Prognosen über das Wetter erfahren wir im Wetterbericht oder mit einem Blick auf unser Smartphone. Doch früher war es gar nicht so leicht herauszufinden, wie das Wetter in den nächsten Stunden, Tagen oder Wochen werden würde. Für derartige Wetterprognosen gab es damals die Bauernregeln. Dies waren Tage oder Zeiträume wie die Eisheiligen, der Siebenschläfer oder die Schafskälte. Damit verbunden sind prägnante Merksätze, die auf Erfahrungen und Beobachtungen von Generationen basieren und das Wetter vorhersagen sollten.
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Bauernregeln, auch Wetterregeln genannt, sind meist in Reimform verfasste alte Bauernsprüche, die Vorhersagen über das Wetter und die damit einhergehende Ernte aufstellen. Sie dienten als Prognosen für die früheren Bauern, wann sie ihre Äcker bestellen sollten.
Die Gründe dafür, dass die Bauern das Wetter – teilweise mit hoher Wahrscheinlichkeit – richtig vorhersagen konnten, lag daran, dass die Beobachtungen der Bauern auf meteorologische Zusammenspiele zurückgingen, die damals lediglich noch nicht erforscht waren.
Beispiel 1 – Schwalben am Himmel:
Wenn die Schwalben hoch am Himmel kreisen, sie weiter auf schönes Wetter hinweisen.
Erklärung:
Da es bei schönem Wetter warm und sonnig ist, erwärmt sich die Luft und steigt auf. Mit ihr kommen auch kleinere Insekten in die höheren Luftschichten, weshalb Schwalben, die diese Tiere fressen, bei schönem Wetter weit oben fliegen.
Beispiel 2 – drehender Wetterhahn:
Dreht zweimal sich der Wetterhahn, so zeigt er Sturm und Regen an.
Erklärung:
Tatsächlich ist es so, dass sich heranziehendes Unwetter oft mit wechselhaften Sturmböen ankündigt, wodurch sich der Wetterhahn mehrfach dreht, bevor es zum Sturm kommt.
Beispiel 3 – Schäfchenwolken:
Je weißer die Schäfchen am Himmel gehen, desto länger bleibt das Wetter schön.
Erklärung:
Sogenannte „Schäfchenwolken“ entwickeln sich in Hochdruckgebieten. Dabei wird die Luft durch Sonneneinstrahlung so erhitzt, dass feine Wasserteilchen aufsteigen, sie deuten also in der Regel auf gutes Wetter hin. Folglich bleibt es in den nächsten Stunden trocken.
Während einige Bauernregeln allgemein gültig sind, so geben auch viele Regeln regionale Erfahrungswerte wieder. Das heißt: Ohne das Wissen, aus welcher Gegend eine Regel stammt, ist ihre Aussagekraft weniger wertvoll.
Zusätzlich hilft eine ungefähre zeitliche Einordnung der Bauernregel, da der damalige Kalender noch eine ungenaue Zeitrechnung aufwies.
Übrigens: Viele Wetterphänomene können genutzt werden, um daraus Energie zu gewinnen. Erfahren Sie mehr darüber in unseren Artikeln Wie funktioniert eine Windkraftanlage und Wie funktioniert Photovoltaik.
Im Jahr 1582 löste der Gregorianische Kalender den Julianischen Kalender ab, da letzterer eine Ungenauigkeit von etwa 11 Minuten pro Jahr aufwies. Dies führte dazu, dass sich etwa alle 130 Jahre der Kalender um einen Tag verschob.
Diese Zeitverschiebung war nicht nur unpraktisch, sondern beeinflusste auch die Berechnung von Vorhersagen. Daher muss diese letztendlich ca. zehntägige Verschiebung bei allen Bauernregeln berücksichtigt werden, die aus der Zeit des Julianischen Kalenders stammen.
Zum Beispiel bezieht sich eine Bauernregel auf den Siebenschläfer am 7. Juli im ehemaligen Julianischen Kalender. Im heutigen Gregorianischen Kalender entspricht dies dem 27. Juni.
Diese Verschiebung muss bei den alten Bauernregeln und ihren Lostagen beachtet werden.
Was sind die Lostage?
Die Lostage der Bauernregeln sind festgelegte Tage, ein festes Datum, an dem damals die Prognosen über das zukünftige Wetter getätigt wurden. So wie z.B. für die Siebenschläfer-Bauernregel gibt es für viele jährliche Ereignisse einen festgelegten Lostag.
1. Bauernregel: die Eisheiligen
Vor Bonifaz kein Sommer,
nach der Sophie kein Frost.
Pankraz, Servaz, Bonifaz
machen erst dem Sommer Platz.
Vor Nachtfrost du nie sicher bist,
bis Sophie vorüber ist.
Erklärung:
Die Eisheiligen gehen auf die Heiligen der katholischen Kirche zwischen dem 3. und 5. Jahrhundert zurück. Ihnen wird jedes Jahr an folgenden Tagen gedacht (mit regionalen Unterschieden):
11. Mai: Mamertus
12. Mai: Pankratius
13. Mai: Servatius
14. Mai: Bonifatius
15. Mai: Sophia
Früher standen die Bauern einem großen Problem gegenüber: Wenn sie zu spät aussäten, fiel die Ernte zu gering aus, doch wenn sie zu früh aussäten, waren die Jungpflanzen vom Frost bedroht. Laut mittelalterlicher Bauernregel gibt es nach Ablauf der „kalten Sophie“ nur noch sehr selten Frost und das Wetter klart auf. Tatsächlich kommt es in diesem Zeitraum häufig zu einem Luftstrom aus dem Norden, der kalte Polarluft mit sich bringt.
2. Bauernregel: Schafskälte
Wenn St. Barnabas bringt Regen,
gibt’s reichen Traubensegen.
Regnet es an Barnabas,
schwimmen die Trauben bis ins Fass.
Erklärung:
Die „Schafskälte“ ist um den 11. Juni herum, welcher auch Barnabas genannt wird. Vom 4. bis 20. Juni kann es tatsächlich sehr kalt werden. Denn in diesem Zeitraum kommt kaltfeuchte Luft aus Nordwesten in den Alpenraum und bringt oft Schnee mit. Dieses Wetterphänomen ist auch als „europäischer Sommermonsun“ bekannt und tritt mit großer Regelmäßigkeit auf. Besonders in den Bergregionen leiden dann die Schafe unter der Kälte, sofern sie vorher geschoren wurden, was traditionell gesehen oft der Fall war. Damit die Tiere nicht erfrieren, werden sie mittlerweile erst nach dieser Zeit und vor dem Siebenschläfer geschoren.
3. Bauernregel: Siebenschläfer
Das Wetter am Siebenschläfertag
noch sieben Wochen bleiben mag.
Ist der Siebenschläfer nass,
regnet’s ohne Unterlass.
Erklärung: Die Bauernregeln für den Siebenschläfer (27. Juni bzw. 7. Juli) besagen, dass das Wetter an diesem Tag für sieben Wochen so bleiben soll. Ein entscheidender Faktor dafür ist der Luftstrom: der sogenannte Jetstream. Der genaue Verlauf des Jetstream ändert sich stetig, doch im Hochwinter sowie im Hochsommer bleibt sein Verlauf mehrere Wochen lang konstant, was große Wetterumschwünge unwahrscheinlicher macht. Daher ist es laut dem Deutschen Wetterdienst tatsächlich so, dass sich das Wetter gegen Ende Juni stabilisiert, was oft dazu führt, dass die darauffolgenden Wochen ähnlich bleiben.
Übrigens: Der Tag des Siebenschläfers ist nach dem Tier benannt, welches bekanntermaßen einen langen Winterschlaf macht. Allerdings schläft der Siebenschläfer meist eher 8 Monate als 7 Monate.
Die Aussagekraft der alten Bauernregeln wird durch folgende Faktoren beeinflusst:
Somit lässt sich die Frage, ob die Bauernregeln noch heute gelten, mit „Jein“ beantworten. Denn viele Bauernregeln halten sich zwar bis heute und ihre Eintrittswahrscheinlichkeit ist moderat hoch, doch kann es aus genannten Gründen Abweichungen geben. Mittlerweile ist die moderne Meteorologie akkurater und zuverlässiger.
Im Januar dickes Eis, im Mai ein üppig Reis.
Knarrt im Januar Eis und Schnee, gibt’s zur Ernt’ viel Korn und Klee.
Kommt der Frost im Januar nicht, zeigt im März er sein Gesicht.
Ein nasser Februar bringt ein fruchtbar Jahr.
Lässt der Februar Wasser fallen, so lässt’s der März gefrieren.
Wenn’s im Februar nicht schneit, schneit’s in der Osterzeit.
Ein fauler, feuchter März ist jedes Bauern Schmerz.
Schnee, der erst im Märzen weht, abends kommt und gleich vergeht.
Säst du im März zu früh, ist’s oft vergeb’ne Müh’.
Wenn der April bläst in sein Horn, so steht es gut um Heu und Korn.
Je eher im April der Schlehdorn blüht, je früher der Bauer zur Ernte zieht.
Blüht die Esche vor der Eiche, gibt es eine große Bleiche (einen trockenen Sommer), blüht die Eiche vor der Esche, gibt es eine große Wäsche (einen regnerischen Sommer).
Das Jahr fruchtbar sei, wenn’s viel donnert im Mai.
Ist der Mai kühl und nass, füllt’s dem Bauern Scheun’ und Fass.
Mairegen bringt Segen.
Wenn im Juni der Nordwind weht, das Korn zur Ernte trefflich steht.
Gibt’s im Juni Donnerwetter, wird gewiss das Getreide fetter.
Ist der Juni warm und nass, gibt’s viel Korn und noch mehr Gras.
Im Juli muss vor Hitze braten, was im September soll geraten.
Fällt kein Tau im Julius, Regen man erwarten muss.
Augustregen wirkt wie Gift, wenn er die reifenden Trauben trifft.
Bringt der August viel Gewitter, wird der Winter kalt und bitter.
Dem August sind Donner nicht Schande, sie nützen der Luft und dem Lande.
September warm und klar, verheißt ein gutes nächstes Jahr.
Wenn im September viele Spinnen kriechen, sie einen harten Winter riechen.
Im September die Birnen fest am Stiel, bringt der Winter Kälte viel.
Ist der Oktober warm und fein, kommt ein scharfer Winter drein. Ist er aber nass und kühl, mild der Winter werden will.
Im Oktober der Nebel viel, bringt im Winter der Flocken Spiel.
Hängt das Laub bis November hinein, wird der Winter lange sein.
Wenn der November blitzt und kracht, im nächsten Jahr der Bauer lacht.
Gefriert im November schon das Wasser, wird der Januar umso nasser.
Kalter Dezember und fruchtbar Jahr sind vereinigt immerdar.
Ist der Dezember wild mit Regen, dann hat das nächste Jahr wenig Segen.
Tipp: Viele dieser Regeln hängen mit Regen, Sturm und Unwetter zusammen. Dabei kann es passieren, dass das Licht ausgeht und Sie im Dunkeln tappen. Erfahren Sie in unseren Artikeln, wie Sie sich beim Gewitter richtig verhalten oder was Sie bei einem Stromausfall tun können.
* Wir leben Diversität und heißen alle Menschen willkommen, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Behinderung und Identität. Wir sind davon überzeugt, dass uns Vielfalt bereichert und im gemeinsamen Arbeiten voranbringt. Deshalb haben wir 2017 die Charta der Vielfalt unterzeichnet.