Die Mitglieder des „Runden Tisches Energie- und Wassersperren im Land Bremen vermeiden“ haben heute die Zahlen zu Strom-, Gas- und Wassersperren für das Jahr 2020 veröffentlicht. Der Blick auf die Städte Bremen und Bremerhaven ergibt folgendes Bild: Während sich die Anzahl der Sperren in Bremen im Vergleich zu 2019 von 3.012 auf 1.916 verringerte (-36,4 Prozent), fiel sie in Bremerhaven von 1.215 auf 657 (-45,9 Prozent). Im Bundesland Bremen sank die Zahl im gleichen Zeitraum von 4.227 auf 2.573 und damit um etwa 39 Prozent. Seit Beginn der Arbeit am Runden Tisch in 2015 nahm die Anzahl der Sperren somit um rund 65 Prozent ab.
„2020 war vor dem Hintergrund von Corona für swb kein ‚normales‘ Jahr“, erklärt Iris Klauck, Sprecherin des Runden Tisches und Projektleiterin bei swb. Die Zahlen interpretiert sie mit Bedacht. „Zum Beispiel ist zu berücksichtigen, dass die Mitarbeitenden bei swb in den Monaten April, Mai und Juni 2020 keine Sperren durchgeführt haben. Der Grund dafür war ein im Rahmen des Gesetzespakets zur Abmilderung der wirtschaftlichen Folgen der COVID-19-Pandemie beschlossenes Moratorium der Bundesregierung, das Verbraucherinnen und Verbrauchern einen Zahlungsaufschub für Verpflichtungen aus Strom- oder Gasverträgen gewährte.“ Auf die Zahlen für 2020 wirke sich das positiv aus, doch: „Aktuell beschäftigen uns die Nacharbeiten zu dem Moratorium noch immer. Es wird sich zeigen, ob es verschuldeten Haushalten gelingt, die Zahlungsrückstände aus dieser Zeit aufzuarbeiten“, so Iris Klauck weiter.
Umso wichtiger ist es ihr daher, auf die Angebote und Möglichkeiten des „Runden Tisches Energie- und Wassersperren im Land Bremen vermeiden“ hinzuweisen. An diesem Tisch und in dessen Arbeitsgruppen sitzen derzeit rund 20 Vertreterinnen und Vertreter öffentlicher Stellen, von Beratungseinrichtungen und von swb. Gemeinsam setzen sie sich dafür ein, betroffene Bürgerinnen und Bürger in Bremen und Bremerhaven schnell und unkompliziert zu unterstützen. Ihr Rezept dazu ist ein Mix aus verschiedenen Präventionsmaßnahmen, einem Härtefallmanagement und seit kurzem auch einem Härtefallfonds, eingerichtet seitens der Senatorin für Soziales. Zu ersteren zählt zum Beispiel die seit 2015 laufende Informationskampagne „Zappenduster!“, die via Webseiten, Faltblätter in verschiedenen Sprachen sowie kostenloser Telefon-Hotline über verschiedene Wege aus der Krise informiert – darunter etwa die Energiebudgetberatung der Verbraucherzentrale Bremen e. V.
Der Lösungsweg: selbst aktiv werden und Hilfe suchen
Die Energiebudgetberatung ist ein kostenloses Angebot, das Strategien der Schuldentilgung zusammenführt. Es ermöglicht die Aufstellung eines Finanzplans für Haushalte, die in finanzielle Schieflage geraten und daher von Ankündigung und Durchführung einer Energie- oder Wassersperre betroffen sind. Zugleich erfüllt die Energiebudgetberatung eine Art Lotsenfunktion und führt zu passenden Hilfsangeboten. „In 2020 wurde sie doppelt so oft in Anspruch genommen wie im Vorjahr, die Zahlen kletterten von 157 auf 301 Beratungen, Tendenz weiterhin hoch“, erklärt Dr. Annabel Oelmann. Für die Vorständin der Verbraucherzentrale Bremen keine Überraschung: „Das deckt sich mit der insgesamt deutlich gestiegenen Nachfrage nach Unterstützung seitens der Verbraucherzentrale. Unsere Erfahrungen aus den vergangenen Monaten zeigen, dass immer mehr Menschen in existenzieller Not zu uns kommen“, sagt Dr. Annabel Oelmann und führt das vor allem auf die Corona-Pandemie zurück, deren langfristige Auswirkungen bisher noch kaum abschätzbar seien. „Wir sehen momentan nur die Vorboten.“ Wie alle Vertreterinnen und Vertreter am „Runden Tisch Energie- und Wassersperren im Land Bremen vermeiden“ begrüßt die Expertin für Verbraucherschutz deshalb den im Februar eingeführten Härtefallfonds.
Unterstützung für den absoluten Notfall
„Der Härtefallfonds ist so etwas wie ein doppelter Boden, ein neues Instrument in unserem Erste-Hilfe-Kasten“, erklärt Andrea Klähn, bei der Senatorin für Soziales, Jugend, Integration und Sport für die Themen Miet- und Energieschulden verantwortlich. Das heißt: Nach wie vor sind die am Runden Tisch vertretenen öffentlichen Stellen oder Einrichtungen die erste Anlaufstelle für Menschen, die in Zahlungsschwierigkeiten geraten, die eine Sperrankündigung erhalten haben oder deren Versorgung bereits gesperrt wurde. Dort können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Beispiel einen Sperrprozess unterbrechen, um gemeinsam mit Betroffenen und swb nachhaltige Lösungen zu erarbeiten und eine Sperre abzuwenden. „Ein Weg, der sich in den am Runden Tisch bekannt gewordenen Fällen bisher stets bewährt hat“, sagt Andrea Klähn. Sollte dieses Vorgehen künftig jedoch einmal nicht funktionieren, können die Mitarbeitenden der beratenden öffentlichen Stellen oder Einrichtungen jetzt finanzielle Unterstützung aus dem Härtefallfonds an Hilfesuchende vermitteln. Für die Auszahlung bewilligter Hilfen zeichnet die Verbraucherzentrale Bremen verantwortlich. „Wichtig zu wissen ist, dass der Fonds grundsätzlich nur einmalig genutzt werden kann. Er ist eine Auffanglösung für den absoluten Notfall und gedacht für Bremerinnen und Bremer, die ein geringes Einkommen haben oder Transferleistungen beziehen und sich aufgrund von Krankheit, besonderer familiärer Situation oder aus anderen schwerwiegenden Gründen in einer Ausnahmesituation befinden“, betont Andrea Klähn. Zentrale Botschaft aller Mitstreiterinnen und Mitstreiter am „Runden Tisch Energie- und Wassersperren im Land Bremen vermeiden“ bliebe deshalb: „Menschen, die bemerken, dass sie in finanzielle Not geraten und Energie oder Wasser nicht mehr zahlen können, müssen schnellstmöglich den ersten Schritt tun und sich melden! Wir sind da und helfen, im Notfall genauso wie bei der Aufstellung eines Haushaltsplanes für die Zukunft. Aber wir können nur die Hände ergreifen, die uns gereicht werden.“
Der „Runde Tisch Energie- und Wassersperren im Land Bremen vermeiden“ …
… ist eine Initiative von swb. Am Runden Tisch und in dessen Arbeitsgruppen sind aktiv: Aktionsgemeinschaft arbeitsloser Bürgerinnen und Bürger e. V. (agab), Amt für Soziale Dienste Bremen, BEKS EnergieEffizienz GmbH, Betreuungsverein Bremerhaven e. V., Die Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau, Die Senatorin für Soziales, Jugend, Integration und Sport, Fachzentrum Schuldenberatung im Lande Bremen e. V., Förderwerk Bremerhaven GmbH, Jobcenter Bremen, Jobcenter Bremerhaven, Klimaschutzagentur energiekonsens, Sozialamt Bremerhaven, Verbraucherzentrale Bremen e. V. sowie Waller Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft mbH gemeinnützig (WaBeQ).
Der Weg zu „Zappenduster!“: www.sos-stromsperre.de; kostenlose Info-Hotline 0800 8765430.
Angela Dittmer
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