Im Krisenjahr 2022 behauptet – swb behält Klimaneutralität bis 2035 fest im Fokus – Gaspreissenkung zum 1. Juli
Das herausfordernde Jahr 2022 konnte swb, der Energiedienstleister im Land Bremen, mit robusten Ergebnissen abschließen. Die wechselvollen und unruhigen Rahmenbedingungen des Krisenjahres verursachten eine stark schwankende Geschäftsentwicklung. Dank seines soliden wirtschaftlichen Kurses gelang es dem Unternehmen, seine Kundinnen und Kunden als zuverlässiger Partner durch das bewegte Jahr zu begleiten – mit günstigen Energiepreisen, einer stabilen Versorgungssicherheit und nahezu unvermindert hohen Investitionen in die Energiewende. „Wir bleiben dabei, dass wir bis 2035 klimaneutral werden und dafür den breit aufgestellten Umbau der Strom- und Wärmeerzeugung fortsetzen wollen“, sagen Dr. Karsten Schneiker und Gunnar Geise, das neue Vorstandsteam der swb AG.
Zuwächse bei Umsatz und im operativen Ergebnis
swb hat im Geschäftsjahr 2022 einen Konzern-Umsatz von 1.501,3 Mio. Euro erwirtschaftet und damit den Vorjahreswert 1.221,7 Mio. Euro übertroffen. Die Ursachen dafür liegen vor allem in Preiseffekten bei Strom, Erdgas und Wärme sowie Mengeneffekten bei der Stromproduktion. Das operative EBIT, das die nicht dem operativen Geschäft zuzurechnenden Sondereffekte ausklammert, betrug 113,9 Mio. Euro (Vorjahr 76,5 Mio. Euro). Der Grund für den Anstieg liegt vor allem in gestiegenen Hochspannungsentgelten sowie in der Rückvermarktung von weniger verbrauchten Strom- und Erdgasmengen.
Das Konzern-Jahresergebnis belief sich am Stichtag 31. Dezember 2022 auf -64,2 Mio. Euro (Vorjahr 63,8 Mio.), was in der Hauptsache auf der Stichtagsbewertung langfristig getätigter Energiehandelsgeschäfte nach den gültigen Rechnungslegungs- und Berichtsvorschriften (IFRS 9) beruht. Dieser negative Effekt ist jedoch nicht zahlungswirksam und nur temporär, da die zugrundeliegenden Energiehandelsgeschäfte bereits zu festen Preisen weitervermarktet wurden. 2022 hatte swb Vertrieb in Bremen bei Privatkunden einen Marktanteil von 84 Prozent in der Sparte Strom, in der Sparte Erdgas lag er bei 83 Prozent (Vorjahr 81 und 77). Im Vertriebsgebiet Bremerhaven erzielte swb Vertrieb einen Strommarktanteil von 89 Prozent (Vorjahr 88) und in der Sparte Erdgas 90 Prozent (Vorjahr 85).
Der solide wirtschaftliche Kurs stellte 2022 eine stabile Basis dar, um den Auftrag der Grundversorgung mit tragbaren Risiken erfüllen zu können. Die auf Langfristigkeit angelegte Energiebeschaffung mildert Preissprünge, was sich in der Hochpreisphase auszahlte: Die swb-Kundinnen und -Kunden haben das gesamte Krisenjahr 2022 hindurch von weit unter dem bundesdeutschen Durchschnitt liegenden Preisen profitiert.
Kriegslage wirtschaftlich fordernd – swb steuert gegen, kann Gaspreise zum 1. Juli 2023 senken
Die weltweiten Folgen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine haben Marktveränderungen ausgelöst, die für die Energiepreise und die Marktmechanismen einen Stresstest in bisher ungekanntem Ausmaß bedeuteten. Vorstand Gunnar Geise: „Dank unserer auf Langfristigkeit angelegten Energiebeschaffung konnten wir die Auswirkungen der anhaltend hohen Preise am Beschaffungsmarkt bei der Kalkulation erfolgreich abmildern. Beschaffungsrisiken, die nicht so wie gedacht eingetreten sind, machen es uns jetzt möglich, den ohnehin schon vergleichsweise niedrigen Erdgaspreis für Haushalte nochmal deutlich zu senken: Zum 1. Juli wird es 2,2 Cent pro Kilowattstunde günstiger. Treten keine unerwarteten Ereignisse mehr ein, soll der gesenkte Preis bis Jahresende gelten. Der Strompreis bleibt aktuell auf dem ebenfalls vergleichsweise günstigen Niveau. Alles Weitere hängt ab von der weiteren Marktpreisentwicklung.“
Trotz Turbulenzen auf den Energiemärkten anhaltend hohe Investitionen in den Ausbau der Netze
„Trotz der erheblichen Turbulenzen setzen wir unseren eingeschlagenen Weg der hohen Investitionen in das Ziel der Klimaneutralität und die Zukunftsfähigkeit der Netze weiter fort“, sagt Karsten Schneiker, Vorstand Technik. Mit 148,5 Mio. Euro liegt das Investitionsniveau etwa auf dem des Vorjahres (153,3 Mio. Euro). Unser Anlagenportfolio bauen wir im Sinne der Energie- und Wärmewende wie geplant weiter aus“, ergänzt Schneiker. Das erdgasbetriebene Blockheizkraftwerk am Kraftwerksstandort Hastedt (rund 140 Mio. Euro) steht kurz vor der Inbetriebnahme. Es wird technisch in der Lage sein, neben regulärem Erdgas auch Biomethan oder anteilig auch Wasserstoff zu nutzen.
Die rund 7 km lange Verbindungsleitung zwischen den zwei großen Fernwärmegebieten Uni-Netz und Ostnetz (rund 90 Mio. Euro) ist noch im Bau. Nach der Fertigstellung wird es möglich sein, die bisher am Kraftwerksstandort Hastedt mit Steinkohle erzeugte Wärme durch Wärme aus Abfall zu ersetzen und im Zusammenspiel mit dem neuen erdgasbetriebenen Blockheizkraftwerk in Hastedt die CO2-Emissionen der Wärmeerzeugung um rund 550.000 t pro Jahr zu senken. Ein weiteres Ziel ist es, im Einklang mit der Klimaschutzstrategie für das Land Bremen die Fernwärmeversorgung in Bremen und Bremerhaven im Schulterschluss mit den Kommunen deutlich auszubauen. Hierzu findet in bestehenden Fernwärmegebieten Verdichtung statt und auch neue Netzgebiete sollen angebunden werden. Die Monoverbrennungsanlage für Klärschlamm am Standort Hafen mit einem swb-Investitionsanteil von rund 63 Mio. Euro nähert sich der Inbetriebnahme.
Keine Versorgungsengpässe
swb-Mitarbeitende haben viele Wochen und Monate dafür aufgewendet, sich auf mögliche Versorgungsengpässe bei der Belieferung mit Erdgas vorzubereiten. Mit dem Ausrufen der Frühwarnstufe des Notfallplans Gas liefen bundesweit Gespräche von Bundesnetzagentur, Netzbetreibern und großen Erdgasverbrauchern in der Industrie darüber, wo in Betrieben Möglichkeiten für eine alternative Versorgung oder zur Drosselung bestehen – Vorsichtsmaßnahmen für eine bisher noch nie eingetretene Situation. Die Erdgasversorgung verlief normal, nicht zuletzt aufgrund der verhältnismäßig milden Witterung. Die Strom- und Wärmeproduktion im Steinkohlekraftwerk Hastedt wurde über den Winter 2022/23 hinaus verlängert und läuft nun vermutlich bis zum Ende des Winters 2023/2024 weiter.
Mit Partnern die Energiezukunft gestalten
Im Projekt HyBit – Hydrogen for Bremen’s industrial transformation – arbeiten wir eng mit unseren Partner- und Kooperationsunternehmen zusammen und bauen am swb-Kraftwerksstandort Mittelsbüren gemeinsam einen Elektrolyseur für die Produktion von grünem Wasserstoff. Gemeinsam mit Partnern aus Industrie, Politik und Wissenschaft wurde im April 2023 der Grundstein gelegt. Das Stahlwerk in der direkten Nachbarschaft wird den Wasserstoff nutzen, um CO2-Emissionen bei der Produktion einzusparen. Das Land Bremen hat Ende 2021 den Förderbescheid über 10 Mio. Euro für den Aufbau der Wasserstoffinfrastruktur veröffentlicht. In Mittelsbüren sind beste Voraussetzungen für die Wasserstoffproduktion gegeben: ausreichend entsalztes Wasser und eine starke Anbindung für regenerativ erzeugten Strom.
Zunächst ArcelorMittal und perspektivisch auch weitere Kunden in Bremen werden von swb bei der Dekarbonisierung unterstützt. Und neben dem Blockheizkraftwerk im Kraftwerk Hastedt und dem Elektrolyseur am Standort Mittelsbüren wird auch am Kraftwerksstandort Hafen an der Zukunft geplant und gebaut: Für das Mittelkalorik-Kraftwerk (MKK) wird untersucht, ob die Abwärme des Kühlwassers mithilfe einer Großwärmepumpe als Wärmequelle zur Erwärmung des Fernwärme-Rücklaufs genutzt werden kann. Direkt daneben entsteht am gleichen Standort mit der KENOW (KlärschlammEntsorgung NOrdWest) eine moderne Anlage zur Klärschlammverwertung, welche ebenfalls klimaneutrale Fernwärme auskoppeln wird.
Kennzahlen 2022 nach IFRS
siehe PDF
Link zum Geschäftsbericht 2022
swb.de/geschaeftsbericht
Angela Dittmer
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