Wichteln ist ein lustiger Brauch, der zumeist zur Weihnachtszeit gefeiert wird. Dabei schenken sich Schulklassen, Freunde, Familien, Vereine, Belegschaften etc. kleine Geschenke. Je nach Variante geschieht dies per Zufallsverfahren oder wird vorher ausgelost. Gemeinsam zu wichteln, ist in vielen Ländern eine beliebte Weihnachtstradition, die einen auf das Fest einstimmt. Aber wo kommt das Wichteln her? Welche Varianten vom Wichteln gibt es? Und wie heißt Wichteln in anderen Ländern?
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Der Ursprung des Wichtelns um Weihnachten herum liegt in Skandinavien, in Schweden. Ähnlich wie auch im norddeutschen Raum wird dort das Wichteln Julklapp genannt. Der Begriff „Julklapp“ heißt Weihnachtsgeschenk. Zerlegt in die einzelnen Silben heißt „Jul“ (Weihnachten) und „klapp“ (klopfen), was mit dem Ablauf des Brauches in Schweden zusammenhängt.
Denn in Schweden läuft Julklapp wie folgt ab: Das Julklapp-Geschenk wird vor die Tür der zu beschenkenden Person gelegt, dann wird laut an der Zimmertür geklopft und weggerannt. So soll verhindert werden, dass die Person im Zimmer beim Raustreten sieht, wer sie beschenkt hat. Es läuft also ähnlich wie ein Klingelstreich mit Präsent ab.
Bei der Wichteltradition geht es in erster Linie um den Spielspaß, daher sollten die Spielregeln beim Wichteln vorher geklärt und festgehalten werden. Oft kennen die Teilnehmenden mehrere Varianten vom Wichteln. Wenn die Regeln im Vorfeld geklärt werden, kommt es hinterher nicht zur Enttäuschung. Wir geben Ihnen eine allgemeine Übersicht über die Regeln beim Wichteln – mit Auslosung und ohne Würfeln:
1. Auslosung: Wer beschenkt wen?
Um eine anonyme Auslosung beim Wichteln zu gewährleisten, gibt es verschiedene Varianten. Zahlreiche Webseiten bieten ein anonymes Losverfahren für das Wichteln via E-Mail oder App an, für eine Auslosung in persona eignen sich Zettel und Stift.
Jede Person schreibt ihren Namen auf einen Zettel, faltet ihn und gibt ihn in eine Schüssel. Anschließend zieht jede Person der Reihe nach einen Zettel. Zieht sich jemand selbst, so wird der Zettel zurück in die Schüssel gegeben, nochmal durchgemischt und erneut gezogen. Hat jede Person eine andere gezogen, steht fest, wer wen beschenken muss. Die zu beschenkende Person wird auch „Wichtelopfer“ genannt.
Wichtig: Verraten Sie niemandem aus der Runde, wen Sie gezogen haben, und lassen Sie sich nichts anmerken. Ebenso sollten Sie im Nachhinein nicht mehr tauschen. Das kann sonst den Spaß am Wichteln verderben.
2. Preis für das Wichtelgeschenk festlegen
Der Preis für ein Wichtelgeschenk kann frei festgelegt werden. Meist liegt der festgelegte Preis bei 5 oder 10 Euro, mehr als 20 Euro wird nur selten veranschlagt.
Je nach Art des Wichtelns wird auch die grobe Richtung des Geschenks hin und wieder festgelegt. Soll es etwas Kreatives, etwas Lustiges, etwas Ausgefallenes, etwas Selbstgemachtes o. Ä. sein? Am besten klären Sie dies mit Ihrer Wichtelrunde vorher ab.
3. Geschenk auswählen & verpacken
Nachdem die Art des Geschenks festgelegt ist, können Sie sich daran machen, ein passendes Wichtelpräsent zu besorgen. Anschließend verpacken Sie es in Geschenk- oder Zeitungspapier.
Tipp: Die Suche nach einem Wichtelgeschenk ist meist schnell abgeschlossen. Anders ist das oft bei Weihnachtsgeschenken, aber vielleicht helfen Ihnen dabei unsere Ideen für nachhaltige Weihnachtsgeschenke.
4. Geschenkübergabe
Die Übergabe der Wichtelgeschenke erfolgt bei einer gastgebenden Person. Um auch bis zum Schluss anonym zu halten, wer wen beschenkt, sollten Sie vorher einen großen Korb o. Ä. aufstellen, wo alle unbemerkt nach dem Ankommen ihr Geschenk ablegen können. Sind alle eingetroffen, so können in geselliger Runde die Geschenke geöffnet werden. Schreiben Sie daher den Namen der Person, die Sie beschenken, auf Ihr Präsent.
Tipp: Für die extra Portion Weihnachtsatmosphäre beim schwedischen Brauch des Wichtelns können Sie sich vom dänischen Lebensgefühl Hygge inspirieren lassen.
Allgemeine Tipps fürs Wichteln:
Wie bereits erwähnt, gibt es unzählige Varianten beim Wichteln. Theoretisch können Sie auch Ihre eigene Wichtel-Variante kreieren oder gezielte Aspekte aus unterschiedlichen Varianten vereinen. Anbei listen wir ein paar besondere oder weitverbreitete Varianten auf:
1. Schrottwichteln
Eine sehr bekannte und beliebte Abweichung vom klassischen Wichteln ist das Schrottwichteln (auch: Schrott-Julklapp). Der Unterschied bei dieser Variante liegt darin, dass sich die Personen keine ernstgemeinten Geschenke, sondern witzige Schrottwichtelgeschenke schenken.
Übrigens: Unnötig häufiges Verpacken des Schrottwichtelgeschenks in Zeitungspapier erhöht den Spaß beim Auspacken – zumindest für alle anderen.
2. Blindwichteln
Beim Blindwichteln wird vorher nicht ausgelost, wer wen beschenkt. Daher muss vorher bei der Geschenkwahl darauf geachtet werden, dass das Geschenk möglichst vielen Personen gefallen könnte. Beim Wichteln selbst zieht jede Person per Zufall ein Geschenk aus dem Korb.
3. Räuberwichteln
Auch beim Räuberwichteln entfällt die Auslosung, daher sollte das Geschenk möglichst viele Personen ansprechen. Die jüngste oder älteste Person beginnt und nimmt sich ein Geschenk. Die zweite Person kann entscheiden, ob sie ein Geschenk aus der Mitte nimmt oder das Geschenk von einer anderen Person klaut. Dies geht immer so weiter, bis alle ein Geschenk haben. Dann kann ausgepackt und aufgelöst werden, von wem welches Geschenk ist.
4. Würfelwichteln
Beim Würfelwichteln ist das Set-up ähnlich wie beim Räuberwichteln, nur dass um die Geschenke gewürfelt wird. Jede Person würfelt und wenn eine ausgemachte Zahl gewürfelt wird – in der Regel ist es die 6 – darf sich die Person ein Geschenk aus der Mitte nehmen, aber noch nicht auspacken. Sobald alle ein Geschenk haben, gibt es verschiedene Varianten:
Nachdem alle ihr Geschenk ausgepackt haben, wird ein Eierwecker auf 5 Minuten gestellt und bei jeder 6 dürfen die Geschenke wieder getauscht werden. Sobald die Zeit abgelaufen ist, ist das Würfelwichteln zu Ende. Jede Person muss dann das Geschenk behalten, das direkt vor ihr liegt.
5. Buchstabenwichteln
Beim Buchstabenwichteln wird vor dem Wichteln ein Buchstabe bestimmt. Alle Geschenke müssen mit diesem Buchstaben anfangen oder zu tun haben – Artikel werden dabei ignoriert.
6. Gedichtwichteln
Hierbei wird nicht der Name des Wichtelopfers auf das Geschenk geschrieben, stattdessen wird ein Gedicht geschrieben, das die Wesensart oder Besonderheiten einer der anwesenden Personen beschreibt. Hier ist Wortwitz, Kreativität und Humor gefragt. Anschließend muss geraten werden, welches Geschenk für wen gedacht war.
7. Geburtstagswichteln
Diese Variante läuft das ganze Jahr lang und spielt sich am besten mit 12 Personen. Jede Person der Wichtelrunde bekommt einen Monat zugeteilt (im besten Fall ihren Geburtstagsmonat). Die anderen Personen schenken dieser Person dann zu Beginn des Monats (oder zum Geburtstag) ein Wichtelgeschenk. So erhält jeden Monat eine Person 11 Geschenke. Nachteil hierbei ist, dass sich eine Person auch 11 Geschenke für die anderen überlegen muss.
8. Geocoinwichteln
Für alle Fans vom Geocaching gibt es eine eigene Variante: das Geocoinwichteln. Dabei wird eine noch nicht aktivierte Geocoin verschenkt, die hinterher für die GPS-Schnitzeljagd genutzt oder gesammelt werden kann.
Tipp: Mehr über das Thema erfahren Sie in unserem Magazinbeitrag zum Geocaching.
9. Aufgabenwichteln
Wie der Name schon andeuten lässt, geht es bei dieser Variante darum, Aufgaben zu erledigen. Das gezogene Wichtelopfer muss kleine, von seinem „Wichtelpaten“ gestellte Tätigkeiten erledigen. Sind diese zur Zufriedenheit des Wichtelpaten erledigt, so bekommt das Wichtelopfer jeweils eine Belohnung. Diese Art lässt sich gut in der Vorweihnachtszeit mit Kindern spielen.
10. Wichteln über mehrere Tage
Ähnlich wie die ursprüngliche Version kann auch mehrfach in der Vorweihnachtszeit gewichtelt werden. Dabei muss dem Wichtelopfer innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens eine bestimmte Anzahl an Wichtelgeschenken unbemerkt untergeschoben werden z. B. ein Geschenk pro Woche ab dem 1. Advent.
Geschenkideen fürs Wichteln:
Geschenkideen fürs Schrottwichteln:
Wichteln in Österreich
In Österreich ist das Wichteln unter dem Namen „Engerl-Bengerl“ bekannt. Dabei überraschen sich die Teilnehmenden gegenseitig mit kleinen Geschenken, während sie in die Rollen von „Engelchen“ und „Teufelchen“ schlüpfen.
Wichteln in USA, UK & englischsprachigem Raum
In den USA, dem Vereinigten Königreich und anderen englischsprachigen Ländern wird das Wichteln in Anlehnung an Santa Claus in der Regel als „Secret Santa“ bezeichnet.
Wichteln in Spanien & spanischsprachigen Regionen
In Spanien und vielen spanischsprachigen Ländern ist das Wichteln auch als „amigo secreto“ oder „(juego del) amigo invisible“ bekannt.
Wichteln in Russland
In Russland heißt das Wichteln „Тайный Санта“ (etwa: tayny sänta gesprochen), was übersetzt „geheimer Weihnachtsmann“ bedeutet – genau wie das englische Pendant.
* Wir leben Diversität und heißen alle Menschen willkommen, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Behinderung und Identität. Wir sind davon überzeugt, dass uns Vielfalt bereichert und im gemeinsamen Arbeiten voranbringt. Deshalb haben wir 2017 die Charta der Vielfalt unterzeichnet.