Mit der Einweihung des modernen Blockheizkraftwerks (BHKW) am Traditionsstandort Bremen-Hastedt macht der Bremer Energiedienstleister swb am 31. August 2023 einen weiteren Schritt heraus aus der Steinkohlenutzung: Bei der Produktion von Strom und Wärme in Hastedt ersetzt zukünftig Erdgas die Steinkohle.
Rund 140 Mio. Euro hat der swb-Konzern von der Grundsteinlegung im November 2020 bis zur heutigen Einweihung in die neue Anlage investiert. Die Projektpartner sind das Konsortium Uniper, Gelsenkirchen, und Wärtsilä, Finnland. Die neun Motoren von Wärtsilä können modular betrieben werden. Jeder einzelne Motor mit jeweils 20 Zylindern hat eine Leistung von 16.000 PS. Damit liefert das BHKW insgesamt 104 Megawatt (MW) elektrische und 94 MW thermische Leistung für die Auskopplung von Fernwärme.
Der Betriebsstart des Blockheizkraftwerks markiert einen wichtigen Meilenstein in dem Bestreben, die CO2-Emissionen in Bremen noch weiter signifikant zu senken. Das neue Kraftwerk ist technisch darauf ausgelegt, neben regulärem Erdgas auch Biomethan oder anteilig sogar Wasserstoff verwenden zu können. Das Projekt wurde planmäßig und innerhalb des vorgesehenen Investitionsrahmens realisiert. „Eine Leistung, auf die wir sehr stolz sind“, sagt Dr. Karsten Schneiker, swb-Vorstandssprecher.
Die Anlage ermöglicht so pro Jahr eine CO2-Einsparung von rund 550.000 Tonnen, was einer Reduzierung der CO2-Emissionen am Standort Hastedt um etwa 70 Prozent entspricht. Um den gleichen Effekt zu erreichen, müssten rund 40 Mio. Bäume angepflanzt werden.
In wenigen Minuten von Null auf Volllast
„Mit dieser Investition sichert swb die Wärmeversorgung für den Bremer Osten. Mit dem Bau des neuen BHKW ist damit eine wesentliche Voraussetzung erfüllt, auch den dritten und letzten Kohleblock bei swb ersetzen zu können“, sagt Dr. Karsten Schneiker zu dem bisher bedeutendsten technischen Schwenk in der Erzeugungsstruktur des swb-Konzerns. „Gleichzeitig kann die Anlage einen wichtigen Beitrag zum Ausgleich der Schwankungen bei Wind- und Solareinspeisung leisten. Denn während das Starten eines herkömmlichen Kraftwerks einige Stunden in Anspruch nimmt, benötigt das BHKW nur wenige Minuten, um bis auf die volle elektrische Leistung hochzufahren“, so Schneiker weiter.
Das neue BHKW wird zusammen mit dem Müllheizkraftwerk in Findorff den Bremer Osten mit Fernwärme versorgen. Im Müllheizkraftwerk wird bereits seit vielen Jahren Restmüll als Grundlage für eine klimaneutrale, effiziente Strom- und Fernwärmeproduktion eingesetzt. Die neue Fernwärme-Verbindungsleitung zwischen den beiden Standorten befindet sich in der letzten Bauphase und macht zukünftig einen flexiblen Betrieb und damit verbundene CO2-Einsparungen möglich. Beide Projekte leisten einen großen Beitrag zum Gelingen der Wärmewende in Bremen und zur angestrebten Klimaneutralität von swb im Jahr 2035.
Dazu Kristina Vogt, Bremens Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation: „Seit 1906 ist der Standort Hastedt nicht nur eines der industriellen Zentren Bremens, hier wird auch in großem Ausmaß Strom und Fernwärme erzeugt – eines der weltweit größten Mercedes-Werke bezieht von hier seine Energie. Heute beginnt in Hastedt ein neues, zukunftsweisendes Kapitel: weg von der Kohle, hin zu effizienteren und klimafreundlicheren Energiequellen wie Erdgas und Biomethan. Das moderne Blockheizkraftwerk ist ein Meilenstein, ein großer und wichtiger Schritt auf dem Weg zur Dekarbonisierung unserer Wirtschaft und hin zur Klimaneutralität. Und es unterstreicht eindrucksvoll Bremens Engagement und die Leistungsfähigkeit der swb auf diesem Weg.”
Die Technik des BHKW
104 MW Strom und 94 MW Fernwärme werden im BHKW mit Hilfe von neun Verbrennungsmotoren erzeugt. Rechnet man die etwas abstrakten Megawatt-Angaben (MW) in Motorenleistung um, ergeben sich pro Motor etwa 16.000 PS, somit etwa 140.000 PS für das gesamte BHKW. Motoren dieser Größenordnung kennt man als Antrieb für Schiffe. Während die Bewegung der Motoren im BHKW die Generatoren dreht und damit Strom produziert, sorgt die Nutzung von Motor- und Abgaswärme für eine effiziente Fernwärmeproduktion. Anders als die bisherigen Kraftwerke hat das BHKW einen geschlossenen Kühlwasserkreislauf, wie bei einem Auto, also keine Durchlaufkühlung mit Flusswasser. Es verursacht somit keine Aufheizung der Weser mehr.
swb rechnet beim BHKW mit rund 3.400 Vollbenutzungsstunden pro Jahr. Damit werden ca. 310 Gigawattstunden (GWh) oder 310.000.000 Kilowattstunden (kWh) Wärme erzeugt und ca. 350 GWh (350.000.000 kWh) Strom im effizienten Kraft-Wärme-Kopplungs-Prozess. Der Strom würde rechnerisch für mehr als 140.000 Haushalte reichen, die Wärme für rund 22.000 Haushalte.
Die Leitwarte von Block 15, dem derzeit noch betriebenen Steinkohleblock, wird für das BHKW weiter genutzt, zur Überwachung der neuen Technik, zur Steuerung des Heizwerks Vahr und für die Kontrolle regenerativer Anlagen, wie dem Weserkraftwerk. Die gasbefeuerten Spitzenkessel in Hastedt bleiben vorerst erhalten. Sie dienen der Sicherung der Wärmeversorgung bei einem möglichen Ausfall des BHKW und der Absicherung von Verbrauchsspitzen bei sehr kalter Witterung.
Die Historie des Standorts Hastedt
Am Kraftwerksstandort in Hastedt wird bereits seit 1906 in verschiedenen Kraftwerksblöcken Steinkohle verbrannt. Block 15 erzeugt seit seiner Inbetriebnahme 1989 in Kraft-Wärme-Kopplung Strom und Fernwärme für den Bremer Osten. Block 15 galt aufgrund der hohen Energieeffizienz und der vergleichsweisen geringen Emissionen als hochmodern. Vor dem Hintergrund des Atomunfalls von Tschernobyl war das seinerzeit der Grund für die Bremer Politik und auch der Grünen, ein solches Steinkohlekraftwerk zu fordern. Ein Zusammenschluss der Fernwärmenetze Bismarckstraße, Neue-Vahr, Blockdiek, Osterholz-Tenever erfolgte bereits 1978, wobei dem Standort Hastedt dabei schnell eine Schlüsselrolle zukam. Diese Rolle wird mit dem neuen BHKW auch in Zukunft fortbestehen.
Über Uniper
Uniper ist ein führendes internationales Energieunternehmen mit Aktivitäten in mehr als 40 Ländern und rund 11.000 Mitarbeitenden. Sein Geschäft ist die sichere Bereitstellung von Energie und von damit verbundenen Dienstleistungen. Der Hauptsitz des Unternehmens ist Düsseldorf.
Über Wärtsilä
Wärtsilä ist ein global führender Anbieter von intelligenten Technologien und ganzheitlichen Lösungen über die gesamte Produktlebensdauer für die Schifffahrts- und Energiemärkte. Durch die Entwicklung nachhaltiger Innovationen, fortschrittlicher Datenanalysen und die Steigerung der Gesamteffizienz maximiert Wärtsilä die ökologische und ökonomische Leistung der Schiffe und Kraftwerke seiner Kundinnen und Kunden. Wärtsilä beschäftigt rund 19.000 Mitarbeitende. Das Unternehmen ist weltweit an über 200 Standorten in 80 Ländern vertreten und an der NASDAQ in Helsinki, Finnland, gelistet.
Ein Video zum Bau des Kraftwerks sowie Fotos von der Einweihung:
swb Pixelspeicher 2.0
Technische Daten zum Blockheizkraftwerk (BHKW)
Gesamtanlage BHKW
Ein Motor
Informationen zu Fernwärme
Auf den Websites swb.de/waermeausbau, swb.de/fernwaerme und swb.de/waerme stehen aufbereitete Informationen, Übersichtskarten und Vieles mehr zur Verfügung.
Angela Dittmer
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