Lichtverschmutzung, auch Lichtsmog, Lichtimmission, Lichtverunreinigung oder Lichtglocke genannt, bezeichnet die Aufhellung des Nachthimmels durch künstliche Lichtquellen. Wenn es spät wird, geht die Sonne geht unter und das natürliche Licht verschwindet. Trotzdem wird es oft nicht richtig dunkel, weil künstliches Licht die meisten Städte und Orte erhellt. Zwar gibt es gute Gründe für nächtliche Beleuchtung, allerdings wird dadurch der Tag künstlich verlängert und die Umwelt in mehrfacher Hinsicht beeinflusst. In den letzten Jahrzehnten stieg die Zahl der Lichtquellen weltweit kontinuierlich an, Schätzungen gehen von ca. 6 % pro Jahr aus. Mit dieser Entwicklung einhergehend wird auch das Problem „Lichtverschmutzung“ immer mehr diskutiert. Doch wann spricht man* genau von Lichtverschmutzung? Was hat Lichtverschmutzung für Auswirkungen? Und was kann man gegen Lichtverschmutzung tun?
Inhalt:
Lichtverschmutzung heißt, dass durch die Streuung des von der Erdoberfläche kommenden Lichts eine partielle bis vollständige Abwesenheit der Dunkelheit entsteht – meist in großen Stadtgebieten. Dabei übertüncht das künstliche Licht die natürliche Dunkelheit und „verschmutzt“ so die Umgebung. Obwohl die Lichtverschmutzung als Aufhellung des Nachthimmels durch künstliche Lichtquellen nicht zu den klassischen Fällen der Umweltverschmutzung gehört, wird dieses Phänomen dennoch allgemeinhin als solches deklariert und gehandhabt.
Die steigende Lichtverschmutzung ist eine Begleiterscheinung des weltweiten Bevölkerungswachstums und des erhöhten Lebensstandards infolge der Industrialisierung. Denn besonders die frühindustrialisierten Nationen haben ein Problem mit Lichtverschmutzung. In Europa und den USA sind teilweise riesige Flächen des Landes von Lichtimmissionen betroffen.
Natürlich wird Licht auch in der Nacht gebraucht, beispielsweise um Gefahren in der Dunkelheit sichtbar zu machen. Doch problematisch wird es, wenn die künstlichen Lichtquellen nachts überhand gewinnen. Das passiert vor allem, wenn das Licht von den Quellen nach oben abgestrahlt wird. Denn dieses Licht wird in den einzelnen Schichten der Erdatmosphäre weiter reflektiert, streut dann deutlich weiter als intendiert und bildet in Ballungsgebieten Lichtglocken, die die Dunkelheit abschirmen.
Lichtglocken und ihre Folgen kommen häufig durch eine unsachgemäße Installation folgender Lichtquellen zustande:
Denkmal- und Gebäudebestrahlung
Falsch installierte Beleuchtung von Denkmälern und Gebäuden, wie z.B. Kirchen, ist ein Hauptfaktor für Lichtverschmutzung, da die Beleuchtung oft partiell bis vollständig in den Himmel gestrahlt wird.
Straßenbeleuchtung
Das Insektensterben durch Lichtverschmutzung lässt sich häufig gut an veralteten Straßenlaternen beobachten. Je nach Helligkeit und Art strahlen diese stark ab.
Himmelsstrahler (Skybeamer)
Die Lichtverschmutzung durch Straßenbeleuchtung ist allgemeinhin bekannt, doch auch Skybeamer beispielsweise von Diskotheken stehen häufig in der Kritik. Diese strahlen direkt in den Himmel und tragen somit maßgeblich zur Lichtverschmutzung bei.
Flutlichtanlagen
Flutlichtanlagen an Sportstätten, Baustellen oder Flughäfen sind oft mit LEDs betrieben, um das Insektensterben zu verringern. Und trotzdem gibt es eine hohe Lichtverschmutzung der umliegenden Gegend durch direkt und indirekt abstrahlendes Licht der Riesenscheinwerfer.
Schaufensterbeleuchtung, Lichtwerbungen & Bewegungsmelder
Auch Schaufensterbeleuchtungen, Lichtwerbungen und sogar falsch angebrachte Bewegungsmelder an Hausfassaden tragen zur allgemeinen Lichtverschmutzung bei.
Die Vielzahl dieser künstlichen Lichtquellen und die Menge an Licht, die sie nachts in den Himmel abstrahlen, ist nicht harmlos. Die Folgen von Lichtverschmutzung können unterschiedliche Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Menschen haben:
Pflanzen
Der Wachstumszyklus von Pflanzen wird durch das künstliche Licht beeinflusst. So können beispielsweise Laubbäume anfälliger für Frostschäden werden, weil sie durch das Licht im Herbst später ihre Blätter verlieren.
Vögel
Viele nachtaktive Vögel kollidieren mit beleuchteten Hochhäusern, weil die künstlichen Lichtquellen ihre Orientierung stören. Zugvögel werden durch Lichtverschmutzung von ihren gewohnten Routen abgelenkt und fliegen dadurch mitunter weite Umwege. Singvögel verändern durch die nächtliche Dauerbeleuchtung ihr Sing- und Fortpflanzungsverhalten.
Insekten
Nachtaktive Insekten orientieren sich in der Dunkelheit normalerweise an dem schwachen Licht der Gestirne. Doch künstliche Lichtquellen üben auf viele Insekten eine große Anziehungskraft aus und locken sie aus ihren natürlichen Lebensräumen. Die Tiere steuern gezielt auf die Lampen zu und umkreisen diese teilweise bis zur totalen Erschöpfung. So werden durch Lichtverschmutzung die Insekten im Laufe der Nacht massenhaft Opfer von insektenfressenden Tieren, wie z.B. Spitzmäusen, Igeln, Kröten oder Spinnen. Zusätzlich sterben viele Insekten auch durch den direkten Kontakt mit den heißen Leuchtmitteln.
Tipp: Wie Sie helfen können Insekten, im Speziellen Bienen in urbanen Räumen zu schützen, verraten wir Ihnen in unserem Artikel über Stadtbienen.
Fische
Hell beleuchtete Brücken können z.B. Aalen zum Verhängnis werden, denn diese schwimmen nachts flussabwärts zu ihren Laichplätzen. Doch die grellen Brücken werden als Hindernis wahrgenommen und so schwimmen die Tiere oft nicht weiter. Dadurch kann es passieren, dass der Nachwuchs ausbleibt.
Tipp: Falls Sie erfahren möchten, wie Sie Tieren in gewissen Notlagen helfen können, sollten Sie einen Blick in unsere Artikel Tiere in der Stadt sowie Fledermaus im Haus werfen.
Menschen
Die Folgen der Lichtverschmutzung für den Menschen sind vor allem eine gehemmte Melatoninproduktion. Da das künstliche Licht eine Menge Blaulicht enthält, wird die Melatoninproduktion eingeschränkt und der Schlaf-Wach-Rhythmus kann gestört werden, was sogar zu Schlafstörungen führen kann. Zusätzlich mindern die Lichtglocken von Städten die Anzahl an sichtbaren Sternen, was nicht nur ästhetisch als Nachteil gesehen werden kann, sondern ganz real auch die Arbeit von Astronomen behindert.
Tipp: Falls Sie mehr über die Wirkungen von Blaulicht wissen möchten, empfehlen wir Ihnen unseren Artikel Sind Blaulichtfilter-Brillen sinnvoll?
Für das Problem der Lichtverschmutzung gibt es Lösungen im kleinen und großen Rahmen. Um die Lichtverschmutzung zu reduzieren, können Kommunen, Betriebe sowie Privatpersonen auf folgende Dinge achten:
Übrigens: Auch swb tauscht im Auftrag der Senatorin für Klimaschutz alte Lampen von Straßenlaternen gegen neue energiesparende LEDs aus. Die eingesparte Strommenge entlastet darüber hinaus das Klima voraussichtlich um zwei Millionen Kilogramm CO2-Emissionen im Jahr. Noch mehr Informationen dazu finden Sie auf Instagram auf unserem Kanal swb_online.
Lichtverschmutzung kann auf drei verschiedene Weisen gemessen werden.
So ergeben sich je nach Messart für die Lichtimmissionen Grenzwerte, die nicht grundlos überschritten werden dürfen. Denn um die Lichtverschmutzung in Deutschland zu reduzieren und zu kontrollieren, gibt es gegen Lichtimmissionen Gesetze und Richtlinien.
Vorschriften zur Beleuchtung im Verkehr, in Wohngebieten etc. sind im Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) festgeschrieben. So können Gemeinden beispielsweise aus städtebaulichen Gründen Flächen für Vorkehrungen zum Schutz vor Licht festsetzen. Im BImSchG steht zur Lichtverschmutzung Folgendes:
„Lichtimmissionen sind schädliche Umwelteinwirkungen, wenn sie nach Art, Ausmaß oder Dauer geeignet sind, Gefahren, erhebliche Nachteile oder erhebliche Belästigungen für die Allgemeinheit oder die Nachbarschaft herbeizuführen“ (§ 3 Abs. 1).
Zusätzlich zum Bundes-Immissionsschutzgesetz gibt es Richtlinien vom Länderausschuss für Immissionsschutz (LAI), wie die „Richtlinie zur Messung und Beurteilung von Lichtimmissionen“. In dieser Richtlinie vom LAI sind schützenswerte Räumlichkeiten sowie die zulässigen Lux-Maximalwerte im Zeitraum zwischen 6-22 Uhr bzw. 22-6 Uhr festgesetzt. Vor Lichtverschmutzung schützenswerte Räume sind unter anderem Wohnräume, Schlafräume, Bettenräume in Krankenhäusern, Unterrichtsräume, Büroräume, Praxisräume, Schulungsräume etc.
Lichtverschmutzung bezeichnet die Aufhellung des Nachthimmels durch künstliche Lichtquellen sowie die damit einhergehende Abwesenheit von Dunkelheit.
Lichtverschmutzung ist auch als Lichtsmog, Lichtverunreinigung, Lichtglocke, Lichtimmission (oder Lichtemission) bekannt.
Auch wenn die Lichtemission primär ein Begriff aus der Chemie ist und abgegebene Energie in Form von sichtbarem Licht beschreibt, werden die Begriffe von der Allgemeinheit oft synonym für Lichtverschmutzung verwendet.
Die dunkleren Ort in Deutschland liegen auf der Bortle-Skala bei der Klasse 3.
Zu den Ursachen zählen unter anderem Denkmal- und Gebäudebestrahlung, Straßenbeleuchtung, Himmelsstrahler, Flutlichtanlagen, Schaufensterbeleuchtungen, Lichtwerbungen und Bewegungsmelder.
Lichtverschmutzung beeinträchtigt den Wachstumszyklus von Pflanzen, die Orientierung von Vögeln, Insekten und Fischen, den Schlaf-Wach-Rhythmus von uns Menschen sowie die Arbeit im Bereich der Sternenforschung.
Die Lux-Angabe wird durch Lumen, die Entfernung und die zu beleuchtende Fläche beeinflusst. Ein Leuchtmittel mit einem Lumen, welches eine Fläche von einem Quadratmeter aus einem Meter Entfernung beleuchtet, hat genau 1 Lux.
* Wir leben Diversität und heißen alle Menschen willkommen, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Behinderung und Identität. Wir sind davon überzeugt, dass uns Vielfalt bereichert und im gemeinsamen Arbeiten voranbringt. Deshalb haben wir 2017 die Charta der Vielfalt unterzeichnet.