Ein Passivhaus ist ein Gebäude, das seine Wärme fast ausschließlich aus „passiven“ Quellen wie z.B. dem Sonnenlicht statt „aktiven“ Quellen wie einer Heizungsanlage bekommt. Dabei wird versucht, den Wärmeverlust und den allgemeinen Energiebedarf möglichst minimal zu halten – ähnlich wie bei einem Niedrigenergiehaus. Dies wird erreicht, indem das Gebäude in einer besonderen Art und Weise konstruiert und sehr stark gedämmt wird, sodass sich bis zu 90 % an Energieaufwendung einsparen lässt. Alles über das Passivhaus erfahren Sie in diesem Artikel.
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Inhalt:
Ein Passivhaus nutzt verschiedene, meist natürliche Wärmequellen, sodass Passivhäuser auch ohne Heizung auskommen. Denn das Haus sorgt durch exzellente Dämmung dafür, dass so gut wie gar keine Wärme verloren geht. So kann im Passivhaus auch der Winter sorglos überstanden werden. Folgende Wärmequellen werden sich zunutze gemacht:
1. Dämmung
Die wichtigste Komponente bei Passivhäusern ist die Dämmung und Luftdichtheit. Denn je besser die Dämmung und Luftdichtheit ist, desto weniger Wärme bzw. Luft geht über die Wände, den Boden, das Dach etc. verloren. Deswegen ist es beim Bau umso wichtiger, sogenannte Wärmebrücken zu vermeiden, die Wärme oder Luft über undichte Stellen nach außen abgeben.
2. Fenster & Türen
Speziell abgedichtete Passivhaus-Fenster und -Türen sind ebenso wichtig, denn sie verhindern, dass Zugluft entsteht und Wärme unnötig verloren geht. Dafür sind sie bis zu dreifach verglast. Besonders bei den großen Fenstern der Südseite ist eine gute Abdichtung essenziell.
3. Ggf. Heiz-/Kühlsystem
Wie bereits erwähnt, wird in den meisten Fällen keine Heizung oder Kühlung mehr benötigt. Doch für den absoluten Notfall kann eine kleine Heizungs- bzw. Kühlanlage eingebaut sein, die das Haus aufwärmt bzw. herunterkühlt. Oft wird hierfür eine spezielle Wärmepumpe verwendet.
4. Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung
Um für regelmäßige Luftzirkulation zu sorgen, wird eine spezielle Lüftungsanlage im Passivhaus benötigt. Sie ist so konzipiert, dass die verbrauchte Luft und der Wasserdampf aus den Räumen über Rohre nach draußen befördert und Frischluft von außen in das Haus befördert wird. So sorgt die Passivhaus-Lüftung dafür, dass Schimmel vorgebeugt und das Raumklima verbessert wird. Aber damit das Passivhaus nicht konstant kalte Frischluft von außen zuführt, ist ein System zur Wärmerückgewinnung mit eingebaut.
Das Herzstück der Lüftungsanlage ist der Wärmetauscher für die Wärmerückgewinnung. Denn ein Großteil der Wärme aus der Abluft kann dort für die Zuluft zurückgewonnen werden, ohne dass eine Vermischung der beiden Luftströme stattfindet. Zusätzlich wird ein Teil der Luftfeuchtigkeit zurückgewonnen. Weiterhin lässt sich die Zuluft filtern und mit einem Pollenfilter kann garantiert werden, dass dem Passivhaus nur pollenfreie Luft zugeführt wird.
Tipp: Falls Sie mehr über verschiedene Heizoptionen erfahren möchten, können wir Ihnen unsere Artikel Was ist Fernwärme oder Wie funktioniert eine Wärmepumpe empfehlen.
Das normale Lüften per Fenster ist in Passivhäusern grundsätzlich möglich, aber nicht nötig. Denn durch die spezielle Lüftungsanlage herrscht eine regelmäßige Zufuhr an Frischluft von außen, die vor dem Zuführen durch die Abwärme der Räume erwärmt wird. Beim Lüften mit offenen Fenstern geht zu viel Wärme verloren, was gegen das Konzept des niedrigen Endenergieverbrauchs der Passivhäuser spricht.
Tipp: In allgemeinen Häusern ist lüften unabdingbar, um Schimmel vorzubeugen. Damit dabei nicht zu viel Wärme verloren geht, können Sie hier nachlesen, wie richtig gelüftet werden sollte.
Es gibt auch für Passivhäuser Standards, die eingehalten werden müssen, damit es als solches bezeichnet werden darf. Diese Standards werden vom Passivhaus-Institut festgelegt und umfassen viele technische Höchst- bzw. Mindestwerte für die Luftdichtheit, den Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Wert), den Primärenergieverbrauch pro m², die Wärmerückgewinnung etc.
Passivhaus-Standards (Stand August 2023)
Heizenergiebedarf: max. 15 kWh/m²a oder
Heizlast: max. 10 W/m²
Primärenergieverbrauch: max. 60 kWh/m²a
Luftdichtheit: max. n50 = 0,6/h
Tipp: Falls Sie selbst einmal mit eigenen Augen sehen wollen, wie so ein Passivhaus funktioniert, dann können Sie dies tun. Denn jedes Jahr im November gibt es die „Tage der offenen Tür“ für Passivhäuser. Menschen mit einem Passivhaus können sich dafür anmelden und ihre Pforten für Interessierte öffnen.
Passivhaus-Vorteile
Passivhaus-Nachteile
Neben dem sparsamen Passivhaus gibt es noch weitere energiesparsame Wohnmöglichkeiten wie z.B. das Nullenergiehaus oder das Plus-Energie-Haus. Ersteres versucht jeglichen Energiebedarf selbst zu produzieren, während es Ziel des Plus-Energie-Hauses ist, mehr Energie zu produzieren, als es verbraucht. Für Menschen, die gerne sparsam und minimalistisch wohnen, sind oft auch Tiny Houses eine ideale Alternative.
* Wir leben Diversität und heißen alle Menschen willkommen, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Behinderung und Identität. Wir sind davon überzeugt, dass uns Vielfalt bereichert und im gemeinsamen Arbeiten voranbringt. Deshalb haben wir 2017 die Charta der Vielfalt unterzeichnet.