Heutzutage gibt es die Möglichkeit, sich über E-Mail oder soziale Dienste wie WhatsApp Textnachrichten hin- und herzuschicken. Wenn jemand etwas auf schnellem Weg klären möchte, gibt es nichts Einfacheres, als schnell mal kurz eine Nachricht zu schicken oder zum Telefonhörer zu greifen. Die Nachrichtenübermittlung findet heutzutage innerhalb von Sekunden statt. Doch wie sah es in einer Zeit aus, als es noch keine Telefone geschweige denn das Internet gab und stattdessen Brieftauben für die Nachrichtenvermittlung benutzt wurden? Wie können sich Brieftauben eigentlich so gut orientieren? Und wozu werden sie heutzutage noch eingesetzt?
Inhalt:
Die Geschichte der Brieftauben reicht weit zurück. Die Brieftaube stammt wie alle Haus- und Straßentauben von der Felsentaube ab, die ihren Ursprung im Mittelmeerraum bzw. im Orient hat. So errichtete das ägyptische Volk schon im frühen Mittelalter mithilfe von Zuchttauben eine eigene Brieftaubenpost. Die Kreuzritter brachten diese Idee daraufhin mit nach Europa.
Doch wie weit kann eine Brieftaube mit ihrer wichtigen Botschaft fliegen? Erwachsene Tiere schaffen bis zu 650 Kilometer am Tag. Charles-Louis, Gründer der weltweit ersten Nachrichtenagentur, machte sich dies im 19. Jahrhundert zu nutze. Er richtete Mitte der 1830er Jahre eine Brieftauben-Linie zwischen London, Brüssel und Paris ein. Die Brieftauben flogen mit den neuesten Nachrichten und den Morgenpreisen der Londoner Börse jeden Morgen von London nach Paris, wo sie sechs Stunden später ankamen. So konnte die Nachrichtenagentur Havas jeden Tag als Erster die neuesten Nachrichten und Börsenkurse aus England an Interessierte verkaufen. Auch Paul Julius Reuter, Gründer der Nachrichtenagentur Reuter und ehemaliger Angestellter von Havas, machte es seinem Chef gleich und eröffnete ab 1850 eine Brieftauben-Strecke zwischen Aachen und Brüssel.
Brieftauben hatten den Vorteil, dass sie erstens Informationen schnell übermitteln und zweitens ungehindert Grenzen überfliegen konnten. Deshalb wurden die Tiere auch vermehrt für militärische Zwecke genutzt. Im großen Maßstab wurden Brieftauben zum Beispiel bei Kriegen eingesetzt, wenn Telefon- oder Telegrafenleitungen zerstört waren. Neben einfachen Schriftstücken transportierten die Brieftauben bei Bedarf auch Originaldokumente, Erd- oder Blutproben und Medikamente. Die Taubenpost war also stets eine gute Möglichkeit, für die es keinerlei Technik bedurfte, um Nachrichten zu verschicken. Die Tiere können in einer Brusthülse bis zu 40 Gramm und in einer Fußhülse bis zu 5 Gramm an Gewicht tragen. Heutzutage kommen sie regelmäßig im Brieftaubensport zum Einsatz.
Heutzutage fliegt die Brieftaube immer noch mehrere hundert Kilometer weit – nun aber nur noch für ausschließlich sportliche Wettbewerbe. Besonders verbreitet ist der Taubensport in Belgien, den Niederlanden und auch in Deutschland. Brieftaubenzüchterinnen und Brieftaubenzüchter* schließen sich in Vereinen zusammen, die wiederum die jeweiligen Wettbewerbe veranstalten.
Bei den Wettbewerben werden die Brieftauben mit einem Speziallastwagen zu einem etwa 100 bis 650 Kilometer vom Heimatort entfernten Abflugplatz, auch Auflassplatz genannt, transportiert. Von dort treten sie ihren Heimflug an. Die Wettbewerbe im Brieftaubensport sind immer von den Wetterverhältnissen abhängig. Falls es mal zu neblig ist, es regnet oder gewittert, wird der Flug verschoben oder ganz abgesagt.
Es kommt jährlich vor, dass mehrere tausend Brieftauben den Weg zum Heimatort nicht zurück schaffen, sei es aufgrund von Verletzungen oder Orientierungslosigkeit. In diesen Fällen schließen sie sich meist den Stadttauben an.
Forschende sind sich immer noch nicht ganz sicher, wie sich Brieftauben genau orientieren und wie sie es schaffen, von einem mehrere hundert Kilometer entfernten Auflassplatz ihren Heimatschlag zu finden und zuverlässig die Taubenpost zu überbringen. Es gibt allerdings einige bereits belegte Erkenntnisse:
Die 38. Brieftauben-Olympiade findet vom 26.01. bis 28.01. 2024 in Maastricht statt.
Alle zwei Jahre findet eine Brieftauben-Olympiade statt, in der der Taubensport zelebriert wird und die besten Tauben der teilnehmenden Länder gegeneinander antreten. Mit maximal 16 antretenden Tauben darf jedes Land Punkte gewinnen und das siegende Land ist das, das am Ende die höchste Punktzahl erreicht hat. 2021 fand der Wettkampf aufgrund der Corona-Pandemie nicht statt und wurde auf 2022 verlegt. Bei der Brieftauben-Olympiade wird in zwei Kategorien in folgenden Disziplinen um Punkte gekämpft:
Kategorie Sport:
Kategorie Standard:
Brieftauben sind einzigartige Tiere mit einem unvergleichlichen Orientierungssinn. Die Fähigkeit der Tauben stets den Weg nach Hause zu finden ist erstaunlich. Genau diese Eigenschaft und die Wesensart der Tiere ist es, was die Brieftaubenzüchterinnen und Brieftaubenzüchter* fasziniert und den Taubensport in Deutschland noch immer florieren lässt. Die Brieftauben schaffen es immer wieder nach Hause, würden Sie auch von einer europäischen Stadt den Weg nach Hause finden?
* Wir leben Diversität und heißen alle Menschen willkommen, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Behinderung und Identität. Wir sind davon überzeugt, dass uns Vielfalt bereichert und im gemeinsamen Arbeiten voranbringt. Deshalb haben wir 2017 die Charta der Vielfalt unterzeichnet.