Wir feiern 170 Jahre swb! Am 23. September 1854 wurde der Grundstein für swb gelegt. Zur Feier des Tages möchten wir Sie mit auf eine Reise in die Vergangenheit nehmen. In unserem dritten Teil der Reihe möchten wir Ihnen die Geschichte von swb in Verbindung mit der Wasserversorgung der Region näherbringen. Wir zeigen exklusives Bildmaterial, erzählen spannende Anekdoten und nehmen Sie mit in die damalige Lebensrealität. Viel Spaß beim Lesen!
Lesezeit: 3-4 Minuten
Inhalt:
Das erste Wasserrad wurde bereits 1393/94 auf Höhe der Großen Weserbrücke erbaut. Doch dies versorgte ausschließlich die Menschen der „Wasserrad-Gesellschaft“, sprich die reichen Bremerinnen und Bremer* mit Wasser. Die armen Menschen mussten noch viele Jahrhunderte zum Brunnen gehen, da sie sich die Mitgliedschaft in der Wasserrad-Gesellschaft nicht leisten konnten.
1857 begannen die Planungen für Wasserleitungen für die Allgemeinheit. Nach langwierigen Diskussionen wurden die Planungen in die Tat umgesetzt. Dafür wurden kurzerhand fast 32.000 m² auf dem Bremer Stadtwerder enteignet, um ein Wasserwerk zu bauen. Die Wasserversorgung war so zwar gesichert, aber das Wasser war alles andere als rein. Da die Menschen Abfälle und andere Dinge in die Weser kippten, woraus das neue Wasserwerk sein Wasser bezog und die Reinigung des Wassers nicht so gut war wie heute, war es permanent verdreckt.
Aufgrund von vermehrten Cholera-Erkrankungen am Buntentorsteinweg kam es 1869 zu einer riesigen Debatte um die Hygiene in der Stadt. In der damaligen Siedlung vor dem Buntentor waren sanitäre Einrichtungen selbst für die damalige Zeit mehr als mangelhaft. So gab es z.B. keinen öffentlichen Brunnen und die provisorischen öffentlichen Klos leiteten das Abwasser nicht selten in die Weser ab. Ärzte verlangten daraufhin ordentliche WCs und eine Schwemmkanalisation.
Das Problem: Viele Menschen befürchteten, dass private Umbauten mit hohen Kosten verbunden wären. Auch Politiker schreckten diese ab, sodass viele Menschen gegen die neuen Empfehlungen der Ärzte stimmten. Selbst die Straßenbaudeputation war nicht überzeugt und hielt es für ein aufwändiges Unterfangen. „Den Tod so lange als möglich den Menschen vom Leibe zu halten“, sei außerdem nicht natürlich.
Die Hauptleidtragenden der schlechten Wasserqualität waren die Bauern und das Vieh rund um die kleine Wümme im Bremer Blockland. Die Gräben des Blocklands stanken bestialisch und es folgte ein großes Fisch- und Kuhsterben. Die Bauern beschwerten sich bei der Stadt und klagten anschließend sogar vor dem Leipziger Reichsgericht – ohne Erfolg.
1873 bekam Bremen eine einheitliche Wasserversorgung mit dem Bau des Wasserwerkes auf dem Stadtwerder. Das Gebäude in Burgoptik ist heutzutage noch als „umgedrehte Kommode“ bekannt. Zehn Jahre nach Inbetriebnahme des Wasserwerks waren die Hälfte aller Haushalte am System angeschlossen, alle restlichen mussten aus den 120 Brunnen schöpfen, die nun auch frisches und klares Wasser bereitstellten. So gab es immerhin sauberes Wasser, aber das Abwasserproblem war damit noch nicht gelöst.
Wasserleitung? Nein, danke!
Als 1884 das Dorf Schwachhausen, welches damals noch kein Teil Bremens war, an die Wasserleitungen angeschlossen werden sollte, winkten die Menschen in Schwachhausen ab. Sie stimmten kurioserweise mit eindeutiger Mehrheit (87 zu 15) gegen eine zentrale Wasserversorgung, aber warum? Mit dem Bau der neuen Wasserleitungen sollte damals auch eine Wassersteuer erhoben werden, die die Menschen aus Schwachhausen nicht zahlen wollten. Da zogen sie es vor, das Wasser wie gewohnt aus dem Brunnen holen zu müssen.
Bau einer Kanalisation gegen Krankheiten
Letztlich setzte sich in den 1890er Jahren aber doch das Konzept einer Schwemmkanalisation für bessere Städtehygiene durch, sodass die Wasserqualität nach und nach verbessert wurde. 1902 führte die Stadt Hamburg Bremen nochmal tragisch vor Augen, was eine schlechte Stadthygiene zur Folge haben kann. Dort verloren innerhalb von 12 Wochen ganze 8.000 Menschen qualvoll ihr Leben an Cholera.
Übrigens: Die Wichtigkeit eines hygienischen Abwassersystems ist auch heute noch nicht zu unterschätzen. Lernen Sie bei uns mehr über die Funktionsweise von Kläranlagen.
Das Abwassersystem und das Wasserwerk liefen zwar, aber da die damaligen Zähler nicht richtig funktionierten, wurden auch keine weiteren eingebaut. Es gab lediglich eine Pauschale, die die Menschen zahlen mussten. So kam es dazu, dass dieser Umstand von den Menschen ausgenutzt und stets mehr Wasser als nötig verbraucht wurde.
Der Verbrauch der ganzen Stadt mit 2.000 Haushaltsanschlüssen lag nach einem Jahr bei 1,5 Millionen Kubikmetern. Das heißt, dass jeder Haushalt im Durchschnitt 750 Kubikmeter pro Jahr verbrauchte. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Wasserverbrauch für einen 2-Personenhaushalt pro Jahr heutzutage entspricht etwa 90 Kubikmetern. Nachdem 1908 in alle Haushalte ordentliche WCs sowie funktionierende Wasserzähler eingebaut wurden, sank der Wasserverbrauch prompt auf ein Drittel.
Tipp: Erfahren Sie hier, wie Sie am besten Wasser sparen können.
Während bereits 1902 ein Wasserturm in Vegesack mit 12 km langen Leitungen die moderne Wasserversorgung Bremens auf den Weg brachte, so war der Wasserturm Walle 1907 ein wahres Meisterwerk. Mit einem Fassungsvermögen von 3.000 Kubikmetern und einer Höhe von 61 Metern war er zeitweise der größte Wasserturm Europas! Der Bremer Senat förderte sogar den Umbau der Wasserstellen im Haus, damit sie zukünftig vom Waller Wasserturm versorgt werden konnten.
Tipp: Lesen Sie hier noch mehr über den Stadtteil Walle & den Bremer Fernsehturm.
Leider konnten wir in diesem Beitrag nur einen Ausschnitt unserer Geschichte und der Wasserversorgung über die Jahre präsentieren. Falls Sie also noch mehr über Wasser-Vergangenheit der Stadt erfahren möchten, können wir Ihnen einen Blick in unsere swb Chronik empfehlen. Dort finden Sie die ganze Historie zu Gas, Strom, Wasser und Wärme grafisch ansprechend präsentiert. Viel Spaß!
* Wir leben Diversität und heißen alle Menschen willkommen, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Behinderung und Identität. Wir sind davon überzeugt, dass uns Vielfalt bereichert und im gemeinsamen Arbeiten voranbringt. Deshalb haben wir 2017 die Charta der Vielfalt unterzeichnet.