E-Sports steht für „electronic sport(s)“ und bezeichnet das kompetitive Spielen von Videospielen in Ligen und Turnieren nach festgelegten Regeln. Was als kleines Hobby begann, hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem professionellen Sportzweig mit Millionenpublikum und riesigen Preisgeldern entwickelt. Mittlerweile bauen namhafte Vereine und Organisationen eigene E-Sports-Teams auf, fördern junge Talente und treten in verschiedenen Disziplinen in Wettkämpfen an. Wir geben Ihnen einen tieferen Einblick in das Leben im E-Sport.
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E-Sport-Events können Sie sich wie herkömmliche Sportevents vorstellen, nur für Videospiele. Es unterscheidet sich von der Aufmachung her kaum von herkömmlichem Sport wie z. B. Fußball. Was als kleine Turniere unter Gleichgesinnten angefangen hat, entwickelte sich nach und nach zu Events in großen Arenen, in denen die Fangemeinden ihr Team anfeuern. Denn die besten Spielerinnen und Spieler* eines Spiels werden in der E-Sports-Szene wie Superstars gefeiert.
Die Profis verdienen ihren Lebensunterhalt durch das kompetitive Spielen sowie Sponsoring durch Werbedeals, Einnahmen von Streams und Preisgelder. Das kompetitive Spielen erfordert dabei mehr, als auf den ersten Blick erkennbar ist.
Die Spielerinnen und Spieler* müssen sich national sowie international gegen die Konkurrenz durchsetzen. Es braucht eine schnelle Reaktionszeit, eine gute Hand-Augen-Koordination, taktisches Denken, tiefes Spielverständnis, Teamfähigkeit und mehr, um der oder die Beste zu sein. Dafür trainieren die Spielerinnen und Spieler* jeden Tag mehrere Stunden – ähnlich wie ein Hochleistungssportler oder eine Hochleistungssportlerin*.
E-Sports sorgt immer mehr für Aufsehen bei etablierten Marken und Unternehmen. Die Branche ist längst nicht mehr in den Kinderschuhen und kann mittlerweile beachtliche Umsätze und Rekorde verzeichnen. Um Ihnen einen kleinen Einblick zu geben, haben wir für Sie ein paar spannende Zahlen und Fakten aus der Branche des E-Sports.
1. Das höchste Preisgeld für ein E-Sport-Event
Das bisher höchste Preisgeld im E-Sports-Bereich wurde beim Turnier „The International“ (TI) 2021 vergeben. Bei diesem Turnier dreht sich alles um das Spiel Dota 2 und es wurden Preisgelder in Höhe von ca. 40 Millionen US-Dollar vergeben, wovon über 18 Millionen US-Dollar dem Gewinnerteam „Team Spirit“ zuteilwurde.
Diese beachtliche Summe kommt dadurch zustande, dass alle Spielerinnen und Spieler* von Dota 2 vor jedem „The International“ einen sogenannten Battle Pass kaufen können. Dadurch erhalten sie für eine gewisse Zeit unter anderem kosmetische Inhalte für das Spiel. Ein Anteil des Kaufpreises für den Battle Pass fließt dabei mit in das Preisgeld für das Turnier ein. Das heißt, dass alle Spielerinnen und Spieler* das Preisgeld mitfinanzieren können.
2. Die höchste Einschaltquote für ein E-Sport-Match
Das E-Sport-Match mit der höchsten Spitzeneinschaltquote der Welt war das Finalspiel der League of Legends Weltmeisterschaft (Worlds) im Jahre 2024 mit 50 Millionen bestätigten Zuschauenden (Quelle: Stream Hatchet). Die chinesische Zuschauerschaft machte dabei über 80 Prozent aus. Außerdem geht es dabei nur um das finale Aufeinandertreffen zwischen den beiden Teams T1 und BLG, nicht das gesamte Turnier.
Übrigens: Das Finale der League of Legends Weltmeisterschaft 2024 fand am 02. November in London in der O2-Arena statt.
3. Bundesliga-Vereine müssen E-Sport-Teams stellen
Seit der Saison 2023/24 verlangt die Deutsche Fußball Liga DFL von allen Bundesligisten der 1. und 2. Bundesliga, dass sie ein E-Sport-Team für die Virtuelle Bundesliga VBL stellen. Alle Vereine, die dem nicht Folge leisten, müssen mit Sanktionen rechnen. Während einige Vereine das Vorgehen der DFL kritisieren, kommt es der E-Sports-Szene vom Fußballsimulator EA Sports FC zugute.
In den Anfängen des E-Sports gab es meist keine Routine. Jeder Person legte selbst fest, wann er oder sie spielte, schlief, aß, streamte etc. Heutzutage sind bei professionellen E-Sport-Teams geregelte Tagesabläufe Standard. Auch wenn die Uhrzeiten unterschiedlich sind, so sieht der der Tag eines E-Sportlers bzw. einer E-Sportlerin* ungefähr wie folgt aus:
1. Administratives
Nach dem Aufstehen und Frühstücken werden meist organisatorische Aufgaben erledigt. So müssen Profis E-Mails beantworten, Sponsorenanfragen bearbeiten, Social-Media-Aktivitäten planen, Verträge prüfen etc.
2. Teambesprechung & Vorbereitung
Vor jedem Spieltag gibt es eine Teambesprechung, in der Strategien, Spieltaktiken und der anstehende Trainingsplan durchgesprochen werden. Dafür werden z. B. vergangene Matches auf Fehler analysiert und die Ziele für den Tag definiert. Diese Besprechung leitet der Coach oder der Captain des Teams.
3. Teamtraining
Im täglichen Teamtraining wird gegen andere Teams gespielt. In diesen Testspielen (auch Scrims genannt) können so ohne Konsequenzen neue Strategien oder Spielzüge ausprobiert werden. Manchmal bereitet sich das Team auch speziell auf ein Gegnerteam vor, um diese im Testspiel gezielt auszukontern.
4. Interviews, Social Media etc.
Um die eigene Marke zu stärken, sind bestimmte Dinge unerlässlich, und um die Marke der Organisation zu stärken, sind bestimmte Pflichten der Profis vertraglich geregelt. Das heißt, viele E-Sportlerinnen und E-Sportler* müssen Sponsoren-Deals verhandeln, Interviews und Autogrammstunden geben, Videos für Social Media drehen etc.
5. Pflichtspiel
In der Regel finden Spiele online statt, aber bei den größten Ligen der Welt werden meist am Wochenende Spiele in kleinen Arenen ausgetragen. Bevor das Match losgeht, nehmen die Profis auf der Bühne Platz und bereiten ihr Setup vor. Dafür bringen Sie ihr eigenes Equipment bestehend aus Maus, Tastatur, Mousepad und Headset bzw. In-Ear-Kopfhörern mit. Vor, während und nach dem Spiel achten Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter* darauf, dass sich jeder Spieler und jede Spielerin* an die Regeln hält.
Übrigens: Für die Pflichtspiele in Arenen werden Tickets verkauft, sodass sich Fans das Spektakel live vor Ort anschauen können.
6. Nachbesprechung
Nach jedem Spiel folgt eine kleine Nachbesprechung, um das Match zu analysieren. Dabei werden sowohl Fehler als auch Erfolge hervorgehoben, um wichtige Lernmomente für die nächsten Spiele zu sammeln.
7. Einzeltraining, Stream, Feierabend
Nach der Nachbesprechung spielen die Profis meist nochmal alleine und übertragen ihr Spiel live auf Streaming-Plattformen wie twitch.tv, wo ihnen Hunderte oder Tausende Menschen zuschauen, bevor es in den wohlverdienten Feierabend geht.
Wie in anderen Städten auch, gibt es in Bremen seit Juli 2018 einen offiziellen E-Sports-Bereich des hiesigen Vereins. So nimmt der SV Werder Bremen mit einem Kader unter anderem an der Virtuellen Bundesliga (VBL) teil, welche 2012 gegründet wurde. Dort wird auf der Playstation im beliebten Fußballspiel EA Sports FC (früher: FIFA) um die digitale Meisterschale gespielt.
Das E-Sports-Team vom SV Werder Bremen gewann die deutsche Meisterschaft in der Virtuellen Bundesliga zwei Jahre in Folge in FIFA 19 und FIFA 20. Zusätzlich haben die Grün-Weißen Anfang 2020 noch ein Zweit-Team gegründet. Dieses Academy Team soll das Scouting für neue Talente vereinfachen und den E-Sports-Bereich weiter ausbauen.
Übrigens: Mitte 2024 wurde der Werder eSports Cup ausgetragen, der unter anderem auch von swb unterstützt wurde.
Für jedes große E-Sports-Event gibt es natürlich auch einen Pokal zu gewinnen. Wussten Sie, dass einige der bekanntesten Trophäen in Bremen hergestellt werden? Erfahren Sie mehr dazu in unserem Beitrag Besonderheiten & Erfindungen aus Bremen.
Häufige Fragen und Antworten
Die Meinungen dazu gehen weit auseinander. E-Sport ist ein sportlicher Wettbewerb und in der Hinsicht Sport, in etwa Schach oder Poker anerkannte Sportarten sind. Wie auch dort geht es beim Spielen von Videospielen auf höchstem Niveau vor allem um das strategische und taktische Denken.
Ein E-Sportler bzw. eine E-Sportlerin* ist jemand, der oder die Videospiele auf professionellem Niveau spielt, an Wettkämpfen teilnimmt damit seinen oder ihren Lebensunterhalt verdient.
Die Branche unterliegt stetiger Veränderung und ist sehr schnelllebig. Bei den meisten Videospielen gibt es im Spiel integrierte Ranglisten, die ganz klar angeben, auf welchem Niveau man spielt.
Ebenso können sich junge Spielerinnen und Spieler* bei Zweit-Teams – sogenannten Academy Teams – von großen Organisationen bewerben. Diese bieten hin und wieder auf Probetrainings an.
Zusätzlich können sich aufstrebende Talente in Amateur-Turnieren beweisen. So können Sie von Organisationen gescoutet werden. Dafür müssen sie regelmäßig gewinnen, sich von der breiten Masse abheben und positiv auffallen.
Die erfolgreichsten E-Sportlerinnen und E-Sportler* verdienen im Jahr Millionen. Je nach Beliebtheit des Spiels sind es nicht selten auch sechsstellige Beträge pro Jahr. Viele verdienen aber auch nur so viel, dass sie davon leben können. Das Einkommen wird durch das spielerische Level, die Rolle im Team, den Anteil an Preisgeldern sowie individuelle Brand Deals beeinflusst.
Auch in Deutschland wird die E-Sports-Branche immer größer. Eine Umfrage aus dem Jahr 2020 von YouGov ergab sich, dass fast die Hälfte der Teilnehmenden E-Sports kennt. Auch in Deutschland gibt es große E-Sports-Organisationen wie zum Beispiel BIG (Berlin International Gaming) oder Mousesports (MOUZ).
Dies ist je nach Spiel unterschiedlich und kann sich schnell wieder ändern. Während sich einige Organisationen (früher: Clans genannt) nur auf bestimmte Spiele fokussieren, sind andere auch spielübergreifend vertreten. Demnach fällt oder steigt auch der Bekanntheitsgrad der Organisation. Eine Auswahl an bekannten Organisationen im E-Sport sind: Team Liquid, Fnatic, Natus Vincere, Vitality, Cloud9, T1, SK Gaming, G2 Esports, Team Spirit.
Auch kleinere Titel können eine enge E-Sports-Community haben, aber große, bekannte Spiele in der E-Sports-Szene sind unter anderem:
Im E-Sport gibt es unter anderem Multiplayer Online Battle Arena Games (MOBAs), Ego-Shooter, Battle Royale Spiele, (Echtzeit-)Strategiespiele, digitale Kartenspiele. Die meisten E-Sports-Titel sind tatsächlich Computerspiele, aber auch Handy- oder Konsolenspiele sind mit vertreten wie z. B. Mobile Legends Bang Bang (MLBB) für das Handy oder Super Smash Bros. für die Konsole.
* Wir leben Diversität und heißen alle Menschen willkommen, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Behinderung und Identität. Wir sind davon überzeugt, dass uns Vielfalt bereichert und im gemeinsamen Arbeiten voranbringt. Deshalb haben wir 2017 die Charta der Vielfalt unterzeichnet.