Besitzen Sie eine Erdgasheizung, haben Sie sich bestimmt schon mal gefragt: Wie erkennt man* Gasgeruch? Und wie riecht Erdgas eigentlich? Darauf gibt es keine universelle und eindeutige Antwort. Gas riecht nicht immer gleich, ist unsichtbar und verbreitet sich lautlos. Daher ist es besonders wichtig, ein Gasleck rechtzeitig zu erkennen, sodass das Gas nicht unbemerkt in Haus und Wohnung strömen und zu einer Bedrohung werden kann. Damit Sie keinen Grund zur Sorge haben, finden Sie hier schnell und einfach alle Informationen darüber, wie Sie rechtzeitig den Gasgeruch erkennen können bzw. Verdacht schöpfen sollten. Außerdem erfahren Sie, was bei einem Gasaustritt passieren kann und wie Sie sich bei einem Gasleck richtig verhalten.
Inhalt:
Im natürlichen Zustand riecht Erdgas neutral und hat keinen Eigengeruch. Damit Verbrauchende die Chance haben, austretendes Gas rechtzeitig anhand des Gasgeruchs zu erkennen bzw. misstrauisch zu werden, wird aus Sicherheitsgründen vom gasversorgenden Unternehmen ein Duftstoff beigemischt.
1. Gasgeruch erkennen: durch den Geruch
Dafür werden hauptsächlich sehr unangenehm riechende Stoffe auf Schwefelbasis verwendet, wie zum Beispiel „Tetrahydrothiophen“ (THT), auch als Thiolan oder Tetramethylensulfid bekannt. Dieser Geruch kann einfach über die Gasregel-Druckanlagen beigemischt werden. Das sogenannte „Odoriermittel“ erinnert an faule Eier und kann nicht vom Erdboden aufgenommen werden, sodass der Duft bei einer undichten Gasleitung auch durch die Erde dringen kann. Alternativ wird das Gas mit einem lösungsmittelartigen Geruch odoriert, der an Klebstoff erinnert. Dies ist meist umweltfreundlicher, da der Ausstoß von Schwefeldioxid reduziert wird. Durch diese Beimischung von Duftstoffen wird ermöglicht, dass nicht nur Fachleute, sondern auch Verbrauchende Gasgeruch erkennen bzw. aufmerksam werden. Je nach gasnetzbetreibendem Unternehmen gibt es regionale Unterschiede bezüglich des Gasgeruchs. Verbrauchende haben deshalb die Möglichkeit, beim Versorgenden Duftkarten anzufordern. Im Zweifelsfall sollte man sich aber nicht darauf verlassen, ob ein bestimmter Geruch wahrgenommen wird oder nicht, sondern den Verdacht umgehend dem Entstörungsdienst des gasversorgenden Unternehmens bzw. der Feuerwehr melden.
2. Gasgeruch erkennen: durch einen Gasmelder
Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, dass Verbrauchende austretendes Gas mit einem Messgerät feststellen. Gasmelder schaffen eine zusätzliche Sicherheit und sind eine freiwillige Anschaffung. Da Erdgas leichter als Luft ist, sammelt sich austretendes Gas an der Decke, weshalb Erdgasmelder (für Methan) in Deckennähe montiert werden müssen. Flüssiggasmelder (für Propan / Butan) werden wiederum in Bodennähe angebracht, da Flüssiggas schwerer ist als Luft und absinkt. Damit der Gasmelder optimal funktioniert und maximale Sicherheit garantiert, sollte er fachgerecht montiert werden. Die Kosten für die Geräte liegen zwischen 30 und 70 Euro. Natürlich bietet auch ein Gasmelder im Zweifelsfall keine hundertprozentige Sicherheit. Haben Sie einen Verdacht, infomieren Sie umgehend den Entstörungsdienst des gasversorgenden Unternehmens bzw. die Feuerwehr.
3. Gasgeruch erkennen: Irrtümer ausschließen
Häufig besteht kein Grund zur Sorge, denn aufgrund hoher Sicherheitsstandards und moderner Warntechnik sind Gasunfälle in Deutschland äußerst selten. Alle verbauten Leitungen und Teile sind verschleißfrei, sodass ein Gasaustritt grundsätzlich sehr unwahrscheinlich ist. Einen auffälligen Geruch können Sie dennoch in zwei Fällen wahrnehmen. Zum einen entsteht kurzzeitig ein leichter Gasgeruch, wenn die Heizung anspringt, da hierbei sehr geringe Mengen Heizgas freigesetzt werden können, die nicht verbrannt wurden. Dies kann unbedenklich sein und ist in der Regel nur direkt an der Heizung wahrnehmbar, da es anschließend direkt verfliegt. Zum anderen kann es zu einer Verwechslung mit Abgasen der Heizung kommen. Die auch hierin enthaltenen geringe Mengen Schwefeldioxid können freigesetzt werden, wenn die Therme oder Heizung nach längerer Zeit wieder anspringt. Der Sog im Schornstein tritt etwas verzögert ein, wodurch der Geruch kurzzeitig wahrnehmbar ist.
Wichtig: Ihre Sicherheit und die Ihrer Mitmenschen geht immer vor. Sollten Sie ein Gasleck nicht sicher ausschließen können, sollten Sie sich an die empfohlenen Maßnahmen zur Evakuierung halten, den Entstörungsdienst Ihres Gasversorgers bzw. die Feuerwehr informieren. Mit einer regelmäßigen Wartung Ihrer Gastherme und der Anschlussleitungen können zudem Defekte frühzeitig erkannt werden.
Gasexplosion
Bei einem großen Gasleck kann sich das Gas unbemerkt in Haus und Wohnung ausbreiten und zu einer Bedrohung werden, da Explosionsgefahr besteht. Dabei genügt schon ein kleiner Funken im Zündbereich zwischen 4 und 16 Volumenprozent Gas, das aus der Heizungsanlage austritt, sich mit dem Sauerstoff aus der Raumluft vermengt und entzündet. Demnach birgt ein Gas-Luft-Gemisch ein hohes Gefahrenpotenzial, weshalb es besonders wichtig ist, dass Sie schnell handeln, sollten Sie wirklich Gasgeruch erkennen.
Gasvergiftung
Zudem kann in geschlossenen Innenräumen Lebensgefahr durch eine Gasvergiftung bestehen, da der Sauerstoffanteil in der Atemluft sinkt und der Methananteil steigt. Da Erdgas nicht giftig und das Einatmen ungefährlich ist, werden Sie bei einem Gasleck vorläufig keine körperlichen Symptome bemerken. Sie können höchstens beim Gasaustritt auf Symptome von Sauerstoffmangel wie Schwindel, Müdigkeit oder Übelkeit achten. Wenn allerdings ein Gasleck über Nacht unbemerkt bleibt, da alle bewohnenden Personen schlafen, kann nur ein Gasmelder eine erhöhte Gaskonzentration messen und mit einem schrillen Piepton vor Erstickungsgefahr warnen.
Nutzen Sie Erdgas in Ihrem Haus oder Ihrer Wohnung, ist es für Sie als verbrauchende Person wichtig zu wissen, welche notwendigen Maßnahmen Sie ergreifen sollten, wenn Sie Gasgeruch erkennen bzw. einen Verdacht haben. Folgende Schritte sind in diesem Fall erforderlich:
1. Ruhe bewahren
Sobald Sie Gasgeruch erkennen oder einen Verdacht haben, sollten Sie zunächst Ruhe bewahren, damit Sie mit klarem Kopf handeln können.
2. Zündquellen vermeiden
Löschen Sie zunächst alle offenen Feuer. Hier ist Eile geboten, denn schon ein kleiner Funken kann zur Gasexplosion führen. Kerzen, Zigaretten und Feuerzeuge sind demnach strengstens Tabu. Auch elektrische Geräte inklusive Ihres Smartphones und Lampen sollten nicht mehr betätigt werden. Generell sind alle Arten von Schaltern nicht zu betätigen. Denn wenn elektrische Ladung entsteht, kann diese ggf. das ausgetretene Gas entzünden.
3. Für Durchzug sorgen
Wenn Sie Gasgeruch erkennen oder einen Verdacht haben, sollten alle Fenster und Türen geöffnet werden, um für Durchzug zu sorgen. Auf diese Weise kann das Gas entweichen. Sollten Sie elektrische Jalousien oder Rollläden an den Fenstern haben, verzichten Sie in diesem speziellen Fall – anders als sonst möglicherweise beim richtigen Lüften – unbedingt auf deren Bedienung.
4. Gashahn zudrehen
Ist das erledigt, sollten Sie den Gashaupthahn schnellstmöglich manuell abdrehen. Dieser befindet sich hinter der Hauseinführung vor dem Gaszähler. Einmal verschlossen, strömt kein Gas nach und die Gefahr lässt sich reduzieren. Der Gashahn ist ein sicherheitsrelevanter Bauteil, über den die Gasversorgung unterbrochen werden kann. Er ist mit einer thermischen Auslöseeinrichtung ausgestattet, die den Gasstrom absperrt, wenn die Umgebungstemperatur der Armatur zu hoch wird.
5. Gebäude evakuieren
Haben Sie das geschafft, sollten Sie das Gebäude schnellstmöglich evakuieren. Warnen Sie Ihre Mitmenschen vor dem Gasaustritt (klopfen, nicht klingeln!) und verlassen Sie das Haus. Denken Sie im Notfall daran: Sicherheit geht immer vor!
6. Feuerwehr rufen
Im Anschluss sollten Sie die Feuerwehr mit der 112 rufen. Die Rettungswache alarmiert daraufhin den Störungsdienst des gasversorgenden Unternehmens und kümmert sich um das Gasleck.
Wenn Sie swb-Kunde sind, finden Sie hier direkt die passenden Notfallnummern: https://www.wesernetz.de/fuer-die-region/services/stoerung-melden
Wonach riecht Gas?
Wie kann man Gasgeruch erkennen bzw. wann sollte man Verdacht schöpfen?
Was kann passieren?
Verhaltensregeln bei Gasgeruch:
Nicht vergessen: Leichter, punktueller Gasgeruch an Heizungen ist nicht immer auf einen Defekt zurückzuführen. Wie Sie richtig Heizen erfahren Sie in unserem gleichnamigen Artikel.
* Wir leben Diversität und heißen alle Menschen willkommen, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Behinderung und Identität. Wir sind davon überzeugt, dass uns Vielfalt bereichert und im gemeinsamen Arbeiten voranbringt. Deshalb haben wir 2017 die Charta der Vielfalt unterzeichnet.