Der Begriff Permakultur kommt vom Englischen „permanent agriculture“ und ist eine Methode für einen nachhaltigen und pflegearmen Pflanzenanbau. Der Gedanke ist es dabei, im Einklang mit den natürlichen Prozessen zu arbeiten, anstatt gegen sie, sodass alljährlich optimale Bedingungen für alle Lebewesen und Pflanzen herrschen. Anwenden lässt sich dieses Prinzip auf großen landwirtschaftlichen Flächen, aber auch im kleinen Garten. Zentrale Punkte sind dabei: Welche Pflanzen vertragen sich miteinander? Welche Tiere können voneinander profitieren? Wie bleibt der Boden nährstoffreich? Dies sind nur einige der Fragen, die die Permakultur beantwortet.
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Als Begründer der Permakultur gilt der Australier Bill Mollison, der in den 1970er Jahren die Idee von einer mehrjährigen und nachhaltigen Form der Landwirtschaft propagierte. Schon 1959 kam Bill Mollison die Idee für Permakultur, als er das Ökosystem im tasmanischen Regenwald untersuchte und feststellte, wie vernetzt es war. Ab 1974 arbeitete Mollison mit David Holmgren zusammen, mit dem er 1978 das Buch „Permaculture One“ veröffentlichte. Später bekam er für seine Arbeit den Alternativen Nobelpreis (Right Livelihood Award).
Nicht unwichtig für die Permakultur war der japanische Mikrobiologe und Bauer Masanobu Fukuoka, der schon lange vor den 1970ern für seine pfluglose Direktsaatmethode beim Reisanbau bekannt war. Ebenfalls 1978 publizierte er das Werk „The One-Straw Revolution: An Introduction to Natural Farming“, welches sich ebenfalls mit einem nachhaltigen Anbau befasste. Seine Werke handeln von der permakulturähnlichen Nichts-Tun-Landwirtschaft und dem damit verbundenem Wu-Wei-Prinzip: Handeln durch Nichthandeln. Auch wenn dieses Prinzip oft als „untätig sein“ missverstanden wird, so geht es dabei vielmehr darum, dem natürlichen Lauf der Dinge zu folgen und Möglichkeiten für Potenziale entstehen zu lassen.
In der Permakultur gibt es drei zentrale Leitfäden, die von Bill Mollison und David Holmgren konzipiert wurden:
1) Earth Care: Sorge für die Erde
2) People Care: Sorge für die Menschen
3) Fair Share: Teile gerecht und begrenze Wachstum & Konsumgüter
Besonders der letzte Punkt erweitert die Permakultur von einem rein landwirtschaftlichen zu einem sozialen Gedanken, wodurch sich Permakultur auch als Lebensphilosophie betrachten lässt.
Basierend auf diesen Leitfäden haben David Holmgren und Bill Mollison ihre Permakultur-Prinzipien entwickelt, die bei der Entwicklung eines produktiven und nachhaltigen Ökosystems für den Garten, Grünflächen oder jegliche landwirtschaftlichen Flächen helfen sollen und eben auch im sozialen Bereich Anwendung finden können.
1. Mit der Natur arbeiten, statt gegen sie
Die Natur ist ein Kreislauf, der sich jedes Jahr wiederholt. So sollte stetig die Saison von Obst und Gemüse beachtet und respektiert werden. Anstatt also Pflanzen mit Pestiziden und künstlichem Dünger mühsam auch in der Nicht-Saison-Zeit zu forcieren, sollten Sie mit dem Kreislauf gehen.
2. Das Problem zur Lösung machen
Dieses Prinzip lässt sich in vielen Lebensbereichen anwenden. Für den Pflanzenanbau bedeutet dies zum Beispiel, dass wenn ein Problem wie Schneckenbefall auf Ihrer Fläche besteht, Sie sich fragen sollten: „Welche Pflanze oder welches Tier profitiert von Schnecken?“. So könnten Sie ein Vogelhaus installieren, damit sich Vögel bei Ihnen ansiedeln, die die Schnecken fressen.
3. Kleine Veränderungen für großen Effekt
Verschaffen Sie sich einen Überblick über Ihren Garten. Statt radikale Veränderungen zu planen, sollten Sie schauen, wo Sie mit kleinen Änderungen einen großen Effekt erzielen. Das Stichwort lautet hier: optimieren.
4. Ertrag ist theoretisch unbegrenzt
In einem eigenen Garten gibt es keine Grenzen für den Ertrag. Versuchen Sie stets die natürlichen Ressourcen von Sonneneinstrahlung, Niederschlägen und Bodennährstoffen bestmöglich auszunutzen, für den bestmöglichen Ertrag.
5. Alles gärtnert
Jedes Tier, jede Pflanze und auch der Mensch spielt eine Rolle im Ökosystem. Indem Sie für alle Parteien optimale Bedingungen schaffen, können Sie das Beste herausholen und für sich nutzen.
1. Beobachten & handeln
Bevor Sie ans Handeln gehen, sollten Sie genau beobachten, wie die Kreisläufe und Abhängigkeiten in Ihrem Garten oder der zu bewirtschaftenden Fläche sind. Nachdem Sie etwas ändern, heißt es wieder, zu beobachten und basierend darauf zu handeln.
2. Energie sammeln & speichern
Ein gutes Beispiel für dieses Permakultur-Prinzip ist Regenwasser. Statt es versickern zu lassen, kann es mit einer Regentonne aufgefangen werden, um es bei Bedarf einzusetzen.
3. Ertrag erzielen
Auch wenn bei der Permakultur die Ökologie und das Soziale im Vordergrund steht, so sollte die Ökonomie nicht vernachlässigt werden. Haben Sie übermäßig viele Äpfel im Garten, können Sie diese ernten und für ein extra Einkommen verkaufen – oder als gute Tat verschenken.
4. Selbstregulation & Feedback nutzen
Das Ideal der Permakultur ist es, perfekte Kreisläufe zu erschaffen, sodass weniger Aufwand betrieben werden muss. Systeme zu erschaffen, die sich selbst regulieren helfen dabei ebenso wie Feedback der Pflanzen: Blühen bspw. an einem Obstbaum keine Blüten, so hat dieser nicht alles, was er zum Gedeihen braucht.
5. Erneuerbare Ressourcen & Leistungen nutzen
Fast jeder Rohstoff ist endlich, daher ist es umso wichtiger, erneuerbare Energiequellen für den eigenen Bedarf zu entdecken und zu nutzen. Regenwasser auffangen, Sonnenenergie nutzen, Kompost oder Grünschnitt als Nährstoffquelle für den Boden verwenden – es gibt viele Möglichkeiten.
6. Keinen Abfall produzieren
Es ist grundsätzlich gut, Abfall und Müll zu vermeiden. Eine gute Umsetzung der Permakultur-Prinzipien strebt deshalb danach, alles zu nutzen und weiter zu verwerten.
7. Erst Muster, dann Details
Sie sollten getreu dem Motto „Vom Großen zum Kleinen“ vorgehen. Bevor Sie sich also in kleinen Details verlieren, überlegen Sie sich eine grobe Struktur für Ihre Permakultur-Fläche.
8. Integrieren, statt abzugrenzen
Dieses Prinzip gilt nicht nur für die ökologische, sondern auch für die soziale Ebene. Integrieren Sie neue Pflanzen oder Tiere in Ihre Permakultur oder auch Menschen aus dem Freundes- oder Bekanntenkreis. Denn dies bringt auch immer eine neue Sichtweise mit sich.
9. Kleine, langsame Lösungen nutzen
Oft wird nach schnellen Lösungen gesucht, doch schnell heißt nicht immer gut. Ein kräftiger Baum wächst über Jahre heran und steht nicht von dem einen auf den anderen Tag in seiner ganzen Pracht da. Gemäß dem ersten Prinzip sollten Sie jede Veränderung beobachten, kleine Optimierungen vornehmen und wieder beobachten.
10. Vielfalt nutzen & schätzen
Permakultur heißt Vielfalt. Als konträres Konzept zu riesigen Monokulturen bietet die Permakultur eine Menge Ideen und Inspiration. Schätzen und nutzen Sie die Vielfalt für sich.
11. Randzonen & das Marginale schätzen
Randzonen sind Übergänge zwischen Permakultur-Zonen oder verschiedenen Lebensräumen. Zum Beispiel der Übergang vom Beet zum Rasen oder vom Rasen zum Teich – diese Übergänge sind ökologisch interessant und sollten wertgeschätzt werden.
12. Kreativ auf Veränderungen reagieren
Veränderungen passieren stetig, doch statt mit Ablehnung auf diese zu reagieren, ist es Teil der Philosophie der Permakultur, diese für sich zu nutzen und kreativ zu integrieren.
Tipp: Permakultur können Sie nicht nur im eigenen Garten, sondern in vielerlei Form betreiben. So können Sie bestimmte Prinzipien oder Ideen auch beim Balkongarten anlegen oder beim Urban Gardening anwenden.
Ein perfekter Permakultur-Garten ist in verschiedene Zonen unterteilt. Im Mittelpunkt steht der Mensch. Je weiter weg eine Zone vom Mittelpunkt ist, desto weniger Pflege sollte im Idealfall dafür aufgewendet werden. Dies ist jedoch ein Modell, dass zur Orientierung dient, denn die Übergänge der Zonen sind teilweise fließend und lassen sich nicht immer strikt trennen.
Zone 0: Haus/Wohnung
Zone 1: Küchengarten, Kräutergarten (intensive Pflege)
Zone 2: Gemüsegarten, Gewächshaus (weniger intensive Pflege)
Zone 3: Obst- und Nussbäume, Tierhaltung, Landwirtschaft (gelegentliche Pflege)
Zone 4: Obst- und Nussbäume, Weideland, Feuer- & Bauholz (minimale Pflege)
Zone 5: freiwachsende Natur, Wildnis (keine Pflege)
Permakultur-Vorteile
1. Schritt: Beschaffenheit des Gartens ermitteln
Um einen guten Permakulturgarten anzulegen, ist es wichtig zu wissen, welche Bedingungen im Garten herrschen. Wie regelmäßig scheint die Sonne? Wo herrscht Schatten bzw. Halbschatten? Wie ist die Qualität des Bodens? Ist der Boden eben oder gibt es Neigungen oder Kuhlen im Garten? Diese und weitere Fragen helfen Ihnen dabei, ein gutes Fundament zu kreieren. Ebenso hilft eine Skizze mit vorläufiger Einteilung der Zonen.
2. Schritt: Passende Pflanzen & Tiere auswählen
Als Nächstes sollten Sie sich überlegen, welche Pflanzen und Tiere gut voneinander profitieren und miteinander auskommen. Blumen wie Schafgarben, Dahlien und Lavendel ziehen z.B. Bienen an. Das Gute dabei: Lavendel ist auch ein natürliches Hausmittel gegen Wespen. Hühner legen Eier, sind natürliche Schädlingsbekämpfer und halten den Rasen kurz. Obst, Gemüse und Kräuter helfen bei der Selbstversorgung und die Abfälle können durch einen angelegten Kompost wiederverwertet werden, um Nährstoffe an den Boden zurückzuführen.
3. Schritt: Garten erweitern & optimieren
Sobald der „Permagarten“ angelegt ist und der erste Ertrag von Tieren und Pflanzen da ist, können Sie analysieren: Funktioniert die gewählte Konstellation? Fehlt noch etwas im Garten? Was lässt sich noch verbessern? Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt und genau das ist das Schöne an selbst praktizierter Permakultur. Ein gut angelegter Garten nach Permakultur-Prinzip ist ein möglichst perfekter ökologischer Kreislauf, sodass für einen selbst möglichst wenig Arbeit anfällt.
* Wir leben Diversität und heißen alle Menschen willkommen, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Behinderung und Identität. Wir sind davon überzeugt, dass uns Vielfalt bereichert und im gemeinsamen Arbeiten voranbringt. Deshalb haben wir 2017 die Charta der Vielfalt unterzeichnet.