swb Erzeugung legt Block 15 in Hastedt still. Am 30. April geht der Bremer Energiedienstleister swb den letzten Schritt heraus aus der Steinkohlenutzung. Wenn die Mitarbeitenden der Schicht den Block 15 zum letzten Mal abfahren, ihn damit stilllegen und für immer vom Netz nehmen, endet am Traditionskraftwerksstandort Hastedt eine Ära. Zeitgleich markiert der Tag auch für die gesamte swb den vollständigen Kohleausstieg und den Umstieg auf klimafreundlichere Erzeugungsformen für die Produktion von Strom und Wärme. Damit ist der 30. April 2024 ein wichtiger Meilenstein in dem Bestreben, die CO2-Emissionen im Land Bremen noch weiter signifikant zu senken. So geht der Tag als Kombination aus Abschied und Neubeginn in die 170-jährige Unternehmensgeschichte von swb ein.
Das Ende der Kohleverstromung ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum swb-Ziel, bis 2035 klimaneutral zu sein. Das Abschalten des letzten Kohleblocks wird am Standort rund 550.000 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen. Dafür waren u.a. der Bau des Blockheizkraftwerks am Standort Hastedt und der Fernwärmeverbindungsleitung vom Müllheizkraftwerk in Findorff zum Heizwerk Vahr als technische Voraussetzungen notwendig, um das Mercedes Werk und den Bremer Osten auch in Zukunft sicher mit Wärme versorgen zu können.
Um diesen denkwürdigen Tag für Bremen zu würdigen, kamen Bremens Bürgermeister und Senatspräsident Dr. Andreas Bovenschulte, Kristina Vogt, Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation, und Kathrin Moosdorf, Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft, nach Hastedt. Zusammen mit Dr. Karsten Schneiker, swb-Vorstandssprecher, der Belegschaft des Standorts und einer kleinen Gruppe geladener Gäste verabschiedeten sie Block 15.
Bürgermeister Andreas Bovenschulte
„Ab heute können wir sagen: Die Kohleverstromung in Bremen ist Geschichte. Das ist gut für die Umwelt und gut für die swb. Denn das Unternehmen ist damit für die Zukunft gut aufgestellt. Für das Unternehmen und die Belegschaft – vor allem hier am Standort – ist der heutige Tag historisch, sowohl technisch als auch emotional. Dass der Technologiewechsel weg von der Kohle hin zu Gas und erneuerbaren Energien gelungen ist, spricht dabei für die Leistungsfähigkeit des Unternehmens und seiner Beschäftigten. Immerhin setzten Bremen und die swb seit 1894 auf Strom aus Kohle. Die Entscheidung zum Bau des heute stillgelegten Blocks 15 etwa fiel vor 38 Jahren – als in Tschernobyl das Atomkraftwerk havarierte.“
Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt
„swb Erzeugung gehört zu den Kraftwerksbetreibern in Deutschland, die den Schritt auszusteigen früher vollziehen als viele andere Unternehmen. Schneller weg von der Kohle bedeutet, schneller hin zu effizienteren und klimafreundlicheren Energiequellen wie Erdgas und Biomethan. swb setzt so die seit 1906 währende – als der erste Strom für die Bremer Industrie in Hastedt vom Standort kam – zuverlässige Energielieferung für den Bremer Osten fort. Energie in Form von Strom und Fernwärme für die Bevölkerung, die Wohnungswirtschaft und für eines der weltweit größten Mercedes-Werke. swb leistet damit einen engagierten Beitrag auf dem Weg zur Dekarbonisierung unserer Wirtschaft und hin zur Klimaneutralität.”
Klimasenatorin Kathrin Moosdorf
„Mit dem heutigen Ausstieg aus der Kohlestromerzeugung in Hastedt erleben wir einen historischen Tag, der auch ein echter Meilenstein für den Klimaschutz in Bremen ist. Wir kommen dem wichtigen Ziel, Bremen klimaneutral zu machen und bis 2038 kein CO2 mehr auszustoßen, einen großen Schritt näher. Vor drei Jahren hat swb bereits den Block 6 im Kraftwerk Hafen stillgelegt. Wir sparen damit zusammen mit dem heutigen, endgültigen Ausstieg aus der Kohleverstromung in jedem Jahr 1,9 Millionen Tonnen CO2 ein. Der Ausstieg geht Hand in Hand mit dem Ausbau von erneuerbaren Energien. Auch swb hat bereits weitreichend auf klimafreundlichere Energieformen umgestellt und verfolgt diese Transformation weiter. Die Energieversorgung in Bremen ist gesichert und der Anteil der Erneuerbaren wird immer größer.“
Dr. Karsten Schneiker, swb-Vorstandssprecher
„Heute schreiben wir als Unternehmen swb und als Land Bremen ein Stück Zeitgeschichte. Der letzte verbliebene Kohleblock der swb geht vom Netz, nach fast 130 Jahren endet damit die Kohleverstromung in Bremen. Das ist ein einschneidendes und berührendes Ereignis – für swb und ganz besonders für unsere Kollegen, die in den letzten Jahrzehnten mit diesen Anlagen zuverlässig Tag und Nacht die Strom- und Wärmeversorgung Bremens sichergestellt haben. Danke!
Für das Abschalten des Blocks 15 hat es viele Jahre der Vorbereitung und auch große Investitionen gebraucht. Zunächst mussten die Voraussetzungen für eine klimafreundlichere Strom- und Wärmeerzeugung geschaffen werden. Dies ist gelungen, die Wärmewende ist bei swb voll im Gange: und dDer Bau des Blockheizkraftwerks sowie der Fernwärmeverbindungsleitung haben es möglich gemacht, die Wärmeversorgung für den Bremer Osten in Zukunft auch ohne Kohle sicherzustellen“, sagt Dr. Karsten Schneiker.
„Besonders froh macht mich und meinen Vorstandskollegen Gunnar Geise auch, dass wir allen von der Stilllegung betroffenen Mitarbeitenden eine neue Perspektive für die Zukunft geben konnten, entweder weiter in Hastedt oder an einem unserer drei anderen Kraftwerksstandorte.“
Platz und Zeit für etwas Neues
Der Kohleberg auf dem Gelände, angelegt als Vorratslager für Notfälle, ist schon lange verschwunden. An der Stelle ist in den letzten drei Jahren ein modernes Blockheizkraftwerk (BHKW) entstanden, das im August 2023 in Betrieb gegangen ist. Das BHKW ist technisch darauf ausgelegt, neben regulärem Erdgas auch Biomethan oder anteilig sogar Wasserstoff verwenden zu können. Die neun Motoren können modular betrieben werden. Jeder einzelne Motor hat 20 Zylinder und eine Leistung von 16.000 PS. Das BHKW kann insgesamt 104 Megawatt (MW) elektrische und 94 MW thermische Leistung für die Auskopplung von Fernwärme liefern. Die Anlage ermöglicht pro Jahr eine CO2-Einsparung von rund 550.000 Tonnen, was einer Reduzierung der CO2-Emissionen am Standort Hastedt um etwa 70 Prozent entspricht. Um den gleichen Effekt zu erreichen, müssten rund 40 Mio. Bäume angepflanzt werden.
Die Leitwarte von Block 15 wird weiter für das BHKW genutzt, zur Überwachung der neuen Technik, zur Steuerung des Heizwerks Vahr und für die Kontrolle regenerativer Anlagen wie dem Weserkraftwerk. Die gasbefeuerten Spitzenkessel in Hastedt bleiben vorerst erhalten. Sie dienen der Sicherung der Wärmeversorgung bei einem möglichen Ausfall des BHKW und der Absicherung von Verbrauchsspitzen bei sehr kalter Witterung. „Das Erdgas befeuerte BHKW leistet zudem einen wichtigen Beitrag zum Ausgleich der Schwankungen bei Wind- und Solareinspeisung. Denn das BHKW benötigt nur wenige Minuten, um bis auf die volle elektrische Leistung hochzufahren, wenn Wind und Sonne einmal Pause machen“, so Dr. Karsten Schneiker, swb-Vorstandssprecher.
Zur Historie des Kraftwerkstandorts Hastedt
Am Kraftwerksstandort in Hastedt wird bereits seit 1906 in verschiedenen Kraftwerksblöcken Steinkohle verbrannt. Block 15 erzeugt seit seiner Inbetriebnahme 1989 in Kraft-Wärme-Kopplung Strom und Fernwärme für den Bremer Osten. Er galt aufgrund der hohen Energieeffizienz und der vergleichsweisen geringen Emissionen als hochmodern. Der Atomunfall von Tschernobyl war seinerzeit der Grund für die Bremer Politik und auch die Bremer Grünen, ein solches neues Steinkohlekraftwerk zu fordern. Ein Zusammenschluss der Fernwärmenetze Bismarckstraße, Neue-Vahr, Blockdiek, Osterholz-Tenever erfolgte bereits 1978, wobei dem Standort Hastedt dabei schnell eine Schlüsselrolle zukam. Diese Rolle wird mit dem neuen Blockheizkraftwerk (BHKW) auch in Zukunft fortbestehen.
Die swb-Landingpage zum Thema lautet
https://www.swb.de/kohleausstieg
Der achtteilige swb-Podcast „Raus aus der Kohle“ ist zu hören unter
https://shows.acast.com/raus-aus-der-kohle
Angela Dittmer
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