2019 war für swb, den Energiedienstleister im Land Bremen, ein weiteres wirtschaftlich forderndes Jahr. Die gesamte Energiewirtschaft befindet sich nach wie vor in einem schwierigen Marktumfeld. Vor diesem Hintergrund bewertet Dr. Torsten Köhne, Vorstandsvorsitzender swb AG und Vorstand Erzeugung, das Ergebnis 2019 als gut: „Wir konnten EBIT und Konzernjahresergebnis deutlich verbessern und viele Projekte erfolgreich weiterentwickeln. Damit haben wir zur Umsetzung der Energie- und Wärmewende viel erreicht. Auch den beschlossenen Pfad des mittelfristigen Ausstiegs aus der Steinkohleverstromung haben wir konsequent weiterverfolgt. Für die laufenden wie geplanten Zukunftsprojekte in die Infrastruktur und den Umbau der Erzeugung sind wegweisende Entscheidungen getroffen worden, und die notwendigen Investitionsmittel wurden bereitgestellt. Mit diesem guten Stand sind wir in das laufende Geschäftsjahr gestartet, für das wir angesichts der Corona-Pandemie noch keine Prognose wagen.“
swb hat 2019 ein sehr viel besseres Gesamtergebnis erreicht als im Vorjahr, das auch von einigen Sondereffekten geprägt war. 2019 ist maßgeblich beeinflusst von einem erfolgreichen Verlauf des operativen Geschäfts der Vertriebs- und Netzgesellschaften sowie regulatorischen Effekten bei den Netznutzungsentgelten. Das Konzernjahresergebnis 2019 vor Zinsen und Steuern (EBIT) beträgt 76,5 Mio. Euro (Vorjahr 40,3 Mio. Euro). Der Überschuss liegt bei rund 38,8 Mio. Euro (Vorjahr 14,6 Mio. Euro). Der Umsatz ging leicht auf 1.238,5 Mio. Euro (Vorjahr 1.315,7 Mio. Euro) zurück. Damit ist das Ergebnisniveau im Vergleich zu 2018 erheblich angestiegen, liegt gleichwohl aber nicht ganz auf der zum Jahresbeginn geplanten Höhe. Die Ursachen liegen im leichten, witterungsbedingten Rückgang der abgesetzten Mengen sowie der Verfügbarkeit der Anlagen bei der Erzeugung und Entsorgung aus ungeplanten und wartungsbedingten Stillständen. Sehr positiv wirkte sich die höhere Anforderung des Gas- und Dampfturbinenkraftwerks aus.
In der Heimatregion konnte swb im Vergleich zum Vorjahr mehr Privatkunden von sich als Strom- oder Erdgasanbieter überzeugen, hat Angebote im Online-Vertrieb ausgebaut, Kundenbindungsmaßnahmen mit attraktiven Laufzeit-Produkten geschaffen und Rückgewinnungsmaßnahmen weitergeführt.
„Besonders freut uns, dass der Marktanteil Strom im Privatkundenbereich in Bremerhaven gewachsen und in Bremen konstant geblieben ist“, sagt Olaf Hermes, Vorstand Vertrieb, Personal und IT. „Das ist für einen Energieversorger mit großstädtischem Vertriebsgebiet im nationalen Vergleich ungewöhnlich im positiven Sinne. Das ist die wohl beste Art, die uns unser verlässliches, unseren Kunden und der Region verpflichtetes Handeln bestätigt. Und natürlich wünschen wir uns, dass wir diese Entwicklung fortsetzen können“, so Hermes weiter. In Bremen hat swb Vertrieb einen Marktanteil von 81 Prozent in der Sparte Strom, in der Sparte Erdgas liegt er bei 75 Prozent (Vorjahr 77 Prozent). Im Vertriebsgebiet Bremerhaven hält swb Vertrieb bei Erdgas weiterhin einen Marktanteil von 84 Prozent, in der Sparte Strom gibt es einen Anstieg auf 88 Prozent (Vorjahr 86 Prozent).
„Gemeinsam mit Bremen und Bremerhaven haben wir in den kommenden Jahren viel vor. Große Projekte, die für die Zukunft des Unternehmens, eine sichere Energieversorgung und die Senkung der CO2-Emissionen im Land Bremen wegweisend sein werden. Für diese finanziell wie logistisch herausfordernden Schritte brauchen wir die Unterstützung vieler Partner, damit wir genau das gemeinsam erreichen“, sagt Timo Poppe, Vorstand Infrastruktur und Finanzen.
Entsprechend groß sind die von swb geplanten Investitionen in die Versorgungsnetze und die Erzeugungsanlagen, die sich in den nächsten vier Jahren auf über 800 Mio. Euro belaufen sollen. Neben den erheblichen Regelinvestitionen in die Verteilnetze und die Umspannwerke soll am swb-Standort Hastedt ein gasbetriebenes Blockheizkraftwerk entstehen und von dort eine Fernwärmeverbindungsleitung zum Müllheizkraftwerk Oken. Die Realisierung beider Vorhaben ist Voraussetzung für eine mögliche Außerbetriebnahme des Steinkohlekraftwerks in Hastedt: Zukünftig soll im Bremer Osten klimaschonende Fernwärme zum Einsatz kommen, wie sie bereits jetzt im Müllheizkraftwerk Bremen aus der thermischen Verwertung von Abfällen und künftig im neuen Blockheizkraftwerk Hastedt erzeugt wird. „Das ist ein großer Beitrag zum Gelingen der Wärmewende“, sagt Timo Poppe. Allein in die beiden Großprojekte investiert swb rund 200 Mio. Euro. Mit dem Bau der Fernwärmeverbindungsleitung soll begonnen werden, sobald die notwendige Genehmigung vorliegt.
Weitere große Projekte geht swb gemeinsam mit Partnern an. So sind die Planungen zu Projektierung und Betrieb einer Klärschlamm-Monoverwertungsanlage am swb-Standort Hafen weit fortgeschritten. Die Anlage wird in Kooperation der Unternehmen hanseWasser, EWE Wasser, dem Oldenburg-Ostfriesischen Wasserverband OOWV und swb Erzeugung unter dem Namen KENOW (Klärschlammentsorgung Nordwestdeutschland) errichtet und betrieben. Die Anlage hat eine geplante Verbrennungskapazität von rund 55.000 Tonnen Klärschlamm-Trockenmasse jährlich und soll ab 2022 große Teile des in Nordwestdeutschland anfallenden kommunalen Klärschlamms aufnehmen. Bisher wurden Klärschlämme fast ausschließlich auf landwirtschaftliche Flächen aufgebracht, was nach Inbetriebnahme der KENOW nicht mehr notwendig ist. Timo Poppe betont, dass die Anlage zum einen das entstehende Klärschlamm-Entsorgungsproblem erfolgreich lösen wird und zum anderen leistet die Anlage einen erheblichen Beitrag zum Umweltschutz und der Sicherung der Trinkwasserqualität Bremens.
Mit Partnern hat swb in 2019 das Projekt „HyWays for Future“ mit initiiert, das einen wesentlichen Schritt beim Einsatz von Wasserstoff in großtechnischen Zusammenhängen und im Verkehr bedeutet. Das Projekt beinhaltet unter anderem die Errichtung eines ersten Elektrolyseurs am Standort Mittelsbüren, der aus der gemeinsam mit ArcelorMittal Bremen (AMB) 2019 in Betrieb genommenen zentralen und hochmodernen Leitwarte gesteuert werden soll. Die Anlage soll sowohl Wasserstoff für den Einsatz im Produktionsprozess von AMB als auch für HyWays for Future als zentralem Projekt für den Einsatz von Wasserstoff in der Mobilität liefern. Bereits heute steuert die Leitwarte drei Kraftwerksblöcke, drei Umrichteranlagen für Bahnstrom und den kompletten Energiebetrieb von AMB auf dem Gelände in Mittelsbüren und damit Bremens mit Abstand größten Kraftwerksstandort.
„Vertrieblich war 2019 für uns nicht nur ein gutes Jahr, was unseren Marktanteil im Privatkundenbereich betrifft. Einmal mehr konnten wir langjährige Kundenbeziehungen fortführen und unsere Kompetenz in die Planung verschiedener neuer Quartiere einbringen, beispielsweise in Bremen für das Stiftungsdorf Ellener Hof der Bremer Heimstiftung und das Tabakquartier sowie für Port Marina 26 in Bremerhaven. Hier und für viele andere Quartiere im Land liefern wir integrierte Versorgungskonzepte für Wärme, Strom, Wasser, Photovoltaik und E-Mobilität einschließlich Steuerung, Finanzierung und Betrieb, die auf die ganz speziellen Anforderungen vor Ort ausgerichtet sind. In den kommenden Jahren wird uns die Digitalisierung bei der Quartiersentwicklung viele neue Möglichkeiten eröffnen, die wir gemeinsam mit unseren Kunden nutzen möchten. Auch das ist ein erheblicher Beitrag zum Gelingen der Energiewende“, sagt Olaf Hermes.
Nachhaltiges Investieren und verantwortungsvolles Wirtschaften bleiben Kern der Aktivitäten bei swb, denn das Unternehmen trägt die Verantwortung für die kritischen Ver- und Entsorgungsinfrastrukturen. Torsten Köhne: „Mit unserer Belegschaft sichern wir die Versorgung aller Menschen in Bremen und Bremerhaven mit Trinkwasser, Energie und Telekommunikation.“
Zum Schutz von Gesundheit und Versorgung bei Belegschaft und Kunden wurden umfangreiche Maßnahmen ergriffen. So wurde u.a. in den technischen Bereichen ein getrennter Schichtbetrieb eingeführt, und ein großer Teil der Belegschaft arbeitet aktuell im Home-Office. In einem extra eingerichteten Lagezentrum wird die fortschreitende Gefährdungslage regelmäßig neu bewertet, auch, um die ergriffenen Maßnahmen schrittweise anzupassen, zum Beispiel für eine Rückkehr in die Normalität, für die die politischen Vorgaben maßgeblich sind. „Es ist uns wichtig, dass sich unsere Kunden in dieser für alle ungeklärten Situation zumindest auf die Versorgung durch swb verlassen können. Das ist auch Teil unserer unternehmerischen Verantwortung“, sagt Torsten Köhne. Die Kontakte mit Kundinnen und Kunden laufen im Schwerpunkt telefonisch oder online. Die swb-Kundencenter sind seit Mitte März geschlossen.
„Im Umgang mit der Corona-Pandemie haben wir aber auch gleichzeitig die Pflicht, die Zukunftsfähigkeit und Innovationskraft unseres Unternehmens zu sichern. Darum gilt seit April Kurzarbeit in Teilen des swb-Konzerns. Die Einleitung von Kurzarbeit zählt zu den Maßnahmen, mit denen wir gegen die mit der Corona-Krise einhergehenden Absatzverluste und Forderungsausfälle anzusteuern versuchen und auf die zum Teil deutliche Reduzierung des Arbeitsanfalls reagieren. Sie hilft uns, Arbeitsplätze zu erhalten und die wirtschaftliche Substanz von swb abzusichern“, so Köhne.
Zu den wirtschaftlichen Auswirkungen sagt Köhne: „swb verfügt über eine sehr solide wirtschaftliche Basis. Dennoch spüren wir die Einbußen durch das stillstehende Wirtschaftsleben inzwischen deutlich. So wird das Geschäftsjahr 2020 wirtschaftlich wie auch finanziell erheblich durch die Corona-Pandemie beeinflusst sein. Wir haben unterschiedliche Szenarien mit den entsprechenden Risiken quantifiziert und Maßnahmen ausgearbeitet, um den Auswirkungen entgegenzuwirken. Bei neuen Entwicklungen werden wir nachsteuern und uns flexibel auf die jeweilige Situation einstellen. Mehr denn je zählt aber, dass wir alle gesund bleiben oder wieder werden.“
2018 | 2019 | |
Umsatz (Mio. EUR) |
1.315,7 |
1.238,5 |
EBIT (Mio. EUR) |
40,3 | 76,5 |
Jahresüberschuss (Mio. EUR) |
14,6 | 38,8 |
Investitionen (Mio. EUR) |
100,0 | 103,4 |
Stromabsatz (Mio. kWh/GWh) |
14.927,2 | 13.977,5 |
Erdgasabsatz (Mio. kWh/GWh) |
5.236,1 | 4.622,4 |
Wärmeabsatz (Mio. kWh/GWh) |
1.074,1 | 1.060,4 |
Trinkwasserabsatz (Mio. m³) |
37,8 | 37,1 |
Abfallverwertung (in Mg) |
772.454 | 802.944 |
Mitarbeiterzahl (nach HGB) |
2.145 | 2.221 |
Zahl Auszubildende (nach HGB) |
119 | 111 |
Personalaufwand (Mio. EUR) |
182,36 | 193,1 |
Den aktuellen Geschäftsbericht finden Sie unter: www.swb.de/geschaeftsbericht
Fotos des swb-Vorstands stehen zum Download bereit unter: www.swb.de/pressefotos
Unser Video zu der Jahrespressekonferenz finden Sie hier: https://www.youtube.com/watch?v=WQGYS_CFVmQ
Angela Dittmer
swb AG
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