabei dienen sie unter anderem …
Übrigens: Früher war eine Kombination aus Wasserturm und Schornstein nicht unüblich. Ein positiver Nebeneffekt dabei war, dass der Wärmestrom vom heißen Abgas das Wasser davon abhielt, im Winter einzufrieren.
1. Wasserturm auf dem Werder (Bremen-Neustadt)
Fertigstellung: 1873
Stilllegung: 1983
Heutige Nutzung: Ausstellungen, Theaterinszenierungen, Events
Besonderheit: Im Volksmund wird dieser Wasserturm aufgrund seiner 4 Türme, die wie Füße einer Kommode aussehen, auch „umgedrehte Kommode“ genannt.
2. Luftschutz- und Wasserturm (Bremen-Mitte)
Fertigstellung: ?
Stilllegung: ?
Heutige Nutzung: keine
Besonderheit: Der Turm hat nicht nur als Luftschutzturm gedient, sondern wurde auch als Wasserturm für das Befüllen von Lokomotiven genutzt.
3. Wasserturm Walle (Bremen-Walle)
Fertigstellung: 1905
Stilllegung: 1944 zerstört und dann bis auf den Sockel abgerissen
Heutige Nutzung: Wohn-, Hauswirtschafts- und Pflegeheim der Bremer Heimstiftung, welches 2018 fertiggestellt wurde.
Besonderheit: Der Wasserturm in Bremen-Walle war mit 61 Metern kurze Zeit der größte Wasserturm Europas.
4. Alter Wasserturm (Bremen-Gröpelingen)
Fertigstellung: 1915
Stilllegung: ?
Heutige Nutzung: keine
Besonderheit: Er versorgte am Rangierbahnhof, der 2005 stillgelegt wurde, die Dampflokomotiven mit Lokomotivspeisewasser.
5. Wasserturm Vegesack (Bremen-Vegesack)
Fertigstellung: 1892
Stilllegung: 1965
Heutige Nutzung: Atelier & Wohnung
Besonderheit: Markant ist der runde Sockel aus Klinker, auf dem der vieleckige, grüne Teil des Turmes steht.
6. Wasserturm Blumenthal (Bremen-Blumenthal)
Fertigstellung: 1928
Stilllegung: 1990er
Heutige Nutzung: Kinder und Jugendtagesstätte
Besonderheit: Der Turm ist ein Wahrzeichen Blumenthals.
Übrigens: Viele alte Bauwerke, die ihren Nutzen verloren haben, zerfallen oft zu leblosen Orten oder Ruinen. Die so entstehenden Lost Places versprühen auf viele Menschen einen ganz eigenen Charme.
1. Wohnwasserturm Wulsdorf (Bremerhaven-Wulsdorf)
Fertigstellung: 1927
Stilllegung: 1996
Heutige Nutzung: Wohnraum
Besonderheit: Wohnwassertürme sind äußerst selten.
2. Wasserturm Geestemünde (Bremerhaven-Geestemünde)
Fertigstellung: 1891
Stilllegung: 1996
Heutige Nutzung: Gastronomie
Besonderheit: Der Wasserturm gilt als Wahrzeichen des Stadtteils und hat ein prägnantes Gesims.
3. Wasserturm Hafenstraße (Bremerhaven-Lehe)
Fertigstellung: 1853
Stilllegung: ?
Heutige Nutzung: Lesungen, Konzerte, Diskussionsrunden etc.
Besonderheit: Er wird heutzutage in Anlehnung an den Bremer Architekten Simon Loschen auch „Losche“ genannt.
4. Wasserturm Langener Landstraße (Bremerhaven-Lehe)
Fertigstellung: 1886
Stilllegung: 1996
Heutige Nutzung: privat
Besonderheit: Wird im Volksmund auch „Dickschädel“ genannt und steht seit 2005 auf der Liste der erhaltenswerten Gebäude Bremerhavens.
Übrigens: Der älteste Wasserturm Deutschlands ist der 1416 erbaute Große Wasserturm beim Wasserwerk am Roten Tor in Augsburg, welches nebenbei das älteste Wasserwerk Deutschlands ist.
Falls Sie mehr über das einzigartige Bremer Wasserkraftwerk an der Weser erfahren möchten, können wir Ihnen unser swb-Erklärvideo empfehlen:
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