Tauchen Sie ein in die Stadt, die Influencer*-Herzen höherschlagen lässt. Dubai war gestern, der neue Nabel der Influencer-Welt ist nämlich wo? Na, in Bremen natürlich! Den zugegeben etwas neueren Ruf als Influencer-Hotspot hat die Hansestadt niemand Geringerem zu verdanken als dem Satiriker Jan Böhmermann. Mit #feelBREMEN brachte dieser eine Aufmerksamkeitswelle ins Rollen, die der schönen Hansestadt absolut zusteht – wenn Sie uns fragen. Seit Mitte Februar gibt es deshalb in Bremen eine staatliche „Influencer-Lizenz“. Klingt erst einmal absurd und ist auch mit einem Augenzwinkern zu verstehen – das Ganze hat jedoch einen ernsten Hintergrund. Wir klären auf, warum derzeit so viele Influencer nach Dubai gehen, warum dieser Trend streitbar ist und warum sogar Bürgermeister Bovenschulte für die alternative Bremer Lizenz warb.
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Anstoß für die in Bremen zu erwerbende Influencer-Lizenz gab Jan Böhmermann eine mehr als 6000 km entfernte Großstadt. Mit dem Instagram-Hotspot Dubai geht der bekannte Satiriker hart ins Gericht. In seiner Late-Night-Show ZDF Magazin Royale kritisiert Jan Böhmermann Influencer, die wegen Steuervorteilen und trotz fehlender Meinungsfreiheit das Land in sozialen Netzwerken bewerben. Denn einige deutsche Content-Kreierende versprechen sich vom Leben oder einem Besuch in der Metropole ein rentables Leben. Lediglich eine Lizenz des National Media Council wird dafür benötigt. Hierbei verpflichten sich Lizensierte unter staatlicher Bezuschussung, Dubai ausschließlich positiv zu beschreiben und nicht über religiöse oder politische Themen zu berichten. So könnten sie mit ihrer deutschen Reichweite Geld verdienen und gleichzeitig die Steuervorteile der Vereinigten Arabischen Emirate genießen, wirft Jan Böhmermann den Dubai Influencern vor.
Grund genug für den aus Vegesack stammenden Satiriker, die Kampagne #feelBREMEN ins Leben zu rufen und für die Hansestadt den Titel Dubai des Nordens zu beanspruchen. Böhmermann blieb durch seine Wurzeln stets mit der Region und besonders der Stadt verwurzelt, was er auch in seinem Podcast Fest & Flauschig mit Olli Schulz häufig durchblicken lässt. Erst Ende 2019 verlegten sie ihre traditionelle Live-Aufzeichnung des Podcasts am Jahresende in das Gustav-Heinemann-Bürgerhaus in Vegesack. Hierfür reisten Fans aus der gesamten Republik an. Mit solchen Aktionen lenkt der Wahlkölner immer wieder die Aufmerksamkeit auf seine Heimat, die er offenbar stets im Herzen trägt. Einmal Bremer, immer Bremer!
Was den Faschingshochburgen ihr Prinzenpaar und der Pfalz die Weinkönigin ist, sind in Bremen im Jahr 2021 die lizensierten Bremen Influencer. Unter dem Hashtag #feelBREMEN hat Jan Böhmermann seine eigene Influencer-Lizenz entwickelt und konnte dafür auch direkt Bürgermeister Bovenschulte gewinnen. Dieser ließ sich spontan auf den Spaß ein und sei froh, mit dem ZDF Magazin Royale einen so starken Partner für die Lizenz an seiner Seite zu haben. In der Kampagne werden Bremens unbestreitbare Vorzüge, wie die ansprechende Architektur und die grandiosen Shoppingmöglichkeiten, hervorgehoben. Hierbei seien natürlich auch die malerischen Strände und spektakulären Busfahrten nicht zu vergessen. Kurzum: In Bremen gibt es unendliche viele Fotomotive und spannende Spots, über die Nachwuchs-Influencer berichten können. Bis Ende Februar konnten sich online alle Interessierten als offizielle Bremen Influencer bewerben.
Der Andrang war groß: mehrere Tausend Bewerbungen gingen allein am ersten Tag der Bekanntgabe von #feelBREMEN ein. Die 50 glücklichen Auserwählten durften sich neben einer staatlichen Urkunde auch über einen einmaligen Rostbratwurst-Gutschein und eine Tageskarte der Bremer Straßenbahn AG freuen. Einzige Bedingung dafür war ein Foto oder Video aus dem Bremer Bundesland unter Verwendung des Hashtags #feelBREMEN zu posten. Von Ernennung an sei es an den Influencern, die Kampagne weiter zu verbreiten. Doch mit der humorvollen Kampagne wird nicht nur Werbung für die schöne Hansestadt gemacht, sondern auch auf die Relevanz von Meinungsfreiheit verwiesen. Denn auch wenn das Wetter im Norden oft zu wünschen übriglasse und man ums Steuern zahlen nicht herumkomme, dürfe man hier „tanzen, fluchen, Werbung für Hexerei machen und queer sein“, so im #feelBREMEN-Spot beworben.
Chronologisch lässt sich der Start der Kampagne #feelBREMEN bis hin zur Vergabe der Influencer-Lizenzen folgendermaßen darstellen:
12. Februar 2021
Jan Böhmermann ruft in einer Folge des ZDF Magazin Royale die Kampagne #feelBREMEN ins Leben. Im gleichen Zuge wird die Website feelbremen.de gelauncht.
18. Februar 2021
Die BSAG postet auf Instagram, wie das Tagesticket für Influencer aussehen könnte.
19. Februar 2021
Bremerhaven ruft als „Gegeninitiative“ #feelBREMERHAVEN und die dazugehörige Website feeelbremerhaven.de ins Leben.
13. März 2021
Die Bremerhavener Influencer-Lizenzen werden vergeben.
16. März
Die Auswahl der glücklichen Influencer und die Vergabe der Influencer-Lizenzen wird offiziell abgeschlossen.
Als Jan Böhmermann Bremen als das „Dubai des Nordens“ bezeichnete, hob er vor allem die Vorzüge der Hansestadt Bremen und weniger die des gesamten Bundeslandes hervor. Da Bremen jedoch eindeutig auch ein Zwei-Städte-Staat ist, beschlossen das Magazin NORD | ERLESEN und Bremerhavens Oberbürgermeister Melf Grantz kurzerhand, die Kampagne #feelBREMERHAVEN ins Leben zu rufen. Diese sei jedoch keinesfalls als Gegeninitiative zu verstehen. Sie entstand laut feelbremerhaven.de schließlich „in respektvoller Verneigung“ vor Böhmermanns #feelBREMEN-Kampagne. Also muss sich niemand für eine der beiden Städte entscheiden, sie gehören schließlich untrennbar zusammen. In den sozialen Netzwerken finden beide Aktionen unter den Hashtags #feelBREMEN #feelbremerhaven und #dubaidesnordens großen Anklang. Und zurecht: Fotos aus der Heimat der swb machen deutlich, dass das kleine Bundesland auf jeden Fall seinen neuen Titel Dubai des Nordens verdient hat!
* Wir leben Diversität und heißen alle Menschen willkommen, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Behinderung und Identität. Wir sind davon überzeugt, dass uns Vielfalt bereichert und im gemeinsamen Arbeiten voranbringt. Deshalb haben wir 2017 die Charta der Vielfalt unterzeichnet.