Über eine Stockente in der Innenstadt wundern sich die wenigsten, aber ein Fuchs an der eigenen Mülltonne oder ein Wildschwein im Vorgarten? Diese Szenarien sind keine Seltenheit mehr, da vermehrt Tiere in die Stadt wandern, deren Lebensraum eigentlich außerhalb der Stadt verortet wird. So verhält es sich auch mit Wildtieren in Niedersachsen und Bremen: Neben Rehen und Wildhasen können sogar Waschbären in Bremen beobachtet werden. Inzwischen leben im Schnitt mehr als 10.000 unterschiedliche Arten in den europäischen Metropolen. Die Hauptursache hierfür ist wie so oft der Mensch selbst. Doch welches Verhalten ist gegenüber der neuen Nachbarschaft angebracht? Welche Tiere leben in der Stadt? Und wie kann man diese Tiere schützen?
Inhalt:
Es ist schon fast ein gewohnter Anblick: ein Reh am Straßenrand oder ein Hase im Garten. Hin und wieder wird auch mal über Abfalleimer plündernde Waschbären berichtet und auch Wildschweine oder sogar Wölfe werden im urbanen Umfeld gesichtet. Doch warum leben überhaupt solche wilden Tiere in der Stadt? Sind sie wirklich so gerne unter Menschen? Die Antwort lautet klar: nein. Und doch ist der Mensch selbst für diesen Zustand verantwortlich. Denn als Hauptursache gilt die Zerstörung des eigentlichen Lebensraumes der Wildtiere. Durch den Bau von neuen Autobahnen oder die Erweiterung von landwirtschaftlich genutzten Flächen, wird ihr Lebensraum immer kleiner. Dadurch kommen mehr und mehr Tiere in die Stadt, die eigentlich auf dem Land zuhause sind.
Darüber hinaus liefert die Landwirtschaft einen weiteren Grund dafür, dass Tiere in die Stadt wandern. Denn Rodung und Ackerbau verkleinern nicht nur den Lebensraum, sondern schränken darüber hinaus auch ihre Nahrungsgrundlage ein. Zudem führen die starke Nutzung von Pestiziden und Fungiziden sowie die Anlage von Monokulturen zu einer Artenarmut der Flora, was auch direkte Auswirkungen auf das Nahrungsangebot der pflanzenfressenden Tiere hat. In der Stadt gibt es hingegen ein großes Angebot an Nahrung, die sie teilweise viel leichter und effektiver erreichen können. Darüber hinaus wirken viele Grünflächen und Wasseranlagen für sie wie ein adäquater Lebensraum. Zudem sind Tiere in der Stadt besser vor Fressfeinden und jagenden Personen geschützt.
Um sich nicht in Gefahr zu begeben und Wildtiere keinem Stress auszusetzen, gibt es hilfreiche Tipps, wie Menschen friedlich mit ihren tierischen Nachbarn auskommen können.
1. Nicht füttern: Wer Wildtiere füttert, bringt sie dazu, dass sie sich dem Menschen immer weiter annähern – es bleiben aber wilde Tiere. In der Stadt kann ein vermeintlich zahmes Tier aus einer Schrecksekunde heraus zubeißen und so im schlimmsten Fall sogar Krankheiten übertragen.
2. Mülltonnen verschließen: Um einem ungebetenen Besuch von Waschbär, Mader und Co. vorzubeugen, empfiehlt es sich, Mülltonnen zu verschließen und nach Möglichkeit in Garagen, Schuppen oder Kellerabteile zu stellen.
3. Hunde- und Katzenklappen verschließen: Um sich keine Wildtiere ins Haus zu holen, sollten Katzen- und Hundeklappen nachts verschlossen werden.
4. Tiergehege und -ställe sichern: Wer Hühner, Kaninchen oder Enten bei sich im Garten oder auf dem Grundstück hält, sollte die Ställe ausreichend sichern, damit Füchse oder andere Tiere nicht zuschlagen können.
5. Nicht anfassen: Generell sollten Wildtiere nicht angefasst oder in die Enge getrieben werden, da sie das in Ausnahmezustände versetzt, in denen sie sich auch wehren können. Sollten Sie ein verletztes Tier in der Stadt finden und es unumgänglich sein das Tier anzufassen, dann tun Sie dies zum Schutze des Tieres und von sich selbst nur mit dicken Handschuhen. Nach Möglichkeit holen Sie sich hierzu jedoch zunächst die Meinung einer Fachperson ein.
Sollten Sie Wildschweine oder andere Tiere in der Stadt oder bei sich in der näheren Umgebung entdecken, unternehmen Sie nichts auf eigene Faust. Verständigen Sie in so einem Fall eine zuständige Umweltbehörde oder im äußersten Fall bei größeren Vierbeinern die Polizei, damit sie es an den örtlichen Forstbetrieb weiterleiten können. Für Wildtiere in Niedersachsen und Umgebung kann die Wildtierauffangstation Rastede kontaktiert werden. Eine Wildtierauffangstation in Bremen selbst gibt es nicht.
Wenn eine Begegnung stattfindet, ist es wichtig zu wissen, wie Sie sich verhalten sollten – um sich selbst und um die Wildtiere zu schützen. Aber wie genau kann man Tiere schützen? Tatsächlich gibt es ein paar hilfreiche Möglichkeiten. Folgende Maßnahmen können Tieren und Wildtieren in der Stadt helfen:
1. Gesichtete Wildtiere melden
Damit die entsprechenden Behörden einen Überblick über Anzahl und Ort der Wildtiere haben, ist es hilfreich, gesichtete Tiere in der Stadt zu melden. Daher sollten Sie wilde Tiere entweder dem örtlichen Tierschutzverein oder dem NABU (Naturschutzbund Deutschland) melden.
2. Tierheime & Tierstationen unterstützen
Örtliche Tierheime freuen sich immer über Unterstützung. Egal, ob Freiwilligenarbeit oder Spenden – es gibt viele Möglichkeiten, Tierheime und Tierstationen zu unterstützen. Eine Wildtierhilfe in Bremen gibt es in Form des Bremer Tierschutzvereines e.V. Dieser leistet einen großen Beitrag, um Tiere in der Stadt zu schützen. Durch Spenden, Mitglied- und Tierpatenschaften können Sie so aktiv oder auch passiv zum Schutz der Tiere beitragen.
3. Gefährlichen Müll entfernen
Wildtiere befinden sich in der Regel auf der Suche nach Nahrung. Dabei können sie sich in Bechern, Plastiktüten und anderem Müll verheddern, verletzen und in extremen Fällen sogar umkommen. Um dies zu verhindern, sollte Müll besonders an öffentlichen Orten entfernt werden.
Übrigens: Falls Sie mehr über die ganz kleinen Tiere im städtischen Raum erfahren möchten, können wir Ihnen unseren Artikel über Stadtbienen empfehlen.
Durch den verringerten Lebensraum und ein reichhaltiges Nahrungsangebot kommen Fuchs, Waschbär und Co. in urbane Ballungsräume. Die wilden Tiere in der Stadt hinterlassen dabei verschiedene Spuren mit deren Hilfe herausgefunden werden kann, welches Tier bei Ihnen umherzieht:
Verschiedene Trittsiegel
Grab- und Wühlspuren
Fressspuren
Auffälligkeiten am Haus
Spuren am Auto
Tiere im Garten sind oft etwas Schönes, doch je nachdem welches Tier sich dort herumtreibt, sollten Sie besser Vorsicht walten lassen. Besonders Wildschweine sollten nicht unterschätzt und sofort dem Forstbetrieb gemeldet werden.
Das Tiergehege im Bürgerpark Bremen bietet die Gelegenheit, zahlreiche Tier- und Vogelarten zu beobachten, die sonst teilweise nur noch schwer in der freien Wildbahn zu sehen sind. Dazu zählen unter anderem Damwild, Schweine, Bergziegen, Schafe oder besondere Entenarten. Wildtiere zu füttern ist allgemein untersagt und das gilt auch für die Tiere im Tiergehege, weil sie sonst unter Umständen nicht artgerecht gefüttert werden. Allerdings sind Spenden gerne gesehen, da sie der Erhaltung des Tiergeheges sowie allen Tieren des Parks zugutekommen.
Tipp: Abgesehen vom Tiergehege gibt es im Bürgerpark noch viel mehr zu entdecken. Was das genau ist und was sich darüber hinaus geschichtlich hinter der Grünanlage verbirgt, erfahren Sie in unserem Artikel Bürgerpark Bremen.
Ingesamt lässt sich festhalten: Weil ihr Lebensraum kleiner wird und es in der Stadt unter anderem ein vielversprechendes Nahrungsvorkommen gibt, kommen immer mehr wilde Tiere in die Stadt. Zum Selbstschutz sowie zum Schutz der Tiere sollten diese weder angefasst noch gefüttert werden. Falls Sie helfen wollen, können Sie wilde Tiere jedoch dem örtlichen Tierschutzverein oder dem NABU melden. Angst brauchen Sie vor den meisten Vierbeinern in der Regel nicht zu haben. Bleiben Sie wilden Tieren gegenüber jedoch vorsichtig und halten sich nach Möglichkeit auf Abstand.
* Wir leben Diversität und heißen alle Menschen willkommen, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Behinderung und Identität. Wir sind davon überzeugt, dass uns Vielfalt bereichert und im gemeinsamen Arbeiten voranbringt. Deshalb haben wir 2017 die Charta der Vielfalt unterzeichnet.