Das Fest zum Nikolaustag Anfang Dezember wird in den meisten christlichen Ländern bis heute auf verschiedene Weisen gefeiert. Einen eher seltenen Brauch hat sich dabei die Region Bremen erhalten, denn den hier üblichen Nikolauslauf gibt es in dieser Form sonst kaum. Dabei ziehen Kinder ähnlich wie beim Martinssingen durch die Stadt, um für das Aufsagen von Gedichten kleine Spenden zu erhalten. Aber woher stammt diese Tradition? Wann ist der Nikolaustag überhaupt und wer verbirgt dahinter? Und wie wird der Nikolaus in anderen Ländern gefeiert? Das und mehr erfahren Sie in diesem Artikel.
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Wer am 6. Dezember nach Einbruch der Dunkelheit in Bremen unterwegs ist, der wird zweifellos auf die eine oder andere Gruppe an geschäftigen Kindern treffen. Sie ziehen hastig von einem Geschäft zum anderen oder auch von Haus zu Haus, um dort ein kurzes Gedicht aufzusagen oder ein Ständchen zu singen – häufig in Plattdeutsch. Als Gegenzug erhalten sie eine Spende in Form von Süßigkeiten, saisonalem Obst oder anderen kleinen, meist bremischen Souvenirs. Das ist der Nikolauslauf in Bremen.
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Hintergrund des Nikolauslaufens
Dieser Nikolausbrauch reicht mehrere hundert Jahre zurück. St. Nikolaus von Myra war ein beliebter Heiliger in Bremen, da er als Schutzpatron von Seefahrenden und Kaufleuten gilt – und damit auch zum Schutzpatron der Hanse wurde. Zunächst haben wahrscheinlich Gruppen von Kindern mit einem sogenannten Kinderbischof einen Umzug veranstaltet, um kleinere Spenden zu ergattern. Auch mit dem Aufkommen der evangelischen Kirche hielten sich ähnliche Bräuche, in denen häufig kostümierte Kinder umherzogen und Gedichte oder Gesänge vortrugen. Damit ähneln sie also dem Singen am Sankt Martinstag . Zunächst waren vermutlich vor allem ärmere Kinder unterwegs, die auf diese Weise etwas zu essen erhielten, mit der Zeit wurde das auf Plattdeutsch als „Sunnerklauslaufen“ (von Sankt Nikolaus) bezeichnete Ereignis aber eine allgemeine Nikolaustradition in Bremen.
Der historische Nikolaus wurde vermutlich gegen Ende des dritten Jahrhunderts geboren und im Lauf des vierten Jahrhunderts zum Bischof von Myra, einer Stadt in der heutigen Türkei. Wann Nikolaus ganz genau gelebt hat, lässt sich dabei nicht mit absoluter Sicherheit sagen. Traditionell werden ihm von kirchlicher Seite viele Wunder zugeschrieben, was ihn zu einem besonders beliebten Heiligen werden ließ. Eine Rolle spielt hier sicher, dass die Taten eines weiteren Heiligen, St. Nikolaus von Sion, häufig mit denen des Nikolaus von Myra vermischt werden.
Wenige gesicherte Fakten existieren über das eigentliche Leben des Nikolaus, die ihm entgegengebrachte Verehrung resultierte aber in zahlreichen Traditionen, die letzten Endes nicht nur die Grundlage für den Nikolaustag, sondern auch des heutigen Weihnachtsfestes bilden sollten. Denn erst mit der Ablehnung der Heiligenverehrung durch die evangelische Kirche wurden diese Bräuche zunehmend auf Weihnachten verschoben, während das Christkind und später der Weihnachtsmann den Nikolaus ablösten.
Zahlreiche Legenden und andere Nikolausgeschichten haben sich über die Jahrhunderte erhalten. Wohl am bekanntesten ist dabei die, dass er in der Stadt Myra zufällig das Gespräch eines Vaters und dessen drei Töchtern mit anhörte. Der Vater sagte seinen Töchtern, dass er kein Geld mehr habe, um sich und sie zu ernähren. Von dieser Aussage schockiert, eilte der wohlhabende Nikolaus zurück zu seinem Haus, nahm so viel Goldstücke, wie er tragen konnte, und warf sie heimlich durch das Fenster des Vaters und der Töchter.
Diese Nikolaus-Legende hat mit der Zeit viele Abwandlungen erfahren. Besonders das Werfen von Geld oder anderen Gaben durch ein Fenster oder auch einen Kamin spielt dabei immer wieder eine zentrale Rolle und liefert die Grundlage sowohl für heutige Nikolaustraditionen als auch sich daraus entwickelnde Weihnachtsbräuche.
1) Schuhe rausstellen
Abseits vom Bremer Nikolauslaufen zählt das Füllen von vor die Tür gestellten Schuhen oder auch besonderen Nikolausstiefeln mit Süßigkeiten zu den wohl bekanntesten Nikolausbräuchen weltweit. Denn diese Nikolaustradition geht direkt auf die berühmte Geschichte mit den drei Töchtern zurück, denn je nach Erzählung sollen diese das hereingeworfene Gold erst am nächsten Tag in ihren Schuhen oder in zum Trocknen aufgehängten Strümpfen gefunden haben. So rührt auch das Aufhängen von Strümpfen am Kamin, das besonders in dem englischsprachigen Raum zu Weihnachten verbreitet ist, direkt von dieser Legende her.
2) Vorm Rausstellen Schuhe putzen
Damit die Schuhe mit Geschenken, Süßigkeiten und weiterem gefüllt werden, sollten sie vorher ausgiebig geputzt werden, denn dreckige Schuhe befüllt der Nikolaus gerne auch mal nicht.
3) Nikolausbesuch
Oft kommt eine Person aus dem Freundes- oder Bekanntenkreis als Nikolaus verkleidet am 6. Dezember zu Besuch, um den Kindern eine Freude zu machen. Mit rotem Mantel, einem Beutel voll Geschenke und einer Rute bringt er Geschenke für die artigen Kinder mit.
4) Nikolausgedichte & -lieder
Während des Besuchs vom Nikolaus sagen die Kinder Gedichte auf oder singen Lieder, die sie vorher extra für diesen Tag vorbereitet haben. Diese können bekannte Nikolauslieder sein oder auch eigens verfasste Stücke.
5) Artige Kinder bekommen Geschenke, unartige die Rute
Mit der Zeit wurde es üblich, dass diese Geschenke zum Nikolaus besonders braven Kindern gebracht werden sollten, während unartige Kinder angeblich mit Rutenschlägen bestraft würden. Auch Teile dieser Nikolaustradition sind erhalten geblieben oder wurden auf das Weihnachtsfest übertragen. Dieser Nikolausbrauch dient eher dazu, Kinder zu gutem Verhalten zu bewegen, als sie ernsthaft zu bestrafen.
6) Die Legende vom Krampus
Besonders in Südbayern, Österreich und im Ostalpenraum gibt es die Legende vom Krampus. Dies ist ein dämonischer Begleiter des Nikolauses, der die unartigen Kinder bestrafen soll. Dafür führt er eine Liste mit den Namen der unartigen Kinder mit sich. Dies ist jedoch mehr ein Anlass, um sich gruselig zu verkleiden, als um ernsthaft Kinder zu bestrafen. Trotzdem gibt es in dieser Region statt dem Nikolauslaufen am 6. Dezember dort eher den Brauch des Krampuslaufens, welcher meist am 5. Dezember stattfindet.
Übrigens: Meist sind es zur Nikolauszeit junge Männer, die sich als Krampus verkleiden und Kinder wie Erwachsene erschrecken und mit ihrer Rute triezen. Die gruseligen Krampus-Kostüme erinnern dabei stark an die ein oder andere Verkleidung an Halloween.
Der Nikolaustag am 6. Dezember, dem offiziellen Gedenktag des heiligen Nikolaus von Myra, wird in vielen christlichen Ländern gefeiert. Zum Teil wird auch der 5. Dezember als Nikolausabend für die Festivitäten genutzt. Besonders erwähnenswert sind die Traditionen um den Nikolaus in den folgenden Ländern und Regionen:
Luxemburg
Entsprechend der Rolle von Kindern in den Traditionen rund um Nikolaus, gibt es in Luxemburg teilweise schulfrei. Deshalb sind Kinder der Vor- und Grundschule bis zum zwölften Lebensjahr am 6. Dezember vom Unterricht befreit.
Niederlande
Eine noch größere Rolle nimmt der Nikolaustag in Luxemburgs Nachbarland ein. Sinterklaas, von dem auch das amerikanisch geprägte Santa Claus für den Weihnachtsmann stammt, verteilt laut Geschichten in der Nacht vom 5. auf den 6. Dezember Geschenke. Dabei soll er sich von Spanien aus auf die Reise gemacht und die Häuser und Wohnungen traditionell durch den Kamin betreten haben, um die Nikolaus-Geschenke in dort abgestellte Schuhe zu stecken.
Erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts begann der niederländische Sinterklaas zunehmend Konkurrenz durch den aus den USA rückeingeführten Santa Claus bzw. Kerstman zu bekommen. Vielerorts wird aber immer noch der Nikolaustag als das große, von Geschenken geprägte Fest für Kinder gefeiert, dessen Ursprünge bis zum Jahr 1427 zurückverfolgt werden können. Auch in den niederländischsprachigen Teilen Belgiens hat der Tag noch immer eine hohe Bedeutung.
Griechenland
Die Verehrung des Nikolaus von Myra in Griechenland reicht weit zurück. Für die stark maritim geprägte Nation spielt seine Rolle als Schutzheiliger für Seefahrende und Kaufleute eine große Rolle. Über Jahrhunderte lässt sich hier nachverfolgen, dass viele Traditionen, die ursprünglich mit dem griechischen Gott des Meeres, Poseidon, verbunden waren, auf Sankt Nikolaus übertragen wurden.
Osteuropa
Nicht nur in Griechenland, sondern auch in anderen orthodox geprägten Ländern, spielt der heilige Nikolaus noch immer eine große Rolle. So ist er beispielsweise Schutzpatron von Ländern wie Kroatien, Russland und Serbien. In orthodoxen Kirchen wird außerdem an den meisten Donnerstagen des Jahres Sankt Nikolaus gedacht.
Der Nikolaustag wird also in vielen Teilen der Welt schon seit vielen Jahrhunderten gefeiert. Dabei können sich die regionalen Bräuche stark unterscheiden und sind über die Jahre zum Teil auf das Weihnachtsfest übergegangen. Nichtsdestotrotz bleiben einige der Bräuche geliebte Traditionen, die auch regionale Identität verkörpern – so wie auch das Nikolauslaufen in Bremen.
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