Seit der Entstehung des Internets surfen mittlerweile Milliarden von Menschen täglich im Netz. Mit einem Marktanteil von rund 85% bei Desktop-Geräten und fast 97% bei mobilen Geräten (Stand: Mai 2022) hat die Google-Suchmaschine in Deutschland mit großem Abstand die Nase vorn. Nicht ohne Grund hat sich der Begriff „googlen“ bereits fest in unserem Wortschatz etabliert und wird quasi synonym für „im Internet recherchieren“ verwendet. Häufig werden konventionelle Suchmaschinen aus Gewohnheit und weniger aus Überzeugung genutzt. Denn Googles Suchergebnisse sind aufgrund riesiger Datensammlungen treffsicherer als die der anderen. Neben Google gibt es einige umweltfreundliche Alternativen, die gemeinnützige Projekte fördern. Aber was macht eine nachhaltige Suchmaschine aus? Wie verdienen diese Suchmaschinen Geld? Wie steht es bei den Alternativen um den Datenschutz? Und welche weiteren Vorteile haben diese Suchmaschinen?
Inhalt:
Es gibt zahlreiche Alternativen zur Google-Suchmaschine, die deutlich nachhaltiger sind. Doch was macht eine Suchmaschine überhaupt nachhaltig? Nachhaltige Suchmaschinen investieren ihren Gewinn beispielsweise komplett oder teilweise in ökologische Projekte, um die Nachhaltigkeit zu fördern. Doch viele nachhaltige Suchmaschinen sind keine vollwertigen Suchmaschinen, sondern sogenannte „Meta-Suchmaschinen“, die über keinen eigenen Suchalgorithmus verfügen. Diese Meta-Suchmaschinen nutzen die Datenbanken anderer großer Suchmaschinen und sortieren diese nach eigenen Kriterien. Deshalb werden sie oft auch Suchmasken genannt. Im Fall von Ecosia und Gexsi ist Bing von Microsoft die Suchmaschine, die unter der Oberfläche steckt. Dementsprechend sind die organischen Suchergebnisse und die ausgespielten Werbeanzeigen aus dem Microsoft-Werbenetzwerk. Für jede Suchanfrage zahlt die umweltfreundliche Suchmaschine eine bestimmte Lizenzgebühr an die entsprechende Suchmaschine, erhält im Gegenzug aber den Großteil aller Werbeeinnahmen, die durch sie generiert werden.
Ähnlich wie Google finanzieren sich nachhaltige Suchmaschinen vollständig über Werbeeinnahmen und sind daher kostenlos nutzbar. Die meisten verdienen ihr Geld hauptsächlich über Klicks auf Anzeigen und gesponserte Links, die in den Suchmaschinenergebnissen ausgespielt werden. Demnach funktioniert das Geschäftsmodell nur, wenn Nutzende bei der Suche auch auf Anzeigen oder bezahlte Links klicken. Daher ist es am effektivsten, wenn sie eine der umweltfreundlichen Suchmaschinen in Ihrem Browser als Standard festlegen. Aber auch Klicks auf Partner-Shops, Reise-Links und in den Browser-Erweiterungen erzeugen Umsatz. Ebenso werden Gewinne durch Affiliate-Partnerschaften erzielt.
Hier müssen Nutzende tatsächlich Abstriche machen, da Google-Suchergebnisse deutlich akkurater sind und ebenfalls vorne liegen, was die Reichweite anbelangt. Um den Komfort und die Qualität der Suchergebnisse zu gewährleisten, bieten einige nachhaltige Suchmaschinen, wie Gexsi und Lilo, auf der Trefferseite eine integrierte Google-Suchleiste an. Auf diese Weise kann mit einem Klick dieselbe Suchanfrage bei Google ausgespielt werden. Falls das Ergebnis mal nicht zufriedenstellend war, kann somit im Notfall auf Google zurückgegriffen werden.
Ecosia pflanzt Bäume
Die Suchmaschine Ecosia ist längst eine bekannte Größe bei vielen nachhaltig orientierten Menschen. Gegründet wurde sie 2009 und hat ihren Hauptsitz in Berlin. Transparenz ist dem Unternehmen sehr wichtig und daher wird jeden Monat ein Finanzbericht veröffentlicht. Mit 80 Prozent der generierten Gewinne werden im Sekundentakt Baumpflanzungen rund um den Globus ermöglicht, um die Aufforstung zu fördern. Über 149 Millionen Bäume wurden bislang gepflanzt. Die anderen 20 Prozent der Gewinne fließen in erneuerbare Energien, regenerative Landwirtschaft und klima-aktivistische Arbeit. Ecosia gilt als CO2-negativ, da die nachhaltige Suchmaschine zu 100 Prozent mit selbst erzeugtem Solarstrom betrieben wird. Außerdem ist Ecosia eine zertifizierte B-Corporation (gemeinwohlorientierte Unternehmensform).
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Datenschutz: Datenschutz wird hier großgeschrieben, denn es werden keine auf die Suchanfragen personalisierte Nutzungsprofile erstellt. Nach einer Woche erfolgt eine automatische Anonymisierung der verschlüsselten Suchanfragen. Zudem werden keine Daten verkauft und es werden keine Tracking-Tools verwendet. Allerdings ist hier zu beachten, dass Bing als Suchmaschine Zugriff auf persönliche Daten hat und dort andere Richtlinien gelten.
Gexsi fördert innovative Projekte
Gexsi ist ein Sozialunternehmen, das mit seinen Einnahmen durch die Suchanfragen zu 100 Prozent ausgewählte und innovative Projekte fördert, welche die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) erfüllen und die Welt positiv verändern sollen. Im zweiwöchigen Rhythmus stellt die nachhaltige Suchmaschine spannende regionale sowie weltweite Projekte vor, die neue Wege gehen und gesellschaftliche Herausforderungen auf kreative Weise lösen. So profitiert das Unternehmen selbst von den positiven Denkanstößen und lässt sich davon inspirieren. Gexsi nutzt CO2-neutrale Server und folgt den Richtlinien der „Initiative Transparente Zivilgesellschaft“, in deren Rahmen alle Geldausgaben der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Zudem misst Gexsi seinen Erfolg am gesellschaftlichen Nutzen und ist somit auch eine zertifizierte B-Corporation.
Datenschutz: Auch Gexsi legt Wert auf Datensicherheit und Privatsphäre und macht dies zu seinem Leitmotiv. Viele Internetseiten können über die Autovervollständigungsfunktion angesteuert werden, wodurch die eigentliche Internetsuche übersprungen und der digitale Fußabdruck verkleinert wird. Zudem sammelt und verkauft Gexsi keine persönlichen Daten und anonymisiert die IP-Adresse sowie die getätigten Suchanfragen.
Lilo fördert gemeinnützige Projekte
Seit 2015 existiert die französische Meta-Suchmaschine Lilo. Das Unternehmen macht seine Einnahmen wie die anderen beiden Internet-Suchmaschinen transparent: 50 Prozent werden in gemeinnützige Sozial- und Umweltprojekte investiert, die restlichen 50 Prozent werden für Kostendeckung und Werbung verwendet. Dabei zeichnet sich die nachhaltige Suchmaschine besonders dadurch aus, dass die Nutzenden nach jeder Suchanfrage „Tropfen“ sammeln, die sie dann selbst an Wunschprojekte verteilen, die sie fördern möchten. Über 4,4 Millionen Euro sind dadurch bereits gespendet worden. Die CO2-Emissionen kompensiert Lilo nach eigenen Angaben nachträglich. Die umweltfreundliche Suchmaschine hat keinen eigenen Datenbestand, sondern trägt die Ergebnisse verschiedener Suchmaschinen zusammen.
Datenschutz: Auffallend sind die guten Privatsphäre-Funktionen. Lilo bietet eine anonymisierte Suche, keinen Datenverkauf und keine Speicherung von persönlichen Daten. Außerdem verzichtet die Suchmaschine gänzlich auf Tracking-Tools.
VeggieSearch unterstützt vegane Produkte
Speziell für vegan lebende Menschen bietet VeggieSearch seit 2018 eine nachhaltige Suchmaschine für Produkte, die eine vegane Lebensphilosophie fördern. Auf ihrem Blog informieren sie über ökologische, nachhaltige, tierleid- und plastikfreie sowie fair gehandelte Produkte. VeggieSearch arbeitet mit verschiedensten Herstellenden zusammen und möchte große Unternehmen dazu anregen, ihr Sortiment vegan, fair und nachhaltig zu gestalten. Gleichzeitig hat sich VeggieSearch als Ziel gesetzt, das ökologische Bewusstsein des Endverbrauchenden zu stärken.
Datenschutz: Neben der Verwendung von Cookies, werden auch personenbezogene Daten verarbeitet und gespeichert, wenn besondere Services in Anspruch genommen werden. Dies erfolgt stets im Einklang mit der Datenschutz-Grundverordnung und in Übereinstimmung mit den landesspezifischen Datenschutzbestimmungen. Damit bildet VeggieSearch das Schlusslicht in Bezug auf Datensicherheit.
Ekoru rettet die Meere
Die nachhaltige Suchmaschine Ekoru gibt es seit 2020. Sie wird komplett mit Wasserkraft betrieben. Die klimaneutralen Server sind in einem Rechenzentrum untergebracht, das mit natürlicher Konvektionskühlung anstelle von Klimaanlagen arbeitet. 60 Prozent der Einnahmen kommen den beiden Organisationen „Big Blue Ocean Cleanup“ und „Operation Posidonia“ zugute, während 40 Prozent zur Deckung der Kosten und zur Finanzierung der weiteren Entwicklung zurückbehalten werden. Ziel ist es, die Ozeane zu säubern sowie mit Seegras zu begrünen und Meerestieren in Not zu helfen. Neben den gespendeten Einnahmen wird auf der Homepage auf verschiedene Wohltätigkeitsorganisationen und Initiativen aufmerksam gemacht. Bislang wurden 81 Millionen Kilogramm CO2 durch den Einsatz von Ekoru eingespart.
Datenschutz: Bei Ekoru ist die Verbindung zu 100 Prozent verschlüsselt. Der Suchverlauf und die IP-Adresse werden nicht gespeichert. Außerdem werden die Daten nicht verkauft und auch keine Cookies gesetzt.
Tipp: Damit die Meere unserer Erde gar nicht erst zugemüllt und die dort lebenden Meerestiere gefährdet werden, ist es für den Schutz der Umwelt essenziell, Müll zu vermeiden und auf Mülltrennung zu achten.
Vorteile
Nachteile
Für alle, die außerhalb des Google-Kosmos im Internet suchen und ihre Internetnutzung umweltfreundlicher gestalten möchten, bieten nachhaltige Suchmaschinen eine gute Alternative. Auf den einzelnen Webseiten der Suchmaschinen, die nachhaltig sind, wird genau erklärt, was ihr Alleinstellungsmerkmal ist und inwieweit ihre Leistung über eine einfache Suche hinaus geht. Probieren Sie es aus und fördern Sie die Nachhaltigkeit im Internet!
* Wir leben Diversität und heißen alle Menschen willkommen, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Behinderung und Identität. Wir sind davon überzeugt, dass uns Vielfalt bereichert und im gemeinsamen Arbeiten voranbringt. Deshalb haben wir 2017 die Charta der Vielfalt unterzeichnet.