Als Mikroplastik werden kleine, schwer abbaubare Plastikteilchen mit einem Durchmesser von unter fünf Millimetern bezeichnet. Diese synthetischen Polymerpartikel kommen z. B. vom Abrieb von Autoreifen oder von der Zersetzung von weggeworfenen Fischernetzen. Die kleinen Plastikteilchen gelangen nach und nach in den natürlichen Kreislauf und verschmutzen und bedrohen Flora und Fauna. Über die Nahrungskette verbreiten sich die teilweise mikroskopisch kleinen Kunststoffpartikel immer weiter, bis sie schließlich auch in den menschlichen Körper eindringen. Das größte Problem dabei ist, dass sich Mikroplastik nicht so einfach aus der Umwelt entfernen lässt und sehr lange Abbauzeiten hat. Wie ernst die Lage ist und was Sie tun können, erfahren Sie hier.
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Vorab geben wir erstmal eine kleine Übersicht darüber, was primäres und was sekundäres Mikroplastik ist.
Es gibt also Mikroplastik, welches bei der Herstellung von Produkten anfällt, und Mikroplastik, das beim Zerfall von größerem Plastik entsteht. Aber wo kommt Mikroplastik konkret her? Es gibt u. a. folgende Entstehungsorte für Mikroplastik:
Übrigens: Laut NABU werden in Deutschland ca. 2,5 kg Mikroplastik pro Kopf pro Jahr produziert. Den größten Anteil davon macht dabei der Abrieb von Reifen aus.
Fakt ist, dass Mikroplastik schädlich ist. Auch wenn die Folgen von Mikroplastik noch nicht vollständig erforscht sind, so sind allein die Prognosen und bekannten Auswirkungen von Mikroplastik auf das Ökosystem bereits verheerend. Denn durch die Beschaffenheit von Plastik bleiben dort giftige Stoffe leichter haften.
So verschmutzt und schädigt Mikroplastik die Tier- und Pflanzenwelt nachhaltig. Tiere halten die winzigen Plastikteilchen für Essen oder nehmen es über ihre Nahrung oder die Wasseraufnahme in den Körper auf. Über die Nahrungskette gelangt das Mikroplastik in den Körper von uns Menschen.
Sowohl bei Tieren als auch bei Menschen können die kleinen Kunststoffpartikel Entzündungen hervorrufen, die Fruchtbarkeit senken, Verhaltensprobleme hervorrufen und im Ernstfall zum Tod führen.
Welche weiteren negativen Folgen das Mikroplastik auslösen kann, ist noch unklar, aber feststeht, dass etwas getan werden muss. Es ist mittlerweile so verbreitet, dass sich schon Mikroplastik im Trinkwasser, am Strand, in der Tiefsee und sogar im Schnee der Antarktis wiederfindet – ein globales Problem.
Am 15. Oktober 2023 trat ein Verbot für Mikroplastik in Kraft, das bewusst hinzugefügtes – also primäres Mikroplastik (Typ-A) – verbietet. Davon waren u. a. loser Glitzer, Reinigungs- und Waschmittel sowie Kosmetika und Körperpeelings betroffen. Dies ist ein erster Schritt in die richtige Richtung, hat aber noch einige Probleme.
1. Problem
Je nach Komplexität der Produkte ist eine andere Übergangsfrist angesetzt – teilweise von bis zu zwölf Jahren. Damit greift das Verbot für bestimmte Produkte erst ab 2035. Zum Beispiel ist das Mikroplastik-Einstreumaterial von Kunstrasenplätzen erst ab 2031 verboten.
2. Problem
Außerdem schränkt dieses Verbot der EU nur den Einsatz von festen Mikroplastikpartikeln in abwaschbaren Pflegeprodukten ein, sogenannten Rinse-off-Produkten. In nicht-abwaschbaren Pflegeprodukten, sogenannten Leave-on-Produkten, darf weiterhin „flüssiges“ bzw. „gelartiges“ Mikroplastik eingesetzt werden. Das bedeutet, dass auch als „mikroplastikfrei“ deklarierte Waren nicht komplett frei von Mikroplastik sein müssen. Sie können noch immer kleine Kunststoffteilchen aufweisen.
Übrigens: Aus dem Abwasser lässt sich einiges herausfiltern – aber eben nicht alles. Mehr zum Thema Abwasserreinigung erfahren Sie übrigens in unserem Artikel zur Kläranlage.
Die beste Lösung, um Mikroplastik zu verhindern, ist die Produktion von Makro- und Mikroplastik schnellstmöglich zu substituieren sowie die fachgerechte Entsorgung von jeglichem Plastik zu garantieren. Dies liegt in der Verantwortung von Unternehmen und der Industrie. Doch was ist mit einzelnen Personen? Was kann man gegen Mikroplastik tun? Wir haben folgende Tipps für Sie:
1. Mehrwegprodukte nutzen
Greifen Sie zu Mehrwegbehältern für Essen- und Coffee-to-go und nutzen Sie Mehrwegtaschen beim Einkaufen, um den Verbrauch von Einwegplastik zu reduzieren.
2. Weniger Auto fahren
Der Abrieb von Reifen ist einer der größten Mikroplastikverursacher überhaupt. Lassen Sie das Auto häufiger stehen, bilden Sie Fahrgemeinschaften oder nutzen Sie den ÖPNV wie z. B. die Straßenbahn.
3. Plastikmüll recyceln
Plastikmüll gehört in der Regel in den gelben Sack bzw. die gelbe Tonne. Um sicherzustellen, dass Plastik ordnungsgemäß recycelt wird, achten Sie auf eine sorgfältige Mülltrennung.
4. Verpackungen bei Lebensmitteln vermeiden
Verzichten Sie auf Waren mit Plastikverpackungen, die diese nicht zwingend benötigen. Bevorzugen Sie Glasflaschen über PET-Flaschen, wählen Sie feste Seifen mit Papierverpackung oder kaufen Sie Obst und Gemüse in einer wiederverwendbaren Tüte oder lose. Komplett verpackungsfreie Waren finden Sie übrigens in einem Unverpacktladen.
5. Vorher Inhaltsstoffe überprüfen
Achten Sie bereits beim Kauf von Produkten auf deren Inhaltsstoffe. Besonders Produkte mit Polyethylen, die sich oft in Reinigern und Beauty-Produkten wiederfinden, sollten Sie vermeiden. Eine Liste mit Plastikstoffen in Kosmetikartikeln finden Sie unten im FAQ-Bereich.
6. Biologisch abbaubare Alternativen nutzen
Steigen Sie auf biologisch abbaubare Produkte, wie z.B. Zahnbürsten aus Holz, natürliche Zahnpasta und Wattestäbchen ohne Plastik, um. Auch so können Sie Mikroplastik vermeiden.
7. Synthetik-Kleidung meiden
Waschen Sie Kleidung aus synthetischen Materialien, nur wenn es nötig ist. Denn synthetische Stoffe wie Polyester, Nylon oder Elasthan verlieren beim Waschen Mikrofasern. Achten Sie am besten beim Kauf von neuer Kleidung immer auf die Materialien. Baumwolle oder Leinen sind umweltverträglicher, bei Synthetik wie Polyester können sich beim Waschen schnell synthetische Fasern lösen.
8. Wäschebeutel & Mikroplastikfilter nutzen
Für bereits erworbene Synthetik-Kleidung sollten Sie einen Wäschebeutel beim Waschen verwenden, damit weniger Mikrofasern ins Abwasser gelangen. Rüsten Sie Ihre Waschmaschine zusätzlich mit einem Mikroplastikfilter auf, um kleine Kunststoffpartikel herauszufiltern und die Umwelt zu schützen.
9. Auf Mikrofasertücher verzichten
Ebenfalls sollten Sie keine Putzlappen aus Mikrofaser verwenden, da diese genau wie synthetische Kleidung kleine Mikrofasern verlieren.
10. Zertifizierte Produkte bevorzugen
Kaufen Sie, wenn möglich, Produkte mit etablierten Siegeln wie z.B. „Blauer Engel“ oder „Ecolabel“ – diese sind in der Regel frei von Mikroplastik. Für Schminke und dergleichen können Sie auf zertifizierte Naturkosmetik umsteigen. Bei Zweifeln informieren Sie sich über die Produkte beim Herstellungsunternehmen.
Durch diese Maßnahmen kann gezielt verhindert werden, dass Teile von Mikroplastik in unsere Umwelt gelangen – aber reicht das? Sich darüber zu informieren und über die Thematik aufzuklären, ist der erste Schritt, doch weitere müssen folgen. Denn jedes Jahr werden Tonnen von Mikroplastik an die Umwelt abgegeben – allein in Europa. Das Ausmaß davon lässt sich nicht genau vorhersagen, aber klar ist, dass so die Umwelt weiter verschmutzt wird.
Ja. Mikroplastik ist laut Untersuchungen mittlerweile an jedem Ort der Erde zu finden.
Laut einer australischen Studie nehmen wir im Schnitt jede Woche ca. 5 g Mikroplastik zu uns.
Auch wenn Ergebnisse von Langzeitstudien dazu noch fehlen, zeichnen sich erste Folgen von Mikroplastik im Körper ab. Demnach sollen die kleinen Plastikteilchen die Fruchtbarkeit hemmen, Entzündungen verursachen und im schlimmsten Fall zum Tode führen.
Das kommt auf den Teebeutel an. Die klassischen Teebeutel mit Schnur und Etikett sind in der Regel plastikfrei vernäht. Doch selbstverklebte Teebeutel ohne Schnur, Teebeutel mit Biokunststoff (PLA) sowie Teebeutel mit PET oder Nylon sollten auf jeden Fall vermieden werden. Durch das heiße Wasser beim Aufbrühen können dort tatsächlich Mikroplastikteilchen freigesetzt werden.
Um den eigenen Verbrauch von Mikroplastik durch Kosmetika zu verringern, ist es hilfreich zu wissen, wie die verschiedenen Plastikarten heißen. Deswegen finden Sie anbei eine Liste mit den bekanntesten Plastikstoffen in Produkten:
* Wir leben Diversität und heißen alle Menschen willkommen, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Behinderung und Identität. Wir sind davon überzeugt, dass uns Vielfalt bereichert und im gemeinsamen Arbeiten voranbringt. Deshalb haben wir 2017 die Charta der Vielfalt unterzeichnet.