Mit erdigen Händen den wachsenden Pflanzen zusehen und im Nachhinein die Erzeugnisse der eigenen Arbeit ernten: Gärtnern ist Balsam für die Seele. Das Ergebnis kann Stadt, Garten, Balkon oder Fensterbank schmücken und dabei sogar einen Beitrag zur Artenvielfalt leisten. Außerdem kann es uns mit frischen Leckereien versorgen und macht darüber hinaus jede Menge Spaß. Aus diesem Grund sprießen Urban Gardening Projekte wie Pilze aus dem Boden und schlagen eine Brücke zwischen Stadt und Natur. Es sind Orte zum Leute treffen, Lesen, Entspannen, Gärtnern, kreativ sein und Sonne genießen – umgeben von einer Vielfalt an Pflanzen.
Inhalt:
Urban Gardening heißt frei übersetzt urbanes Gärtnern. Die Idee dahinter ist gemeinschaftliches Gärtnern auf Brachflächen oder Dachgärten mitten in der Stadt, die in Zusammenarbeit wiederbelebt und in grüne Oasen verwandelt werden. Die urbanen Gemeinschaftsgärten sind für alle Menschen offen zugänglich, sodass jede Person auf freiwilliger Basis mitwirken kann. Urban Gardening bildet eine Alternative zur konventionellen Stadtplanung. Die Urban Gardening Definition kann aber auch das Anbauen von Pflanzen im urbanen privaten Raum beinhalten, z.B. auf dem Balkon oder der eigenen kleinen Terrasse. Alle Urban Gardening Projekte haben jedoch in der Regel eins gemeinsam: eine limitierte Fläche für den Anbau aufgrund der dichten Besiedelung.
Das Urban Farming umfasst hingegen neben dem Gartenanbau auch die Nutztierhaltung, ist kommerziell ausgelegt und soll landwirtschaftliche Erträge an einen Teil Bevölkerung liefern. Das hin und wieder zu beobachtende Guerilla Gardening ist politisch motiviert und fungiert in der Regel als eine Art Protestaktion. Hierbei geht es um unerlaubtes Begrünen, bei dem meist in einer Nacht-und-Nebel-Aktion möglichst schnell möglichst viele Flächen bepflanzt werden.
Die Betreibenden sind in der Regel Nachbarschaftsinitiativen, Vereine, politische Gruppen, Kirchen oder Schulen. Häufig bauen die Mitwirkenden essbare Pflanzen, Blühstreifen für Stadtbienen sowie Streuobstwiesen auf öffentlichen Plätzen an. Somit dient Urban Gardening unter anderem der Selbstversorgung und kann daher auch von Einzelpersonen betrieben werden. Wenn Sie nicht nur das Anbauen von Pflanzen interessiert, sondern Sie auch mehr über nachhaltige Architektur erfahren möchten, empfehlen wir Ihnen unseren Beitrag zum Thema nachhaltiges Bauen.
Die wachsende Popularität des Urban Gardenings hängt mit dem Wunsch nach Selbstversorgung, dem Vegetarismus und Veganismus sowie dem steigenden Umweltbewusstsein zusammen. Die bei einem urbanen Gemeinschaftsgarten meist selbstorganisierten Projekte verfolgen darüber hinaus häufig das Ziel, den nachbarschaftlichen Zusammenhalt zu fördern. Zudem zeigen sie Möglichkeiten einer umweltschonenden Produktion sowie eines nachhaltigen und gesunden Konsums der landwirtschaftlichen Erzeugnisse auf. Der öffentliche Zugang für Menschen mit verschiedenen Hintergründen ermöglicht zusätzlich die Beteiligung am öffentlichen oder sogar am politischen Leben – je nachdem, ob das Projekt politisch motiviert ist.
Übrigens: Warum nachhaltiger leben so wichtig ist, erfahren Sie im Beitrag Nachhaltiger Leben: Tipps für Einsteiger.
Urban Gardening oder Urban Farming sind vor allem in Gegenden großer Armut Teil einer Ernährungsstrategie. Die genaue Herkunft des Urban Gardenings ist jedoch unklar. Meist werden in dem Zusammenhang New York oder Kuba als Ursprungsorte erwähnt. In New York geht das Urban Gardening auf die 1970er Jahre zurück, als politisch Aktive aus Protest mit Guerilla Gardens und Community Gardens, die Lebensbedingungen in vernachlässigten Stadtvierteln verbessern wollten.
Eines der bekanntesten Urban Gardenin Beispiele ist das Vorgehen des Inselstaates Kuba. Die Lebensmittel-, Waren- und Ölimporte aus den Sowjetstaaten, von denen das Land abhängig war, fielen mit dem Ende des Ostblocks Anfang der neunziger Jahre schlagartig weg. Daher musste Kuba die Lebensmittelversorgung auf einem anderen Weg sicherstellen: die urbane Landwirtschaft. Als Notlösung begannen sie, auf ungenutzten städtischen Flächen Gärten anzulegen und Nahrungsmittel anzupflanzen. Mittlerweile wachsen dank der „Revolución verde“ allein in Havanna mehr als zwei Drittel des verzehrten Obsts und Gemüses innerhalb der Stadtgrenzen auf 35.000 Hektar Land. Die Erfolge des kubanischen urbanen Anbaus dienten weltweit vielen Menschen als Inspiration.
Übrigens: Nicht nur Recycling ist ein bedeutender Schritt Richtung Nachhaltigkeit, sondern schon im Schritt davor kann auch in Repair Cafés defekten Gegenständen wieder Leben eingehaucht werden. Sollte eine Reparatur trotz aller Bemühungen nicht möglich sein, ist es wichtig, bei der Entsorgung die korrekte Mülltrennung nicht zu vergessen!
1. Erlaubnis beim Grünflächenamt einholen
Ohne Zustimmung des zuständigen Grünflächenamts ist das Anlegen eines urbanen Gartens auf öffentlichen Flächen illegal. Für die Erlaubnis der Bewirtschaftung wird ein überzeugendes Konzept und eine sichergestellte Betreuung sowie regelmäßige Pflege der Stadtgärten über einen längeren Zeitraum benötigt. Viele Kommunen unterstützen Urban Gardening Projekte sogar mit Pflanzen, Saatgut oder Gartengeräten.
2. Geeignete Pflanzen für das Urban Gardening
Ein schöner Garten lebt von seinen Pflanzen. Welche sich davon für ein Urban Gardening Projekt eignen, hängt vom jeweiligen Standort ab. Dabei sind nicht nur die Sonnenstunden entscheidend, sondern auch die Bodenqualität und die Nähe zu Bäumen und Sträuchern, die gegebenenfalls in Wurzelkonkurrenz zu den Setzlingen stehen könnten. Je nachdem, ob der Boden nährstoffreich oder nährstoffarm, lehmig oder sandig, feucht oder trocken ist, kommen unterschiedliche Pflanzen in Frage. Aber auch das Wuchsverhalten und der notwendige Pflanzenabstand sollte bei der Planung des urbanen Gartens berücksichtigt werden.
3. Urban Gardening zu Hause
Alternativ zum Urban Gardening auf dem Balkon oder Urban Gardening auf dem Dach können Sie sich einen sonnigen Platz in Ihrer Wohnung suchen. Meist eignet sich die Fensterbank, um Kräuter zu ziehen oder eigene Blumen zu züchten. Damit erzeugen Sie neben einem schönen Anblick auch eine gemütliche Atmosphäre. Besonders für Kinder ist dies eine tolle Möglichkeit, erste Berührungspunkte mit dem Anbau von Lebensmitteln im Alltag zu bekommen. Die Erträge sind zwar in der Regel überschaubar, dennoch kann dies das Bewusstsein für das jeweilige Lebensmittel selbst schärfen und den behutsamen Umgang mit den Pflanzen fördern.
1. Hochbeete
Urban Gardening mit Hochbeeten ist nicht nur rückenschonend, die Pflanzen werden zudem besser vor Schnecken geschützt. Die Wände des Hochbeets können aus witterungsbeständigem Holz oder Stein bestehen und sollten zum Schutz vor Feuchtigkeit mit Teichfolie ausgekleidet werden. Ein auf der gesamten Grundfläche ausgebreiteter enger Maschendraht verhindert das Eindringen von Wühlmäusen.
2. Kräuterspirale
Eine Kräuterspirale braucht viel Licht, Wärme und ausreichend Platz (etwa 3 m), damit sich die Kräuter gut entfalten können. Eine ideale Kräuterspirale für Ihr Urban Gardening Projekt hat vier Bereiche:
3. Kübel
Die meisten Gemüsearten, wie zum Beispiel Pflücksalate, Karotten, Radieschen, Paprika oder Tomaten, gedeihen wunderbar in Kisten und Kübeln und brauchen keine Ackerfläche. Die Kübel können entweder auf den Boden gestellt oder platzsparend am Balkongeländer befestigt werden. So kann auch der kleinste Balkon für Urban Gardening Ideen genutzt werden.
4. Vertikaler Garten
Wenn wenig Raum zur Verfügung steht oder eine Wand eine Verschönerung benötigt, ist ein vertikaler Garten eine hervorragende Option. Hierfür eignen sich beispielsweise Pflanzentaschen oder -treppen, umgebaute Europaletten und hängende Blumenampeln.
Weltweit gibt es bereits zahlreiche Urban Gardening Projekte, die versuchen, das Verständnis zwischen Produzierenden und Konsumierenden zu fördern. Da Produktionsflächen für Nahrungsmittel in der Agrarlandwirtschaft immer knapper werden, bieten sie die Möglichkeit, zusätzlich Lebensmittel lokal und frisch herzustellen. Wie an dem Beispiel von Kuba zu sehen ist, spielt urbane Landwirtschaft zudem bei systemischen Krisen oder Kriegen eine bedeutende Rolle, wenn einzelne Städte von der Versorgung abgeschnitten werden.
Als eine Gegenbewegung zur Naturentfremdung, Digitalisierung, Gentrifizierung, zu Fastfood sowie Convenience-Produkten und vor dem Hintergrund, dass immer mehr Menschen zukünftig in Städten leben werden, hat Urban Gardening das Potenzial, die Landwirtschaft bis zu einem gewissen Grad zu revolutionieren.
* Wir leben Diversität und heißen alle Menschen willkommen, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Behinderung und Identität. Wir sind davon überzeugt, dass uns Vielfalt bereichert und im gemeinsamen Arbeiten voranbringt. Deshalb haben wir 2017 die Charta der Vielfalt unterzeichnet.