Tiny Houses lassen sich als „winzige Häuser“ übersetzen, umfassen aber viel mehr als das. Denn jedes dieser winzigen Häuser ist einzigartig: Vom Tiny House auf Rädern über einen Bauwagen bis hin zum Modulhaus ist alles dabei. Nicht zwingend, aber meist geht mit diesen Häusern auch ein starker Nachhaltigkeitsgedanke sowie der Wunsch, minimalistisch zu wohnen, einher. So gesehen ist das Tiny House das Gegenstück zu luxuriösen Villen oder überdimensionalen Häusern und doch hat es alles, was zum Leben benötigt wird.
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In den USA ist der Begriff tiny house seit 2017 gesetzlich verankert und bezeichnet dort ein Haus mit maximal 37 m² Wohnfläche (ohne zweite Wohnebene). Für den deutschen Raum gilt ein Haus als Tiny House, wenn es unter 50 m² Wohnfläche aufweist – oft wird es dann auch als Kleinhaus oder Singlehaus bezeichnet.
Durch den materiellen Wohlstand in Industrieländern vergrößerte sich über die Jahre hinweg die durchschnittliche Wohnfläche. So kam gegen Ende des 20. Jahrhunderts die Tiny House Bewegung in den USA auf, die als Gegenbewegung zu „bigger is better“ entstand und sich mit einer „Weniger-ist-mehr“-Mentalität für Minimalismus und Umweltbewusstsein beim Wohnen einsetzte. Ein Vorreiter dieser Bewegung war Jay Shafer, der 1999 eines der ersten Tiny Houses auf Rädern fertigstellte. Die Bewegung bekam besonders während der globalen Finanzkrise 2007-2008 vermehrt Zuspruch. Ebenso sorgte 2014 die Serie „Tiny House Nation“ in den USA für einen deutlichen Aufwind in der Bekanntheit.
Die Idee von Tiny Houses gibt es schon länger und neben dem minimalistischen und nachhaltigen Gedanken geht es oft auch einfach nur um das Platz sparen. Ein gutes Beispiel dafür ist Japan und besonders dessen Hauptstadt Tokio. Da dort der Wohnraum nicht nur teuer, sondern auch begrenzt ist, ist eine komprimierte, platzsparende Bauweise von Häusern essenziell. Die winzigen Apartments der Stadt ähneln dem Leben in einem Tiny House sehr.
Übrigens: Bei Interesse können Sie ganz in der Nähe von Bremen Tiny Houses sehen und erleben, denn eine wahre Sehenswürdigkeit ist die Siedlung mit Tiny Houses in Worpswede – das „Land of Green“.
Generell lässt sich sagen, dass jedes Tiny House einzigartig ist. Denn viele Tiny Häuser sind selbst gebaut oder entworfen und oft gleicht keines dem anderen. Zudem benötigen sie meist bestimmte Genehmigungen, die je nach Bundesland unterschiedlich sein können. Trotzdem gibt es einige wiederkehrende Arten von Tiny Häusern, die sich durchgesetzt haben.
1. Tiny House auf Rädern/auf einem Trailer
Wie bereits erwähnt, sind mobile Tiny Houses beliebt. Das Haus wird dann auf einem Trailer oder mit Rädern gebaut, sodass der Wohnort nicht festgelegt ist. Dabei sind die Größe und das Gewicht dieser Häuser aber erheblich eingeschränkt, da das Haus auf dem Anhänger auch konform mit den Vorgaben des Straßenverkehrsrechts sein muss.
2. Mobilheim-Chassis
Auch wenn dieses Tiny House Räder unter der Wohnfläche hat, so darf es nicht fahren. Bei Mobilheim-Chassis, die vor allem in den USA auftreten, wird das Haus auf einem Stahlgerüst mit Rädern gebaut, welche dem Haus jedoch nur zum Justieren auf der Wohnfläche dienen.
3. Modulhaus/Steckhaus
Ein Modulhaus besteht aus vielen einzelnen vorgefertigten Elementen, die dann einfach zusammengesteckt werden können. Deshalb wird dieser Haustyp oft auch als Steckhaus bezeichnet.
4. Bungalow
Der Bungalow zeichnet sich durch eine ebenerdige Bauweise aus und hat meist nur einen Stock und ein Flachdach – perfekt für das Wohnen in einem Tiny House.
5. Mikro-Haus/Mini-Haus
Diese Tiny Häuser sind nicht mobil, sondern permanent auf einem Fundament gebaut. Die Wohnfläche von Mikro-Häusern ist dabei bis zu 50 m² und die von Mini-Häusern bis zu 90 m² groß, wobei sich bei 90 m² streiten lässt, ob dies noch als „Tiny House“ bezeichnet werden kann.
6. Bootshaus
Kleine Häuschen am See sind für viele ein Traum. Daher ist diese Tiny-House-Art perfekt für alle, die gerne am oder auf dem Wasser sind.
7. Schiffscontainer-Haus
Auch alte Schiffscontainer lassen sich zum Tiny House umbauen. Sie kosten deutlich weniger und es gibt sie in den Größen 14 m² und 28 m². Schwierig sind allerdings die Dämmung und Isolierung des Containers sowie die eigene Gestaltung, da die Form schon vorgegeben ist.
8. A-Frame House
Dieses Haus hat eine hervorstehende Bauform, denn zwar ist das Dach wie bei vielen Häusern A-förmig, es schließt aber komplett oder fast komplett mit dem Boden ab. Diese Häuser werden oft als Ferienhäuser vermietet.
Tipp: Erfahren Sie mehr darüber, wie sie es sich in Ihrem Eigenheim kuschelig und gemütlich machen mit Was ist Hygge oder lesen Sie mehr über Luxus beim Campen: Glamping.
Finanzen
Ein häufiger Grund für ein Tiny House ist, weniger abhängig vom Geld zu sein und das Leben zu genießen. Im Gegensatz zu einem konventionellen Haus benötigt ein Tiny House häufig weniger finanzielle Mittel. Denn dadurch, dass die Anschaffungskosten und die anfallenden Kosten in einem Tiny Haus in den meisten Fällen geringer ausfallen, muss weniger Geld für den Lebensunterhalt aufgewendet werden. So können Menschen mit einem Tiny House mehr Geld für Urlaube zurücklegen oder bei Bedarf weniger Stunden pro Woche arbeiten gehen.
Einfachheit
Wer einen Haushalt führt, weiß, wie viel Arbeit die alltäglichen Aufgaben machen können: putzen, waschen, aufräumen etc. beanspruchen eine Menge Zeit. Aber wenn sich der Wohnraum auf wenige Quadratmeter beschränkt, so sinkt die Anzahl bzw. vielmehr der zeitlich benötigte Aufwand von alltäglichen Aufgaben. In einem Tiny House ist viel weniger Platz, wodurch sich weniger unterbringen lässt und es weniger zum Horten von unnötigen Dingen kommt, Stichwort: minimalistisches Wohnen.
Nachhaltigkeit
Besonders das nachhaltige Leben ist ein häufig genannter Grund für das Wohnen in einem Tiny House. Nicht nur der geringere Verbrauch schafft dabei einen Anreiz, sondern auch die Möglichkeit, sich komplett selbst zu versorgen. Kompost-Toiletten, Eigenanbau von Obst und Gemüse, Energiegewinnung mit installierter PV-Anlage, Regenwasser auffangen und nutzen, um Wasser zu sparen, sind nur einige der vielen Methoden, mit denen Tiny-House-Bewohnende ihren CO2-Verbrauch reduzieren.
So geht das Leben in einem Tiny House oft mit einer simpleren, zufriedeneren Lebensweise einher. Weniger Geldsorgen, weniger Abhängigkeiten und weniger Konsum für mehr Lebensgefühl – ganz nach dem Motto: „Weniger ist mehr!“.
Vorteile
Nachteile
In einem Tiny House zu wohnen, ist ein besonderes Lebensgefühl. Doch die Enge und Einfachheit sind etwas, was nicht alle Menschen mögen. Aber für eine kurze Zeit, wie z.B. für einen Kurzurlaub, kann das Wohnen in einem Tiny House einem eine ganz neue Perspektive geben. Probieren Sie es aus!
* Wir leben Diversität und heißen alle Menschen willkommen, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Behinderung und Identität. Wir sind davon überzeugt, dass uns Vielfalt bereichert und im gemeinsamen Arbeiten voranbringt. Deshalb haben wir 2017 die Charta der Vielfalt unterzeichnet.