Einige Personen nehmen sich als gute Neujahrsvorsätze vor, weniger zu essen und z.B. zu fasten. Traditionell geht die Fastenzeit aber erst ab Aschermittwoch im Februar los. Dann wird bis Ostern ca. 40 Tage gefastet und auf Fleisch, Alkohol, Süßigkeiten etc. verzichtet. Die Tradition des Fastens bis Ostern ist christlicher Natur, doch auch in anderen Religionen wird gefastet und auch viele nichtreligiöse Menschen nutzen die Fastenzeit für sich. Alle Hintergründe zu den religiösen Ursprüngen, den Arten und Effekten des Fastens erfahren Sie in diesem Artikel.
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Fasten bedeutet „an den Geboten (der Enthaltsamkeit) festhalten“ und ist somit religiös geprägt. Heutzutage bezieht sich Fasten aber noch viel mehr auch den freiwilligen Verzicht von fester Nahrung und Genussmitteln für eine begrenzte Zeit. Früher stand beim Fasten im Mittelpunkt, sich auf große Feiertage vorzubereiten, Trauer zu bewältigen oder die eigene Willenskraft zu stärken. Mittlerweile geht es vermehrt darum, den Körper zu reinigen und abzunehmen.
Das Fasten im Christentum – auch Passionszeit genannt – gilt als Erinnerung an die 40 Tage, die Jesus fastend und betend in der Wüste verbrachte. Die christliche Fastenzeit wird als Reinigung von Körper und Geist, Anlass für Gebet und Buße sowie Vorbereitungszeit für das Osterfest gesehen. So wird 40 Tage lang auf Essen verzichtet und enthaltsam gelebt. Die 40 Tage sind nicht wörtlich gemeint, da es von Aschermittwoch bis Ostern immer 46 Tage sind.
Lediglich eine abendliche Mahlzeit war im christlichen Fasten gestattet, aber Fleisch, Alkohol und Sex waren zu der Fastenzeit verboten. Die Verzichtgüter variierten nach Region, so wurde teilweise auch auf Eier, Milch, Butter, Sahne, Käse und andere tierische Produkte verzichtet. Allgemeinhin wurde die Strenge der Fastenregeln im Laufe der Jahre milder.
Übrigens: Auch vor Weihnachten wurde und wird teilweise noch gefastet. Diese adventliche Fastenzeit beginnt nach dem 11. November, dem Martinstag.
Fastenzeit im Judentum
Der wohl bekannteste und strengste Fastentag im Judentum ist der Jom Kippur – auch Versöhnungstag genannt. Dieser Tag fällt immer zwischen den September und Oktober. An diesem Tag gilt es von Sonnenaufgang bis -untergang enthaltsam zu sein.
Fastenzeit im Islam
Im Koran festgehalten ist für Musliminnen und Muslime* der Fastenmonat Ramadan. In diesem wird 30 Tage lang tagsüber auf Essen und Trinken verzichtet. Von der Morgendämmerung bis Sonnenuntergang gilt daher: nichts essen, nichts trinken, nicht rauchen und enthaltsam sein. Zum Abschluss des Ramadans und des Fastenbrechens folgt das Zuckerfest.
Fastenzeit im Buddhismus
Im Buddhismus wird die traditionelle Rückzugszeit der buddhistischen Mönche als „Vassa“ bezeichnet. In dieser Zeit sollten die Mönche nicht umherwandern, um während der Regenzeit die junge Saat auf den Feldern nicht zu zertreten. Sie dauert ungefähr drei Monate.
Fastenzeit im Hinduismus
Im Hinduismus gibt es keine festgeschriebene Fastenzeit. Trotzdem üben sich die Anhänger der Religion häufig im Verzicht. So wird regelmäßig zum Ehrentag Shivas oder zum Geburtstag Krishnas gefastet.
Beim Fasten gibt es viele verschiedene Varianten. Beim Vollfasten wird auf jegliche Nahrungs- sowie Flüssigkeitsaufnahme verzichtet; beim Halbfasten ist nur eine Mahlzeit pro Tag erlaubt; beim Heilfasten bzw. Abstinenzfasten werden bestimmte Speisen für eine Zeit weggelassen. Nachfolgend finden Sie eine Auswahl an Fasten-Arten:
1. Fasten-Art: Buchinger Fasten
Entwickelt von Otto Buchinger, ist dies eine klassische Form des Heilfastens, bei der nur Brühe, Säfte, Wasser und Tee getrunken werden. Wie sehr oft beim Fasten gibt es vor dem eigentlichen Beginn Eingewöhnungstage, wo deutlich weniger gegessen wird, um den Körper auf das Fasten vorzubereiten. Am ersten Tag des Buchinger Fastens wird mit Glaubersalz abgeführt. Für die anschließende Fastenzeit sind nur noch Gemüsebrühe, Obst- und Gemüsesäfte, Wasser und Kräutertee erlaubt – gegessen wird nichts.
2. Fasten-Art: Mayr Fasten
Entwickelt von Franz Xaver Mayr, soll bei der traditionellen Mayr-Kur der Darm geschont werden, damit er von Giften gesäubert wird und sich erholen kann. Bei dieser Art des Fastens wird jeden Tag mit Glaubersalz abgeführt. Getrunken werden nur Wasser, Kräuter-Tees und Milch. Die Milch dient als Eiweißquelle. Gegessen werden speziell zubereitete Brötchen, die durch besonders langsames Kauen zu sich genommen werden müssen. Durch das eintretende Sättigungsgefühl lernt die fastende Person mit insgesamt weniger Nahrung auszukommen.
3. Fasten-Art: Früchtefasten
Beim Früchtefasten werden zur Entschlackung des Körpers zu allen Mahlzeiten vorwiegend wasser- und enzymreiches Obst und Gemüse konsumiert. So soll der Darm von allerlei Rückständen befreit werden.
4. Fasten-Art: Saftfasten
Bei dieser Fastenart werden während der Fastenzeit nur frisch gepresste, ungesüßte Säfte und Wasser getrunken. Gegessen wird nichts. Dafür kann jegliches Obst oder Gemüse in einem Mixer oder Smoothie Maker versaftet werden. Das Früchtefasten wird häufig nur über das Wochenende praktiziert.
5. Fasten-Art: 1-Tag-Fasten/Fasten light
Eine gute Möglichkeit, um das Fasten für sich zu entdecken, ist das 1-Tag-Fasten. Hierbei sind ein Tag lang nur Säfte, Suppen, Brühen, Tees und Wasser erlaubt; es wird nichts gegessen.
6. Fasten-Art: Intervallfasten
Wie der Name schon verrät, gibt es beim Intervallfasten bestimmte Zeiträume, in denen gegessen werden darf. Es wird auch als intermittierendes Fasten bezeichnet und umfasst zwei Methoden:
Übrigens: Weitere Möglichkeiten einer Fastenzeit sind die Schroth-Kur, das Basenfasten oder das Suppenfasten. Für mehr Informationen zur Ernährung und richtigen Essensaufbewahrung schauen Sie mal in unsere Beiträge Ist Leitungswasser trinken gesund? und Lebensmittel richtig lagern.
1. Fasten trainiert den Stoffwechsel
Häufig dienen das im Essen enthaltene Fett und der Zucker als Energielieferant. Beim Fasten fallen diese externen Energielieferanten weg, wodurch der Körper interne Energie sucht. So wird durch das Fasten der Stoffwechsel runtergefahren.
2. Reinigung von innen
Wenn der Körper nicht verdauen muss, kann er sich anderen Aufgaben widmen, wie z.B. der Reinigung. So werden wichtige Zellreinigungsprozesse, die auch Autophagozytose genannt werden, gefördert. Dabei entfernt und recycelt der Körper auf natürliche Weise fehlgeformte Zellen.
3. Verbessertes Körpergefühl
Durch den verlangsamten Stoffwechsel wird der Blutdruck gesenkt, der Insulinspiegel verbessert sich und Entzündungen werden gehemmt. Ein allgemein besseres Körpergefühl ist die Folge.
Übrigens: Fasten zu nutzen, um abzunehmen, ist in der Regel nicht ratsam. Denn während der Fastenzeit geht neben Gewicht auch viel Muskelmasse verloren. Nach dem Fastenbrechen kommt dann der bekannte Jo-Jo-Effekt zustande und die verlorenen Kilos kommen wieder.
1. Fastenart auswählen
Wollen Sie komplett auf feste Nahrung verzichten oder nur weniger und gesünder essen? Wie lange glauben Sie, dass Sie das Fasten körperlich und psychisch durchhalten können? Beschäftigen Sie sich mit den verschiedenen Fastenarten und entscheiden Sie, welche Fastenzeit Ihnen am meisten zusagt.
2. Langsam herantasten
Gehen Sie nicht direkt von 0 auf 100. Falls Sie das erste Mal fasten, sollten Sie erstmal einen oder zwei Tage fasten. So können Sie es ausprobieren und sich nach und nach langsam steigern.
3. Zeitpunkt clever wählen
Während des Arbeitsalltags zu fasten könnte Ihnen schwerfallen, da um Sie herum die Menschen ganz normal essen und nicht fasten. Am besten wählen Sie für das eigene Fasten einen Urlaub oder das Wochenende, um dann vor Arbeitsbeginn wieder das Fasten zu brechen.
4. Gut vorbereiten mit Entlastungstagen
Vor einer Fastenperiode, bei der Sie mehrere Tage kaum oder gar nichts essen, beginnen Sie am besten mit einem oder mehreren Entlastungstagen. Dabei nehmen Sie nur leicht verdauliche Kost wie Suppe, Joghurt, Obst und Gemüse oder Zwieback zu sich und reduzieren Ihre eingenommenen Kalorien. So wird Ihr Körper auf die geringere Kalorienzufuhr vorbereitet.
5. Ärztlicher Rat & Unterstützung
Es ist ratsam, sich vor dem Fasten einen ärztlichen Rat einzuholen, denn nicht alle Menschen können ohne Bedenken richtig fasten. Falls Sie aus ärztlicher Sicht fasten dürfen, können regelmäßige Besuche bei Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt* während der Fastenzeit helfen.
Tipp: Bestimmte Personengruppen sollten auf das Fasten komplett verzichten. Nicht fasten sollten Sie bei einer Essstörung, Krebserkrankung, Gicht- und Gallenproblemen, einer Schwangerschaft oder während des Stillens, schweren Herz- und Nierenproblemen und Diabetes. Falls Sie sich unsicher sind, suchen Sie sich ärztliche Hilfe.
* Wir leben Diversität und heißen alle Menschen willkommen, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Behinderung und Identität. Wir sind davon überzeugt, dass uns Vielfalt bereichert und im gemeinsamen Arbeiten voranbringt. Deshalb haben wir 2017 die Charta der Vielfalt unterzeichnet.