Die Fastnacht ist eine farbenfrohe Tradition, die in den Wochen vor Ostern gefeiert wird und eng mit religiösen Bräuchen verbunden ist. Gefeiert wird sie in vielen Teilen Deutschlands, trägt jedoch regional unterschiedliche Namen und hat regional abweichende Traditionen. Was für die einen Fastnacht ist, kann für die anderen Fasching und für wieder andere Karneval sein. Dabei steht hinter allem dasselbe Fest – oder? Wir klären Sie in diesem Artikel über die Hintergründe sowie Bräuche und Abläufe der Fastnacht auf.
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Inhalt:
Hier finden Sie den zeitlichen Rahmen für die nächste Fastnacht:
06. Januar 2025 Dreikönigstag (offizieller Beginn)
27. Februar 2025 Weiberfastnacht/Schmutziger Donnerstag
01. März 2025 Fastnachtssamstag
02. März 2025 Fastnachtssonntag
03. März 2025 Rosenmontag
04. März 2025 Fastnachtsdienstag
05. März 2025 Aschermittwoch (offizielles Ende)
Die christliche Fastnacht ist eng mit der 40-tägigen Fastenzeit als Vorbereitung auf das Osterfest verbunden. Das wird schon am Namen deutlich, denn das Wort „Fastnacht“ bezeichnet die „Nacht vor dem Fasten“ bzw. den Zeitraum vor Anbruch der Fastenzeit. Fastnacht dauert sechs Tage – vom Donnerstag bis zum Aschermittwoch. Doch der geschichtliche Ursprung der Fastnacht ist komplex.
Zum einen entstanden über die Jahre unterschiedliche Bezeichnungen für ein und dasselbe Fest: Fasching, Fassenacht, Fasnet, Fastabend, Karneval etc. Zusätzlich entwickelten sich regionale Unterschiede in Bezeichnung, Zeitraum sowie Brauchtum, obwohl das grundlegende Prinzip gleichblieb: Unabhängig von Position oder Status stehen alle Menschen in dieser Zeit auf einer Ebene, trinken, essen und feiern gemeinsam die letzten Tage vor der Fastenzeit.
Zum anderen gab es ähnliche Feste schon vor tausenden von Jahren. Im alten Babylon gab es ein siebentägiges Fest, bei dem Niedere und Höhere gleichgestellt waren. In Rom gab es das Fest Saturnalien, bei dem unabhängig von Status alle gemeinsam an einem Tisch aßen und tranken. In Griechenland und in Ägypten gab es ebenfalls vergleichbare Feste.
Spätestens seit dem Mittelalter wurde diese Gleichstellung der Menschen genutzt, um Kritik an der Obrigkeit zu üben. So ließen es sich die unteren Schichten nicht nehmen, die obere Schicht in Form von grotesken Verkleidungen und Imitationen zu verhöhnen und zu verspotten. Es entstand unter anderem die heute noch präsente Jeck- bzw. Narrenfigur.
Ja und nein.
Ja, da wie bereits erwähnt, die Regionalität eine große Rolle spielt und dafür sorgte, dass sich unterschiedliche Namen und Bräuche etabliert haben.
Nein, weil die Feste demselben Prinzip folgen: Alle Menschen sind zu dieser Zeit gleichgestellt und zelebrieren gemeinsam die Zeit vor dem Fastenbeginn.
a) Fastnacht/Fasnacht/Fasnet
Das Wort Fastnacht bezeichnet wörtlich die „Nacht vor dem Fasten“, meint aber den sechstägigen Zeitraum vor Anbruch der Fastenzeit. Die Begriffe Fastnacht, Fasnacht, Fasnet und Abweichungen davon werden primär im südwestdeutschen Raum verwendet.
b) Fasching
Das Wort Fasching kommt vom „Fastenschank“, also dem letzten Ausschank alkoholischer Getränke vor der Fastenzeit. Laut dem Atlas der deutschen Alltagssprache ist dieser Begriff im deutschsprachigen Raum am weitesten verbreitet.
c) Karneval
Karneval kommt vom italienischen „carnevale“, einer Kurzform des lateinischen Begriffs „carnislevamen“, was so viel wie „Fleischwegnahme“ bedeutet. Karneval sagt man vor allem im Westen Deutschlands. Begriffe wie Fastelovend und Fastenabend sind im nördlichen Rheinland regionale Mundarten des Begriffs.
Tipp: In Bremen wird Karneval ganz anders gefeiert. Wie, das erfahren Sie in unserem Artikel Samba-Karneval in Bremen.
Beginn der Fastnacht
Die Fastnachtszeit beginnt in Deutschland traditionell am 6. Januar (Dreikönigstag). An diesem Tag wird zumeist geputzt und gesäubert – als Vorbereitung auf die Vorfastenzeit. Hinzu kommen Narrenversammlungen, die ab diesem Tage vereinzelt an den nachfolgenden Wochenenden stattfinden.
Tipp: Als offizielle Eröffnung für den Karneval gilt hingegen der Martinstag, der 11. November. Dieser geht auf eine frühere vorweihnachtliche Fastenzeit zurück. Noch mehr über Sankt Martin sowie den Martinstag erfahren Sie in unserem Artikel Bremer Lichtermeer.
Highlights der Fastnacht
Die Höhepunkte der Fastnacht fallen in die Fastnachtswoche, die sich vom „Schmutzigen Donnerstag“ bis zum Fastnachtsdienstag erstreckt. In dieser Zeit finden Umzüge mit Musik und Tanz statt. Es wird viel gegessen und gefeiert. Die Menschen verkleiden sich und tragen Masken.
Ende der Fastnacht
Mit dem Aschermittwoch endet die Fastnachtszeit und die Fastenzeit beginnt. In einigen Regionen wird in der Nacht zu Aschermittwoch um Mitternacht eine Strohpuppe namens Nubbel verbrannt, die als Verantwortlicher für die vorausgehenden frevelhaften Tage gilt. In anderen niederrheinischen Städten wird eine historische Narrenfigur, der sogenannte Hoppeditz, zu Grabe getragen.
1. Verkleiden
An Fastnacht stehen das Verkleiden und Kostümieren ganz weiten oben auf der Liste. Die Menschen lieben es, sich an diesem Tag als Hexe, Narr, Teufel, Monster etc. zu verkleiden.
2. Fastnachtsumzüge
Doch die verkleideten Menschen ziehen nicht allein durch die Straßen. In der Regel gibt es zur Fastnacht organisierte Umzüge mit Umzugswagen, die bunt geschmückt sind und quer durch die Stadt ziehen. Die Menschen auf den Umzugswagen werfen dabei mit Süßigkeiten.
3. Narrenrufe
Zur Zeit der Fastnacht gehören ebenso die Narrenrufe. Bekannte Narrenrufe sind z.B. Helau, Alaaf, Ahoi, Hex und viele weitere. Diese sind keinesfalls willkürlich, sondern regional fest verwurzelt, sodass bestimmte Ausrufe in anderen Regionen negativ auffallen. Damit Sie nicht negativ auffallen, merken Sie sich: Alaaf in Köln und Helau in Düsseldorf.
4. Narrensitzungen
Karnevals- oder Narrensitzungen sind teils große Bühnenveranstaltungen, bei denen Menschen zusammenkommen, um gemeinsam zu feiern und vor allem zu lachen. Teilweise werden die größten ihrer Art sogar im Fernsehen übertragen. Meistens organisieren Karnevalsvereine diese Sitzungen, in denen es Tanz, Musik, Comedy und mehr gibt. Inhaltlich werden besonders Personen des öffentlichen Lebens wie Politikerinnen und Politiker* gemäß dem Fastnachtursprung auf die Schippe genommen. Manchmal sind diese sogar selbst anwesend und machen aktiv mit.
5. Typisches Essen
Traditionell typisches Essen zur Fastnachtszeit ist meist Gebäck wie Krapfen, Kreppel, Berliner, Mutzen, Quarkbällchen, Amerikaner oder besondere Fastnachtskuchen. Diese Speisen sind süß und fettig und werden viel am sogenannten Schmutzigen Donnerstag zubereitet und gegessen.
Übrigens: Dies ist nur eine Auswahl an beliebten Fastnachtsbräuchen, da es unzählige regionale Eigenheiten gibt. In diesem Artikel erfahren Sie, was als Typisch Bremen gilt.
Wann ist Weiberfastnacht?
Die Weiberfastnacht (auch Altweiberfastnacht) wird je nach Brauchtum an unterschiedlichen Tagen zelebriert. Meist ist es jedoch der Donnerstag vor dem Rosenmontag, der auch Schmutziger Donnerstag genannt wird und die Tollen Tage einleitet – also die letzten paar Tage vor dem Fastenbeginn.
An diesem Tag wurde als Witz den Frauen das Sagen überlassen. So „besetzen“ sie heutzutage zu dieser Zeit das Rathaus und schneiden Männern mit einer Schere die Krawatten ab, um den vorübergehenden Rollentausch zu symbolisieren.
Wann ist der Schmutzige Donnerstag?
Ebenfalls sechs Tage vor Aschermittwoch leitet in anderen Regionen der Schmutzige Donnerstag die Fastnacht ein, so z.B. auch die schwäbisch-alemannische Fastnacht. Das Wort schmutzig – oft auch schmotzig – bedeutet dabei fettig.
Dies steht zum einen mit dem letzten großen Tag des Schlachtens vor dem Fasten in Verbindung und zum anderen mit den beliebten, fettigen Mahlzeiten, die während dieser Zeit verzehrt werden: Krapfen, Mutzen etc.
Übrigens: Die Fastnacht ist ebenso wie der Karneval für viele Menschen eine besondere Zeit, weshalb sie oft auch als fünfte Jahreszeit bezeichnet wird. Mehr über die typisch bremische fünfte Jahreszeit erfahren Sie in unserem Artikel Bremer Freimarkt.
* Wir leben Diversität und heißen alle Menschen willkommen, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Behinderung und Identität. Wir sind davon überzeugt, dass uns Vielfalt bereichert und im gemeinsamen Arbeiten voranbringt. Deshalb haben wir 2017 die Charta der Vielfalt unterzeichnet.