Für fast alle Menschen auf der Welt gehört das Telefonieren zu den selbstverständlichen Abläufen im Alltag. Schnell einen Termin vereinbaren, kurz mit Freunden Essenspläne ausmachen oder mal wieder Oma anrufen und fragen, wie es ihr geht – das Telefon bzw. heute meist das Smartphone macht’s möglich. Aber haben Sie sich schon einmal gefragt, was eigentlich hinter diesem Vorgang steckt, den wir alle als so selbstverständlich erachten? Wer war der Erfinder des Telefons? Das ist tatsächlich eine Frage, auf die nicht unbedingt nur mit einem einzelnen Namen geantwortet werden kann. Oder etwa doch?
Inhalt:
Wer hat das erste Telefon erfunden? Bis heute gilt Alexander Graham Bell als Erfinder des Telefons. Die Antwort auf diese Frage ist jedoch genau genommen überraschend kompliziert, denn außer Alexander Graham Bell erhoben auch Elisha Gray und Philipp Reis Anspruch auf diesen Titel. Die Geschichte der Telefon-Erfindung reicht zurück in das 19. Jahrhundert. Zu dieser Zeit war der Telegraph noch das etablierte Kommunikationsmittel. Es gab nur ein Problem: Die Kommunikation mit einem Telegraphen beschränkte sich darauf, jeweils nur eine Nachricht zur Zeit zu empfangen oder zu senden. Alexander Graham Bells Ansatz war es nun, mehrere Nachrichten gleichzeitig über denselben Draht zu übertragen.
So kam es, dass der als Erfinder des Telefons bekannte Bell und sein Assistent Thomas Watson, ein junger Elektriker, parallel an zwei Projekten arbeiteten: Einem Mehrfachtelegraphen und einem Gerät, das Sprache elektrisch übertragen konnte. Watson zählt heute allerdings nicht mehr zum engsten Kreis der Erfinder des Telefons, auch wenn er sicherlich ebenfalls einen Beitrag geleistet hat.
Im Jahr 1875 kamen die beiden Forscher dem Ziel immer näher, denn sie hatten beim Experimentieren zufällig entdeckt, dass Schall indirekt über einen Draht übertragen werden kann. Sie suchten nun nach einem Sender, welche in der Lage war, elektronische Ströme zu variieren sowie einem Empfänger, der diese Variationen in hörbaren Frequenzen reproduzieren konnte. Doch Bell und Watson waren nicht die Einzigen, die an einem Telefon arbeiteten.
Konkurrenzkampf
Elisha Gray entwarf parallel ebenfalls ein Gerät, welches Sprache elektrisch übertragen konnte und reichte dies beim Patentamt ein. Es wurde zugunsten Alexander Graham Bells entschieden, welcher später auch einen Rechtsstreit gewann.
Patentierung
So erhielt Bell am 7. März 1876 das US-Patent 174 465 – das Patent für das erste Telefon.
Das „erste Telefongespräch“
1876 führte Bell das erste Telefongespräch der Welt und sagte dabei: „Watson, come here. I need you.“ Heute ist der Name Bell ein Synonym für den Erfinder des Telefons, während Gray bei Erzählungen weitgehend vergessen wird.
Der gebürtige Schotte Alexander Graham Bell kam am 3. März 1847 in Edinburgh zur Welt. Die männlichen Vertreter seiner Familie hatten sich einen Namen im Gebiet der Rhetorik und der Sprachtherapie für Gehörlose gemacht. So wurde davon ausgegangen, dass auch Bell diese Tradition fortführen würde. Nachdem er mit seinen Eltern nach Boston in die USA ausgewandert errichteten sie Sprachtherapiepraxen, die sich darauf spezialisierten, gehörlosen Kindern das Sprechen beizubringen.
Genau wie seine Verwandten liebte Alexander Graham Bell das Gebiet des Klangs und der Akustik. Von der Idee des Telefons über die Entwicklung bis hin zum ersten Telefongespräch hat es mehrere Jahre gedauert. Doch die lange Wartezeit zahlte sich aus: Dank seines enormen auch kommerziellen Erfolges als „Erfinder des Telefons“ konnte Alexander Graham Bell seine eigene Gesellschaft, die Bell Telephone Company, gründen. Heute ist diese auch unter dem Namen AT&T Inc. (American Telephone und Telegraph Company) bekannt. Sie gilt als wertvollstes Telekommunikationsunternehmen der Welt.
Übrigens: Bell war von einer allgemeinen wissenschaftlichen Neugier geprägt. So verbesserte er für eine kommerzielle Nutzung den Phonographen von Thomas Edison, entwickelte einen eigenen Flugapparat und baute eine Art Metalldetektor, um die tödliche Kugel zu finden, die James Garfield 1881 erschossen hatte.
Bell machte das Telefon zwar berühmt und erhielt das Patent dafür, doch wer hat wirklich das erste Telefon erfunden? Und auch interessant: Wo wurde das Telefon erfunden? Ganz genau genommen war Bell nicht der erste Erfinder des Telefons, denn die Telefon-Geschichte beginnt schon viel früher. Der deutsche Physiker und Erfinder Philipp Reis präsentierte der Welt nämlich schon 1861 vor dem Physikalischen Verein in Frankfurt am Main das erste Telefon. Reis stellte in diesem Zuge einen Apparat vor, der Sprache mithilfe des elektrischen Stroms in die Ferne übertragen konnte. Seine Erfindung nannte er „Telephon“. Der Name lässt sich aus den Begriffen „tele“ (griechisch: fern) und „phonae“ (griechisch: Ton, Stimme) ableiten.
Aufgrund von Schwankungen bei der Tonübertragung wurde seine Erfindung jedoch unterschätzt und in der Öffentlichkeit als Spielzeug abgetan. Zwischen 1861 und 1863 verbesserte Reis allerdings sein Telefon und verkaufte eigene Geräte an Physikalische Sammlungen und Institute in aller Welt. Aber ein durchschlagender Erfolg blieb ihm zu Lebzeiten verwehrt. Am 14. Januar 1874 starb Philipp Reis an Tuberkulose – ohne den Titel des Erfinders des Telefons.
Übrigens: Falls Sie sich nicht nur für die Ursprünge des Telefons, sondern auch für die Entwicklung modernster Übertragungstechniken interessieren, empfehlen wir Ihnen den Magazinartikel „Wie funktioniert Glasfaser Internet?“
Das Telefon nach Bell verbreitete sich zumindest in den USA ziemlich schnell. Bis 1877 war der Bau der ersten regulären Telefonleitung von Boston nach Somerville, Massachusetts, die etwa 5 km lang war, abgeschlossen. Ende 1880 gab es in den Vereinigten Staaten über 49.000 Telefone. Doch wie kam die Telefon-Erfindung in Deutschland an? Hierzulande liefen die Entwicklungen ein wenig langsamer ab. Wie wir wissen, konnte Reis nicht als Erfinder des Telefons in die Geschichte eingehen. Sein Produkt blieb nahezu unbekannt, weshalb der neue Kommunikationstrend rund um Bells Apparat erst einmal aus den USA „herüberschwappen“ musste.
Doch in Deutschland angelangt fand diese neue Art zu kommunizieren schnell großen Anklang. 1881 wurden in Berlin und Mülhausen im Elsass erste Ortsvermittlungsstellen für Telefongespräche eingerichtet. 50 Jahre später gab es in Deutschland rund 3,2 Millionen Telefonanschlüsse. Das Telefon von früher ist nicht mit dem Telefon von heute zu vergleichen. Damals fand das Telefonieren noch ein wenig anders statt: Anfangs bedurfte es noch Telefonvermittlungen, die Anrufe an die entsprechende Person weiterleiteten, bis schließlich 1889 die Wählscheibe erfunden wurde und die Gesprächspartnerinnen und -partner* selbst angewählt werden konnten.
Bei dem historischen Telefon von Bell gab es einen Sender, einen Empfänger und einen simplen Verbindungsdraht, die wie folgt funktioniert haben: Im Sender und im Empfänger gibt es eine Membran und einen Hufeisenmagneten. Der Magnet wird mit einer Drahtspule mit Gleichstrom umwickelt. Die unterschiedlich starken Schallwellen versetzen die Membran in Schwingungen.
Auf diese Weise wird der Gleichstrom je nach Intensität des Gesprochenen in Stromimpulse verändert. Diese Stromimpulse werden dann durch ein Kabel zu einem Empfänger weitergeleitet. Dort verwandelt der Empfänger die Impulse wieder in für das Ohr hörbare Schallwellen. Auf diese Weise kann das Telefongespräch zustande kommen.
* Wir leben Diversität und heißen alle Menschen willkommen, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Behinderung und Identität. Wir sind davon überzeugt, dass uns Vielfalt bereichert und im gemeinsamen Arbeiten voranbringt. Deshalb haben wir 2017 die Charta der Vielfalt unterzeichnet.